Nächstes Jahr soll das erste Elektroauto der neuen Daimler-Marke EQ verkauft werden. Mit diesem Schritt soll für den Konzern endgültig das Zeitalter der Elektromobilität beginnen. Und hierfür hat sich der Autobauer nun abgesichert. Wie das Unternehmen mitteilt, hat es für mehr als 20 Milliarden Euro Batteriezellen gekauft.
„Unsere Elektrooffensive nimmt weiter Fahrt auf“, sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche. Mit den nun geschlossenen Verträgen sei die Versorgung der eigenen Produktion bis ins Jahr 2030 abgesichert. Daimler geht damit den Weg, den auch die anderen deutschen Autobauer beschreiten: Anstatt selbst Batteriezellen zu bauen, kauft das Unternehmen sie bei Zulieferern. „Die Lieferanten produzieren Batteriezellen aktuell bereits ins Asien und Europa und expandieren weiter in Europa und zusätzlich in den USA“, teilt der Konzern mit. Wer diese Lieferanten sind, wolle man aus wettbewerbsgründen allerdings nicht sagen, heißt es auf Nachfrage.
Die Zellen zur fertigen Batterie zusammenzubauen übernimmt Daimler hingegen selbst. Dafür hat der Konzern ebenfalls hohe Summen investiert. Ein Batteriewerk im sächsischen Kamenz ist bereits in Betrieb, um sieben weitere soll dieser Produktionsverbund noch wachsen. Weitere Fabriken sollen unter anderem in Sindelfingen, Stuttgart-Untertürkheim, Peking, Bangkok und in Tuscaloosa entstehen. Dafür investiert Daimler nach eigenen Angaben noch einmal eine Milliarde Euro. „Die lokale Fertigung von Batterien ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in der Elektrooffensive von Mercedes Benz“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Nur so könne man die weltweite Nachfrage flexibel und effizient bedienen.
Auch VW mit großen Investitionen in Batteriezellen
Die Stuttgarter sind aber nicht die einzigen, die sich mit Milliardenaufträgen für das Zeitalter der E-Autos rüsten. So hat bereits vergangenes Jahr Volkswagen eines der größten Beschaffungsvolumen in der Geschichte der Industrie ausgeschrieben: Mehr als 50 Milliarden Euro wollen die Wolfsburger in den kommenden Jahren für Batteriezellen ausgeben. Zu den Lieferanten des VW-Konzerns gehören neben SK Innovation aus Südkorea auch LG Chem und Samsung. Und auch BMW hat sich vorbereitet: Der Autobauer bezieht allein vom chinesischen Batteriekonzern Catl Zellen im Wert von 2,5 Milliarden Euro. Ein Teil davon soll sogar in Deutschland entstehen; Catl baut eine Zellfertigung im thüringischen Erfurt.
Dominiert wird der Markt für Batteriezellen von Unternehmen aus Japan, China und Südkorea. Deutsche Hersteller und Zulieferer hatten schon früh beschlossen, dass sich eine eigene Fertigung nicht rechnen würde. Damit machen sich die Autobauer aber bei einer wichtigen Komponente zu einem hohen Grad von den asiatischen Zulieferern abhängig. Denn die Batterie gilt als Herzstück von Elektroautos. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh mahnt etwa immer wieder, die Batterie habe einen Wertschöpfungsanteil von 40 Prozent am künftigen Auto. „Wir werden Batteriefabriken bauen müssen", sagt er. Auch die Politik sieht das so. Daher will die Bundesregierung bis 2021 aus dem Etat des Wirtschaftsministeriums etwa eine Milliarde Euro bereitstellen, um eine Batteriezellenfertigung in Deutschland aufzubauen.
Dass Daimler nun so viel in Batteriezellen investiert, dürfte auch mit dem ehrgeizigen Ziel des Autobauers zu tun haben. Der Konzern will bis 2025 den Absatz an E-Autos auf 15 bis 25 Prozent am Gesamtabsatz steigern. Der genaue Anteil sei aber abhängig von den Wünschen der Kunden und dem Aufbau der öffentlichen Infrastruktur für Elektroautos, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung.
Das Fundament für Daimlers Elektroerfolg soll die eigens gegründete E-Auto-Marke EQ legen. Als erstes Fahrzeug soll kommendes Frühjahr der EQC auf den Markt kommen. Wann genau, das hält Daimler noch geheim, seit der Weltpremiere im September sind aber einige Details über das Auto bekannt, das erst in Bremen und später auch in Peking gebaut werden soll. So soll der EQC mit einer Akkuladung bis zu 450 Kilometer weit kommen und um die 70 000 Euro kosten.
Das Milliardengeschäft mit den Batteriezellen soll offenbar auch die reibungslose Produktion des EQC absichern. „Mit umfangreichen Beauftragungen für Batteriezellen bis ins Jahr 2030 setzen wir einen weiteren wichtigen Meilenstein für die Elektrifizierung unserer künftigen Elektrofahrzeuge der Produkt- und Technologiemarke EQ“, sagt Daimler-Bereichsvorstand Wilko Stark.
BMW bereitet i4-Produktion vor
BMW investiert für den Bau des vollelektrischen Tesla-Konkurrenten BMW i4 200 Millionen Euro in sein Stammwerk in München. Werksleiter Robert Engelhorn sagte am Dienstag: „Ein vollelektrisches Fahrzeug mit einer eigenen Architektur bei laufender Fertigung in ein bestehendes Produktionssystem zu integrieren, ist eine echte Herkulesaufgabe.“ In München läuft seit Oktober der neue BMW 3er vom Band, 2021 soll dort die Serienproduktion des vollelektrischen viertürigen Elektro-Coupés i4 starten. Weil der Akku des i4 im Boden eine andere Karosserie mit sich bringt, müssen die Produktionslinien im Werk bis dahin so umgebaut werden, dass die mehr als 1000 Roboter die Karosserien des BMW 3er und 4er im Minutentakt fertigen können – und zugleich die Spezialkarosserie des BMW i4.