Im Bundesland Bremen sind im vergangenen Jahr weniger Unternehmen in Insolvenz gegangen als noch im Pandemiejahr 2020. Das hat die Wirtschaftsauskunft Creditreform ermittelt. Während 2021 insgesamt 153 Firmen in die Pleite gingen, waren es im Vorjahr noch 204. Auf der einen Seite zeige sich damit in Bremen die gleiche rückläufige Tendenz seit Beginn der Corona-Pandemie mit einem verhaltenen Insolvenzgeschehen wie im gesamten Bundesgebiet. Peter Dahlke von Creditreform Bremen sagte: „Im Zuge der Corona-Pandemie kamen viele Unternehmen in den Genuss staatlicher Hilfen und Förderungen. Durch diese Unterstützung über alle Branchen hinweg konnte die vielfach prognostizierte Insolvenzwelle unterdrückt werden."
Die Gefahr der "Zombie-Unternehmen"
Auf der anderen Seite sieht Dahlke die Gefahr einer wachsenden Zahl an "Zombie-Unternehmen": "Sie sind in den Genuss finanzieller Hilfen gekommen, wären unter regulären Verhältnissen jedoch längst vom Markt verschwunden." Ähnlich wie bereits im Vorjahr entfielen zwei Drittel der Insolvenzen auf den Bereich Dienstleistungen. Während die Zahl der Firmenpleiten im Baugewerbe 2021 leicht gestiegen ist, waren die Insolvenzen in allen andern Bereichen rückläufig.
Eine Branche konnte laut Dahlke von den gelockerten Corona-Bestimmungen sowie den fortdauernden Möglichkeiten, Corona-Hilfszahlungen und KfW-Kredite in Anspruch zu nehmen, nicht profitieren: Die Gastronomie war neben Unternehmen aus der Transportbranche auch im letzten Jahr stark von den Insolvenzen betroffen. „Das Gastgewerbe hatte durch neue Corona-Schutzmaßnahmen weiterhin teils deutliche finanzielle Einbußen. Dass im vergangenen Jahr viele Gäste ausgeblieben sind, auch bei niedrigen Inzidenzen, hat die Branche weiter belastet“, stellt Peter Dahlke fest.
Insolvenzen wegen Lieferengpässen
Durch Lieferengpässe und steigenden Kostendruck waren zudem Unternehmen aus der Transportbranche stark durch eine Insolvenz gefährdet. Auch bei Firmen aus den Bereichen Bauinstallation und Ausbaugewerbe sei im letzten Jahr keine spürbare Entspannung eingetreten. Die Zahl der Insolvenzen im Einzelhandel sei im Vergleich zu 2020 aber zurückgegangen. Was Dahlke ebenso beobachten konnte:
2021 wurden etablierte Unternehmen mit einem Alter zwischen sechs und zehn Jahren sowie 11 bis 25 Jahren häufiger insolvent.
Normalerweise sind nach Angaben von Creditreform Bremen von einer Insolvenz regelmäßig junge Firmen überdurchschnittlich betroffen, die noch nicht lange am Markt agieren - ihnen fehle vielfach die unternehmerische Erfahrung. Dass ihr prozentualer Anteil zurückgegangen ist, begründet Dahlke so: „Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Weg in die Selbständigkeit mit einer Neugründung während der Pandemie gut überlegt und geplant ist. Corona ist für diese Start-Ups keine negative Begleiterscheinung, so dass eine pandemiebedingte Pleite hier eher unwahrscheinlich ist.“
Bremen Schlusslicht bei Insolvenzen
Im Vergleich mit anderen Bundesländern nimmt Bremen mit 98 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen die Schlussposition ein, während die Zahl in Brandenburg bei 28 liegt. Dies liege insbesondere daran, dass sich in einem Stadtstaat naturgemäß viele Unternehmen auf kleiner Fläche ansiedeln und damit das Gründungsgeschehen sowie auch die Unternehmensschließungen stärker ausgeprägt seien. „In einer Großstadt wie Bremen gibt es viele neu gegründete Kleinstfirmen und Start-ups, die mitunter ebenso schnell auch wieder vom Markt verschwinden. Diese Dynamik fehlt in ländlichen Gebieten und wirkt sich dort positiv auf die Insolvenzstatistik aus“, erläutert Dahlke.