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Häfen in Bremen und Hamburg Zweistellige Rückgänge im Containerumschlag

In den bremischen Häfen und im Hamburger Hafen ist der Containerumschlag im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat eingebrochen - in zweistelliger Größenordnung. Wie erklärt sich das?
24.03.2023, 05:00 Uhr
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Zweistellige Rückgänge im Containerumschlag
Von Peter Hanuschke

Der Containerumschlag gilt als ein Gradmesser für Konjunkturentwicklungen. Danach dürfte der Konjunkturmotor in ein paar Bereichen ins Stocken geraten sein: In den bremischen Häfen gab es im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Minus von 21,5 Prozent. Das geht aus der Schnellstatistik hervor, die das Häfenressort monatlich veröffentlicht. Ein schlechteres Ergebnis liegt weit zurück: Das war im Januar 2009. Die bremischen Häfen sind von einem Rückgang nicht allein betroffen: Auch im Hamburger Hafen und im Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven gab es ein Minus.

Minus auch in Wilhelmshaven

Im Hamburger Hafen lag der Rückgang im ersten Monat dieses Jahres im Vergleich zu Januar 2022 bei 26,6 Prozent, berichtete das "Hamburger Abendblatt". In Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven ist auch von einem Minus die Rede – auf einem niedrigeren Niveau als in Hamburg und Bremen, heißt es aus dem Umfeld des Jade-Weser-Ports. Das Jahr sei nicht so positiv angelaufen. Offizielle Zahlen will Niedersachsen Ports erst am kommenden Montag veröffentlichen.

Dass es diese Entwicklung bereits länger gibt, wird am Beispiel der bremischen Häfen deutlich: Auch die Monate November und Dezember sind von den Container-Umschlagszahlen die schlechtesten im Monats-Jahresvergleich der jüngeren Vergangenheit. Selbst November und Dezember im Jahr 2009 waren besser. Ähnlich sieht es im Oktober aus. Da gab es im gleichen Zeitraum nur im Oktober 2019 ein schlechteres Ergebnis.

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"Insgesamt kann man sagen, dass mehrere der großen Linienreedereien seit Monaten mit zurückgehenden Mengen aus China zu kämpfen haben und inzwischen auch große Schiffe außer Dienst genommen werden", sagte Burkhard Lemper, Geschäftsführer des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft, auf Nachfrage des WESER-KURIER. Die dänische Reederei Maersk habe seit November einen großen Fernost-Dienst ausgesetzt, und "gerade diese Woche kam die Nachricht, dass der zum Nachteil Bremerhavens nunmehr eingestellt wird". Bremerhaven bekomme da auch keinen Ersatz. "Die hohen Rückgänge sind sicherlich nicht allein durch den Wegfall dieses einen Dienstes zu erklären, aber zusammen mit dem allgemeinen Mengenrückgang im Chinaverkehr könnte das einen wichtigen Teil der Gründe ausmachen", so Lemper.

Handels- und Transportmengen fehlen

Als einen wesentlichen Grund des Mengen-Rückgangs in den bremischen Häfen sieht das Häfenressort auch die Aussetzung eines Asien-Europa-Dienstes von Maersk. Ursache dafür sei, dass im Moment die Handels- und damit die Transportmengen fehlten. Zudem trage die derzeitige Weltlage nicht zu stabilen Lieferketten bei, nichts zuletzt aufgrund des Ukrainekriegs.

Dass sich die Konjunkturlage deutlich verändert hat, zeigt sich auch an den Frachtraten: Noch vor einem Jahr kostete ein Container etwa 19.000 US-Dollar, inzwischen liegt der Preis bei rund 800 US-Dollar.

Auch wenn im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest die ersten drei Monate im Jahr beim Hafenumschlag immer von Umschlagseinbrüchen gekennzeichnet seien, ist der Rückgang für Jan Ninnemann in Hamburg "eklatant",  zitierte das "Hamburger Abendblatt" den Logistikprofessor an der Hamburg School of Business Administration. Allgemein sieht Ninnemann zwei Gründe für die Umschlagsdellen: Die Kauflust der Verbraucher gehe wegen der Inflation und der hohen Energiepreise zurück. Und die produzierenden Betriebe hätten wegen der Lieferkettenprobleme in der Coronapandemie ihre Lager gut gefüllt, um weiterhin produzieren zu können. Das lasse die Bestellmengen schrumpfen.

Auch Automobilumschlag rückläufig

Dass der Konjunkturmotor stottert, zeigt sich gerade in den bremischen Häfen auch an anderen Stellen: So lag der Automobilumschlag im Januar bei 100.000 Fahrzeugen. Gegenüber dem Januar des Vorjahres bedeutet das einen Umschlagsrückgang von 21,2 Prozent. Nur die Januar-Monate in 2009 und 2010 waren von den Zahlen her schlechter. Beim Seegüterumschlag (Massengut und Stückgut) wurden im Januar 4,6 Millionen Tonnen umgeschlagen. Im Vergleich zum Januar 2022 ist das ein Minus von 25,3 Prozent. Massengut ging dabei um 8,5 Prozent und Stückgut um 27,8 Prozent zurück.

Im Hamburger Hafen sei der Rückgang beim Containerumschlag gleichermaßen auf Import und Export verteilt, schreibt das "Hamburger Abendblatt". Der massive Rückgang falle in der Gesamtbilanz etwas moderater aus, weil es deutliche Zunahmen beim Massengut gegeben habe. Das sei bei Getreide, Erzen und Mineralölprodukten der Fall gewesen. Im Hamburger Hafen sei deshalb der Gesamtumschlag im ersten Monat dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahresmonat nur um 14 Prozent zurückgegangen.

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