Stuttgart. Anstatt Rekordgewinne zu verkünden, ist Dieter Zetsche nun um Schadensbegrenzung bemüht und erklärt sich. Er spricht von Gegenwind, Handelsstreit und Dieseldiskussionen. Die Gründe, die ihm am Mittwoch die letzte Bilanzpressekonferenz als Daimler-Vorstand vermiest haben dürften. Wenn Zetsche im Mai die Führung an Entwicklungschef Ola Källenius übergibt, überlässt er einen Konzern, dessen Gewinn im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent eingebrochen ist.
Allem voran die Autosparte hat 2018 gelitten. Zwar ist der Absatz an Fahrzeugen zuletzt minimal gestiegen und hat damit den achten Rekordwert in Folge erreicht. Die Umsatzrendite des Geschäftsbereichs, die den Anteil des Gewinns am Umsatz anzeigt, ist jedoch gesunken. Vergangenes Jahr lag sie bei nur noch bei 7,8 Prozent. 2017 waren es noch 9,4 Prozent gewesen. „Damit können und wollen wir nicht zufrieden sein“, sagte Zetsche. In der Regel peilt der Konzern hier einen Wert von acht bis zehn Prozent an.
Dass Daimlers Gewinn stark zurückgegangen ist, kommt allerdings nicht gänzlich überraschend. Vergangenes Jahr hatte der Konzern bereits zwei Gewinnwarnungen ausgegeben. Neben dem globalen Handelsstreit zwischen China, den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union hat vor allem das neue Testverfahren WLTP für Probleme bei Daimler gesorgt. Wie auch bei anderen Herstellern hat sich die Umstellung und Zulassung auf den neuen Verbrauchsmesszyklus verzögert. Ärger machte zudem der Auslieferstopp für einzelne Dieselmodelle.
Ein Stellenabbau sei aber nicht geplant, sagte ein Sprecher. Für die Stammbelegschaft in Deutschland sind betriebsbedingte Kündigungen ohnehin ausgeschlossen. Leiden könnten allerdings die Leiharbeiter, die von Konzernen in der Regel eingesetzt werden, um flexibler produzieren zu können. Zetsche kündigte Gegenmaßnahmen in der Autosparte an, nannte aber keine Details. „Wir sind in der Erarbeitung dieses Programms“, sagte der Daimler-Chef. Solange Umfang und einzelne Bestandteile nicht feststünden, könne er sich dazu nicht weiter äußern. Die Umsetzung liege jedoch in der Verantwortung des neuen Vorstandsteams.
Ob das verschlechterte Ergebnis irgendeinen Einfluss auf das Bremer Werk hat, ist daher bislang noch völlig unklar. Michael Peters, Betriebsratschef der Produktion in Sebaldsbrück, ist jedenfalls optimistisch. „Für unser Werk ist weiterhin eine hohe Stückzahl geplant, daher sehe ich keinen Grund zur Diskussion“, sagt er. Außerdem ist Bremen Ausgangspunkt für eine Zeitenwende des Daimler-Konzerns. Hier soll die Serienproduktion des ersten Elektroautos der neuen Marke EQ anlaufen. Für die Herstellung werden die Mitarbeiter seit Monaten vorbereitet.
„Wir sind stolz auf unsere starke Mannschaft“, sagte der Bremer Standortverantwortliche Markus Keicher über die mehr als 12 000 Mitarbeiter im Werk. Wie in den Jahren zuvor werden die Beschäftigten am Konzerngewinn von 7,6 Milliarden Euro beteiligt. In diesem Jahr bekommen sie eine Prämie von 4965 Euro, im Vorjahr waren es noch 5700 Euro.
Für das aktuelle Jahr geht Daimler weiterhin von Turbulenzen aus. Neben der Debatte über Diesel und saubere Luft rechnet Zetsche auch immer noch mit Belastungen aus dem Handelsstreit zwischen den USA und China. Auch ein harter Brexit bliebe nicht ohne Folgen. Konzernintern steht der Autobauer ebenfalls vor Herausforderungen: Auf der Hauptversammlung im Mai müssen die Aktionäre über das „Projekt Zukunft“ entscheiden. Autosparte, Lkw-Geschäft und Mobilitätsdienstleistungen sollen dann unter dem Dach einer Holding als rechtlich eigenständige Einheiten gesteuert werden.
Daimler spricht mit Tesla
Daimler und Tesla sprechen über mögliche gemeinsame Projekte bei Elektro-Lieferfahrzeugen. Ausgangspunkt sei ein Tweet von Tesla-Chef Elon Musk im November gewesen, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. "In der Folge finden dort Gespräche statt"" sagte Zetsche. Den Kontakt habe Tesla-Manager Jerome Guillen hergestellt, der früher einmal bei Daimler arbeitete. Musk hatte im November in einer Kurznachricht im Internet den Sprinter-Transporter von Daimler als "tollen Van" gelobt.