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Containerumschlag Die Westhäfen wachsen schneller

Seit Jahren wächst der Containerumschlag schneller in den Westhäfen Rotterdam und Antwerpen als in Bremerhaven und Hamburg. Was die deutschen Seehäfen dagegen unternehmen wollen.
17.02.2022, 16:58 Uhr
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Die Westhäfen wachsen schneller
Von Peter Hanuschke

Seit Jahren sind die Zuwächse in den beiden größten europäischen Häfen beim Containerumschlag höher als bei den beiden größten deutschen Seehäfen Hamburg und Bremerhaven: Und es zeichnet sich ab, dass die Häfen in Rotterdam in den Niederlanden - Nummer eins in Europa - und im belgischen Antwerpen weiterhin die Nase vorn haben werden. Davon geht zumindest Frank Dreeke aus. Der Vorsitzende der Bremer BLG Logistics Group hält Bremerhaven und Hamburg deshalb aber nicht für abgehängt. Im Gegenteil: Für beide Häfen sieht er Entwicklungspotenzial und bezieht das auch auf den Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven.

Westhäfen wachsen schneller

Dass Rotterdam und Antwerpen im Verhältnis weiterhin stärker wachsen werden als die deutschen Seehäfen liege in erster Linie daran, dass die beiden weltweit größten Containerlinienreedereien - Maersk aus Dänemark und die Schweizer Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) - ihre eigenen Terminalaktivitäten in der Vergangenheit an beiden Standorten deutlich ausgebaut hätten, sagte Dreeke in dieser Woche im Rahmen der Hafenbilanz der bremischen Häfen zum Containerumschlag, der bei der BLG über den Terminalbetreiber Eurogate abgewickelt wird. "Und wenn ich eigene Terminals habe, dann sehe ich zu, dass ich sie mit meinen eigenen Schiffen voll mache - da geht man nicht fremd." An Eurogate ist die BLG zu 50 Prozent beteiligt, die andere Hälfte gehört dem Hamburger Unternehmen Eurokai.

Maersk und MSC beteiligt

Doch was für Rotterdam und Antwerpen von Vorteil ist, das gilt insbesondere auch für Bremerhaven - zumindest zum Teil: Denn an zwei der insgesamt drei Terminals von Eurogate entlang der Stromkaje sind die beiden Reedereien beteiligt -  Maersk mit 50 Prozent am North Sea Terminal und MSC mit einem Joint Venture am MSC Gate Bremerhaven. "Das ist eine Konstellation, die natürlich hervorragend für den Standort und die weitere Entwicklung ist", so Dreeke.

Auch am Jade-Weser-Port, Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen, gibt es eine Reederei-Beteiligung am Eurogate-Terminal: Die deutsche Reederei Hapag-Lloyd, die fünftgrößte Container-Reederei der Welt, die auch am Container-­Terminal Altenwerder in Hamburg mit 25,1 Prozent beteiligt ist, hatte im September die Maersk-Anteile über 30 Prozent am Container-Terminal Wilhelmshaven und die Hälfte am Rail-Terminal Wilhelmshaven übernommen.

In Hamburg hat sich die chinesische Reederei Cosco im vergangenen Jahr am Container-Terminal Tollerort beteiligt - einem der vier großen Umschlagsplätze: Die zur Unternehmensgruppe gehörende Cosco Shipping Ports hat eine 35-prozentige Minderheitsbeteiligung und ist somit Partner der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) - dem Gegenstück zum Bremer Terminalbetreiber Eurogate, der auch in Hamburg vertreten ist.

Höhere Personalkosten

Dass die sogenannten Westhäfen Rotterdam und Antwerpen schon seit langem stärker zulegen als Hamburg und Bremerhaven, zeigt sich an Durchschnittswerten seit 2007, die das "Handelsblatt" anhand von Hafenangaben ermittelt hat. Danach ist der Containerumschlag seitdem in Rotterdam und Antwerpen jährlich im Schnitt um 2,2 beziehungsweise drei Prozent gestiegen, während Hamburg im Jahresdurchschnitt jeweils 1,2 Prozent verlor. In Bremerhaven lag das durchschnittliche Minus bei 0,2 Prozent. Ein Grund für diesen Trend könnten auch die unterschiedlichen Personalkosten sein, denn die seien beispielsweise im Hamburger Hafen viel zu hoch, zitierte das "Handelsblatt" den Logistikprofessor Jan Ninnemann. Einen Container umzuschlagen, sei deshalb 20 bis 25 Prozent teurer als in Antwerpen oder Rotterdam.

HHLA und Eurogate

Sich geschlagen geben und sich allein auf Reederei-Terminalbeteiligungen verlassen, das wollen die deutschen Seehäfen aber nicht. So planen die beiden in Deutschland marktbeherrschenden Terminalbetreiber Eurogate und HHLA bekanntlich die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens für den Containerumschlag an den Standorten Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven. Die Gespräche darüber ziehen sich allerdings schon seit knapp zwei Jahren. Ob und wann es ein Ergebnis geben wird, dazu konnte oder wollte sich Dreeke nicht zu äußern: Beide Seiten hätten Stillschweigen vereinbart.

Politische Unterstützung

Unterstützung gibt es für die Pläne von Seiten der Politik sowohl aus Hamburg als aus Bremen - beide Städte sind jeweils mehrheitlich an den Terminalbetreibern beteiligt. "Wir versprechen uns durch einen Zusammenschluss mehr Wettbewerbsfähigkeit", unterstrich Bremens Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD) während der Hafenbilanz.

Unabhängig der Kooperationsabsichten beider Rivalen hat Eurogate einen Transformationsprozess eingeläutet, der 2019 auf den Weg gebracht wurde. Dabei geht es um die jährliche und dauerhafte Personal- und Sachkosten-Einsparung von 84 Millionen Euro. Gleichzeitig will das Unternehmen in Digitalisierung und zeitgemäße Technik investieren, um eine höhere Produktivität zu sichern und an Dynamik zu gewinnen. Dazu gehört unter anderem die Digitalisierung von Prozessen, beispielsweise durch verbesserte Software-Lösungen in der Verwaltung oder auch bei der LKW-Abfertigung am Gate.

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