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Containerumschlag Wie unterschiedlich sich die drei Seehäfen im Norden entwickeln

Der Containerumschlag hat sich in den drei Seehäfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven im ersten Quartal sehr unterschiedlich entwickelt. Warum dennoch alle drei Häfen eine Gemeinsamkeit haben.
13.05.2022, 15:10 Uhr
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Wie unterschiedlich sich die drei Seehäfen im Norden entwickeln
Von Peter Hanuschke

Der Hamburger Hafen steigert seinen Containerumschlag leicht – das gilt zumindest für die HHLA-Terminals -, Bremerhaven verliert in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, und der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven zieht mit 45 Prozent davon. An der Elbe gibt es nur ein Plus von 3,7 Prozent, an der Weser liegt das Minus bei über acht Prozent. Dennoch sind alle Häfen im Grunde gleich gut aufgestellt. Warum? Alle drei Häfen erreichen in etwa die Mengen, die sie im ersten Quartal 2019, also weit vor Ausbruch von Corona, umgeschlagen hatten.

Dennoch läuft es unterschiedlich rund an den drei Standorten. Die weltweiten Lieferkettenprobleme, Schiffsverspätungen, Schiffsausfälle, vollgestellte Flächen mit leeren Containern, Lkw-Staus bei den Containerverkehren zum Hafen hin und wieder weg machen Hamburg und Bremerhaven zu schaffen - den beiden größten deutschen Seehäfen. Derweil profitiert der Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven von den seit Monaten anhaltenden Verwerfungen: Die eine oder andere Reederei hat ihre Schiffe zum Jade-Weser-Port umgeleitet, um die Abfertigungsstaus in etablierten Häfen wie Hamburg und Bremerhaven, aber auch Rotterdam zu vermeiden.

Das spiegelt sich auch im Quartalsbericht von Eurokai wider. Das Hamburger Unternehmen ist zusammen mit der Bremer BLG Logistics Group - der Logistikdienstleister gehört der Stadt Bremen - zu gleichen Teilen Eigentümer des  Umschlagunternehmens Eurogate. Eurogate betreibt drei Containerterminals in Bremerhaven und jeweils eins in Hamburg und Wilhelmshaven: "Die Umschlagsmengen der Eurogate-Gruppe an den deutschen Standorten sind im Berichtszeitraum mit 1,989 Millionen Standardcontainern (TEU) gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres  insgesamt um fünf Prozent gesunken. Der Standort Wilhelmshaven hatte mit einem Zuwachs von 45 Prozent allerdings erneut eine beachtliche Mengensteigerung zu verzeichnen."

Am Jade-Weser-Port lag der Umschlag bei 194.000 TEU. In Bremerhaven gingen in den ersten drei Monaten insgesamt 1,23 Millionen TEU (minus neun Prozent) über die Kaikante, und am Terminal im Hamburger Hafenteil Waltershof waren es 567.000 TEU (minus 6,9 Prozent).

Die durch die Pandemie sowie den Krieg in der Ukraine bedingten Störungen der globalen Lieferketten und dadurch verursachte Schiffsverspätungen "halten unverändert an", stellt Eurokai im Quartalsbericht fest. "Lange Standzeiten der Container in den Terminals führen zu Produktivitätseinschränkungen bei anhaltend hohen Lagergelderlösen." Trotz der damit einhergehenden operativen Herausforderungen habe sich das Ergebnis der Eurogate-Gruppe im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres "deutlich verbessert".

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) führt ihren Quartalszuwachs auf einen Anstieg im Fahrtgebiet Fernost zurück. Statt 1,677 Millionen TEU im Vorjahreszeitraum lag der Umschlag in den ersten drei Monaten dieses Jahres  an den HHLA-Terminals bei 1,74 Millionen TEU. Wegen Kapazitätsengpässen hatte der Hamburger Hafen im vergangenen Sommer ein paar Schiffslinien "verloren" - die dänische Reederei Maersk und die französische Reederei CMA CGM hatten ab Juni einige Schiffe nach Bremerhaven und Wilhelmshaven umgeleitet.

Was auch das langfristige Geschäft am Jade-Weser-Port angeht, sieht Holger Banik den Tiefwasserhafen immer besser aufgestellt. Die jüngste Entwicklung bezeichnete der Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH sowie der Jade-Weser-Port-Realisierungs-GmbH als "signifikante Steigerung". Und die Weichen seien auch mittelfristig auf weiteres Wachstum gestellt, so Banik und verwies auf das Engagement der deutschen Containerlinienreederei in Wilhelmshaven.

Anfang Mai hatte die EU-Kommission die im September angekündigte Beteiligung der Reederei am Jade-Weser-Port genehmigt. Laut der Brüsseler Behörde hat der geplante Einstieg nur begrenzte Auswirkungen auf den Binnenmarkt und wirft daher keine wettbewerblichen Bedenken auf. Hapag-Lloyd will sich beim Jade-Weser-Port mit 30 Prozent am Container Terminal Wilhelmshaven und mit 50 Prozent am Rail Terminal Wilhelmshaven beteiligen. Zuvor hatte die Reederei Maersk diese Anteile. Der Terminalbetreiber Eurogate soll die verbleibenden Anteile wie bislang halten.

Mit dem Einstieg von Hapag-Lloyd ist die Erwartung verbunden, dass der Jade-Weser-Port langfristig sein Umschlagsvolumen steigern kann. Denn noch ist der Tiefwasserhafen, der 2012 in Betrieb genommen wurde, weit entfernt von seiner jährlichen Kapazitätsgrenze, die bei 2,7 Millionen TEU liegt. Anteilseigner an dem Hafen sind die Bundesländer Niedersachsen mit 50,1 Prozent und Bremen mit 49,9 Prozent. 

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