Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Mitarbeiter-Prämien Das Dankeschön für den Mitarbeiter des Monats

Wer den Angestellten für besondere Leistungen eine Prämie gibt, will damit das Unternehmen nach vorn bringen. Ein Bremer Logistik-Unternehmen spendiert jetzt jedem seiner Mitarbeiter eine Kreditkarte.
01.08.2017, 19:45 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Das Dankeschön für den Mitarbeiter des Monats
Von Florian Schwiegershausen

Es ist schon einige Jahre her, da gehörte es bei McDonald's zum guten Umgangston: Nah am Kassenbereich hing immer das Foto mit Namen vom „Mitarbeiter des Monats“ aus dem entsprechenden Restaurant. Wer als Mitarbeiter diese Auszeichnung erhielt, bekam zusätzlich zu seinem Lohn noch eine Prämie drauf. Diese Summe entsprach in etwa dem Lohn eines Arbeitstages.

Die Fotos sind heutzutage aus den Restaurants verschwunden. Wie Chefs herausragende Leistungen einzelner Mitarbeiter belohnen, ist aber aktueller denn je. Das Bremer Logistik-Unternehmen Bassen hat jetzt für jeden seiner etwa 65 Mitarbeiter eine Prepaid-Kreditkarte eingeführt. Für entsprechende Leistungen bucht das Unternehmen dem Mitarbeiter auf diese Kreditkarte einen bestimmten Betrag auf.

Prepaid-Kreditkarte für saubere Lkw

„Spezielle, vom Nutzer festgelegte Kriterien, bestimmen die Höhe der jeweiligen Einzahlung im Monat“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Peter Bassen. Prämien erhält der Mitarbeiter, wenn er beispielsweise den Lkw sauber hält, wenn er schadenfrei bleibt oder wenn er die Dokumentation ordentlich führt. Einen zusätzlichen Betrag erhält er, wenn er außerdem auf seinen Privatwagen das Logo des Unternehmens klebt. So kann jeder Mitarbeiter pro Jahr maximal bis zu 1200 Euro zusätzlich zum Gehalt sammeln – pro Monat also bis zu 100 Euro.

Was dem Mitarbeiter nun genau wieviel Geld einbringt, müsse sich erst noch einpendeln. Bassen sagt aber: „Die Karte stellt keine Alternative zu einem anderen System dar. Wir gewähren sie allen Mitarbeitern ergänzend.“ Mit der Prepaid-Kreditkarte können die Mitarbeiter dann einkaufen gehen, wie sie mögen. Entweder geben sie das Geld direkt aus oder sparen auf eine größere Sache.

Arbeitsleistung soll steigen

Bassen ist sich sicher, dass das Unternehmen davon profitiert. Denn zufriedene Mitarbeiter würden nicht nur ihre Arbeitsleistung steigern, sondern auch die Unternehmensphilosophie schneller verinnerlichen und im Alltag umsetzen. Peter Bassen ergänzt: „In unserer Branche geht es um Termintreue, Flexibilität, Genauigkeit und hohe Einsatzbereitschaft. Nur wer voll hinter den gemeinsamen Zielen steht und sich mit unseren Werten identifiziert, hilft aktiv beim Erzielen von Erfolgen.“

Wenn diese Art der Arbeitsmotivation kontinuierlich läuft, könne das auch funktionieren, wie der Schweizer Wirtschaftswissenschaftler Bruno Frey sagt. Er ist Professor an der Universität Basel und hat mit seinem Team den Effekt und Nutzen von Mitarbeiter-Belohnungen analysiert. Das Ergebnis: Wer einmalig belohnt und hervorgehoben wird, bringt danach auch weiterhin gute Leistungen. Nach zwei Monaten würde das aber wieder abflachen. Daher würde ein kontinuierliches Belohnungssystem erfolgsversprechender sein.

Mehrfache Anerkennung kann lohnen

Für die Studie hatten die Forscher die Mitarbeiter eines Callcenters genau analysiert. Je nach Zahl der Anrufe und Erfolgsquote, wurden die Mitarbeiter entsprechend belohnt, außerdem dafür, wer für kranke Kollegen einsprang und zusätzliche freiwillige Arbeit übernahm. Der Mitarbeiter erhielt dafür dann eine Urkunde und als Bonus fünf Prozent seines Gehalts. Anschließend steigerte der Mitarbeiter seine Leistungen statistisch errechnet um 7,5 Prozent gegenüber den Kollegen. Wenn Lob und Anerkennung allerdings eine einmalige Sache bleiben, dann verpufft der Effekt nach zwei Monaten wieder.

So setzt Geschäftsführer Bassen noch auf weitere Incentives, um die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter zu erhöhen: „Wir bieten regelmäßig Aktionen an, die abseits des Arbeitsalltags stattfinden.“ Das können beispielsweise Wochenendausflüge sein. Gerade vor einem Monat ging es mit 20 Mitarbeitern an den Nürburgring zum ADAC-Truck-Grand-Prix-Rennen.

Die Idee steht im Vordergrund

Laut Wirtschaftswissenschaftler Frey würde wiederum die reine Proklamation eines „Mitarbeiter des Monats“ nichts bringen, um die anderen Mitarbeiter damit anzuspornen, dies ebenso zu erreichen. Effektiver wäre es, wenn der Chef dabei dann genau erklärt, was die besonderen Leistungen des Mitarbeiters gewesen sind, damit das für alle nachvollziehbar ist. So kürt der Stuttgarter Autobauer Daimler immer den Verbesserungsvorschlag des Monats. Da steht dann die Sache oder die Idee im Vordergrund und erst in zweiter Reihe, von wem das denn kommt.

Statt auf die Wahl des Mitarbeiters des Monats setzt die Restaurant-Kette Nordsee aus Bremerhaven auch auf ein Kartensystem, das dem von Bassen Logistic sehr ähnelt. Denn die Mitarbeiter erhalten alle die sogenannte Nordsee-Bonuscard. „Bei unterschiedlichen Verkaufswettbewerben in den jeweiligen Regionen können die Nordsee-Filialmitarbeiter Guthaben ansammeln. Dieses wird dann direkt auf der Karte gespeichert und kann bei ganz vielen Akzeptanzpartnern deutschlandweit zum Einkaufen, Tanken und Essen eingelöst werden. Das Guthaben kann aber auch online eingelöst werden.“

Gemeinsames Essen

Bei der AOK Bremen/Bremerhaven gibt es auch Belohnungen für die Mitarbeiter – bei der gesetzlichen Krankenkasse allerdings nicht in dem Umfang wie bei Bassen Logistic oder anderen Unternehmen. Schließlich geht es hier ja um das Geld der Versicherten, mit dem verantwortungsvoll umzugehen ist", sagte ein Sprecher dem WESER-KURIER. Ein Dankeschön gibt es beispielsweise, wenn die AOK-Mitarbeiter Zusatzversicherungen der ÖVB oder der Alten Oldenburger verkaufen. "Dann werden die Mitarbeiter mit ihrem Team schon mal zu einem gemeinsamen Essen eingeladen", ergänzt der Sprecher. Aber auch, wenn ein Mitarbeiter guten Einsatz gezeigt hat, um neue Mitglieder für die AOK zu gewinne, gebe es kleine Summen.

Wichtig sei allerdings auch, bei der Herausstellung einzelner Mitarbeiter, den restlichen Mitarbeitern nicht das Gefühl zu geben, dass sie weniger wert sind. Denn sonst seien, nicht nur laut der Analyse des Wirtschaftswissenschaftlers Frey, die ganzen Motivations-Aktionen kontraproduktiv.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)