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Siemens in Cuxhaven Countdown für den Produktionsstart

In wenigen Wochen soll der Betrieb der Siemens-Turbinenfabrik in Cuxhaven starten. Vorab machte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Stopp auf der Baustelle.
22.06.2017, 20:30 Uhr
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Von Maren Beneke und Peter Hanuschke

Kurz stutzen muss Stephan Weil (SPD) dann doch. Schon im Juli soll der Betrieb des Siemens-Turbinenwerkes in Cuxhaven beginnen. Danach sieht es in der Produktionshalle bislang allerdings noch nicht aus. Überall Baulärm, Kräne und lose Rohre. Doch Marc Becker, Geschäftsführer bei Siemens Gamesa Renewable Energy, kann seine Gäste beruhigen. Man sei definitiv im Zeitplan, versichert er Niedersachsens Ministerpräsidenten, der am Donnerstagnachmittag auf seiner Sommertour zusammen mit Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) einen Zwischenstopp auf der Baustelle macht.

Starten will Siemens mit der Fertigungslinie in der Mitte der Halle. Dort werden die Motoren entstehen. Erst später sollen dann die anderen beiden Linien, auf denen die Maschinengehäuse und die Naben gebaut werden, in Betrieb genommen werden. Im kommenden Jahr, so der Plan, werden dann die ersten kompletten Anlagen das Gelände an der Elbmündung verlassen.

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Die Vorzeichen könnten allerdings besser sein. Zuletzt konnte Konkurrent Vestas Wind Systems den Münchner Konzern gleich mehrfach bei Ausschreibungen ausstechen. Becker ist dennoch gelassen. „So ist der Wettbewerb“, sagt er. Ja, es stimme, Vestas habe einen Lauf gehabt. Davor sei es aber Siemens gewesen, das mehrfach Aufträge in Folge habe an Land ziehen können. „Und das wird auch in Zukunft wieder passieren.“

Becker und Gesamtprojektleiter Carsten-Sünnke Berendsen führen Weil und die anderen Gäste bei bestem Wetter über die Baustelle und erklären das, was sie einen „industriellen Meilenstein“ nennen. Es ist nicht nur das erste Mal seit mehr als 20 Jahren, dass Siemens eine neue Fabrik auf deutschem Boden baut. Beim neuen Werk, in dem bei voller Auslastung bis zu einhundert Offshore-Anlagen im Jahr gebaut werden können, hat sich der Konzern nach eigenen Angaben von der Automobilindustrie inspirieren lassen. „Wir haben alle Fertigungsprozesse auf den Kopf gestellt, die gesamte Logistikkette neu gedacht“, sagt Becker. Erstmals würden auch Zulieferer auf einem Gelände von Siemens angesiedelt und eingebunden, die auch für andere Auftraggeber arbeiten könnten. Cuxhaven ist derzeit mit mehreren Interessenten im Gespräch.

Cuxhaven hat sich etabliert

„Cuxhaven hat sich nach bitteren Jahren als deutsches Offshore-Zentrum etabliert“, so Weil. Er sagt das mit Blick auf den Niedergang der Fischindustrie, der der Stadt lange zu schaffen gemacht hatte. Er sagt das aber auch mit Blick auf die gesamte Branche. „2013 gab es kaum noch eine Perspektive.“ Durch die Koalitionsvereinbarung der schwarz-roten Bundesregierung und das Erneuerbare-Energien-Gesetz sei Offshore wieder in Fahrt gebracht worden. „Wie stark, das finde ich ganz erstaunlich.“

Der Landeschef informiert sich bei dem Rundgang auch über die Jobs, die in der Fabrik entstehen werden. 1000 Menschen sollen allein im Werk arbeiten, ein Teil davon bei externen Dienstleistern. Rund um die Fabrik entstehen nach Schätzungen noch einmal gut 600 Arbeitsplätze. Zuletzt war zu hören, dass Siemens Probleme habe, alle Stellen zu besetzen. Berendsen erteilt dem eine klare Absage: Gut 3000 Bewerbungen seien bei den Konzern eingegangen.

Auch für Bremerhaven von Bedeutung

Auch für Bremerhaven bekommt das Werk immer mehr Bedeutung – zumindest für einen Teil der Mitarbeiter, die beim Offshore-Turbinenhersteller Adwen beschäftigt sind: Auf einer Betriebsversammlung wurde den Mitarbeitern kürzlich nahegelegt, sich bei der neuen Turbinenfabrik zu bewerben. Adwen gehört durch den Zusammenschluss von Siemens und dem spanischen Windgeneratorenhersteller Gamesa nun zum zusammengeschlossenen Unternehmen. Derzeit wird bei Adwen der letzte Auftrag für den Offshore-Windpark Wikinger in der Ostsee abgearbeitet – ein Folgeauftrag ist nicht in Sicht.

Was aus dem Unternehmen werden soll, darüber gibt es auch aktuell keine weiteren Informationen von der Geschäftsleitung, heißt es vonseiten eines Adwen-Betriebsrats, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung in Cuxhaven sind aus seiner Sicht aber nur sehr begrenzt: Es solle nur darum gehen, ein paar Lücken zu schließen.

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