Die dunkle Jahreszeit rückt näher und damit auch die Zeit, in der die Zahl der Einbrüche steigt. Mehr als die Hälfte aller Einbruchdelikte werden zwischen September und Januar begangen. Das geht aus einer Statistik des Verbandes der deutschen Versicherungen aus dem Jahr 2015 hervor. Daher sollten die Verbraucher spätestens jetzt schauen, wie sie ihre Wohnung am besten schützen können. Mit ein paar kleinen Tricks und Kniffen kann jeder schon einiges für die eigene Sicherheit tun. So zeigt es Kriminaloberkommissar Jörg Reimann regelmäßig im Präventionszentrum der Bremer Polizei am Wall.
Was ein Einbruch für Folgen nach sich zieht, wissen die Betroffenen selbst: Viele Menschen sogar traumatisiert, nachdem die Eindringlinge ungebeten in der persönlichen Schutzzone herumgeschnüffelt haben. In Extremfällen ziehen Betroffene danach sogar in eine andere Wohnung. Damit es dazu erst gar nicht kommt, hilft die Polizei mit ihrer Erfahrung.
Lieber die Nachbarn als eine Überwachungskamera
Für einen guten Schutz braucht es nicht die auflösungsstärkste Überwachungskamera oder die beste Alarmanlage. Es beginnt ganz einfach mit Hilfe der eigenen Umgebung: Der potenzielle Einbrecher sollte erst gar auf die Idee kommen, in die Wohnung einzusteigen. Dabei sind aufmerksame Nachbarn der erste Baustein einer guten Einbruchsprävention. Oft können sie schon helfen, indem sie mit offenen Augen unterwegs sind. „Falls einem etwas komisch vorkommt, beispielsweise in der Nachbarschaft unbekannte Personen am Haus herumstreifen, vertreibt der Anwohner potenzielle Einbrecher meistens schon, wenn er sie höflich anspricht„, rät Jörg Reimann vom Präventionszentrums der Bremer Polizei. “Durch die einfache Frage 'Entschuldigung, kann ich ihnen helfen?'„ signalisiert der Nachbar, dass er aufpasst und sich im Zweifel auch das Gesicht der Person merkt.“
Außerdem arbeitet die Bremer Polizei Bremen seit 2011 mit sogenannten „kDNA-Anwohnerinitiativen“. Die Abkürzung „kDNA“ bedeutet „künstliche DNA“. Dabei handelt es sich um eine Markierungsflüssigkeit, in die einzigartige DNA-Stränge eingearbeitet sind. Reimann erklärt: „Das Mittel wird auf die eigenen Wertsachen aufgetragen. Falls die Polizei Gegenstände mit kDNA-Markierung vorfindet, lässt sich der Besitzer mühelos zurückverfolgen.“
Und die Anwohner schließen sich hier in Initiativen zusammen. Das verbessere laut dem Kriminaloberkommissar das Verantwortungsbewusstsein innerhalb der Nachbarschaft: „Wir haben vielfach erlebt, dass Anwohner in einer Nachbarschaftsinitiative stärker aufeinander aufpassen und so das Einbruchsrisiko erheblich verringern.“ Außerdem seien öffentlich sichtbare Aufkleber, die das nachbarschaftliche Engagement anzeigen, eine wirksame Abschreckungsmethode für potenzielle Täter. Über 200 „kDNA-Initiativen“ gebe es nun schon in Bremen.
Einbruchschutz von außen nach innen
Grundsätzlich sei der Einbruchschutz immer von außen nach innen zu betrachten: „Es beginnt beim Straßenzug, dann kommt die direkte Nachbarschaft und schließlich das eigene Grundstück“, erklärt der Polizeibeamte. Nachdem die Nachbarn untereinander Absprachen getroffen haben, sollten sie die eigene Wohnung in den Blick nehmen. Die meisten Einbrecher sind keine „Profis“ mit Brecheisen sondern „Gelegenheitstäter“ mit Schraubenziehern. Und entgegen vieler Vorstellungen findet die Mehrzahl der Einbrüche tagsüber während der Schul-, Einkaufs- und Arbeitszeiten statt. Dort machen sich Verbrecher gerne die Abwesenheit der Anwohner zunutze.
Wer seine Wohnung effektiv schützen will, sollte daher Anwesenheit signalisieren. Bei Reisen bittet der Hausbewohner am besten Nachbarn oder Freunde darum, die Blumen zu gießen und den Briefkasten zu leeren. Die Rollläden sollten tagsüber hochgefahren werden, damit Verbrecher nicht schon auf den ersten Blick die Abwesenheit bemerken. Ein leicht einsehbares Grundstück schreckt ungebetene Gäste stärker ab als undurchsichtige Gartenhecken- und Zäune. Einbrecher verrichten lieber ungestört ihr Werk, statt mit der Gefahr zu leben, dass sie von aufmerksamen Bürgern beobachtet werden könnten. Auch permanente Lichtquellen im Garten können ein Mittel sein, das Täter abschreckt. Denn viele nutzen auch die Dämmerung um unbeobachtet in die leere Wohnung einzusteigen.
Nachdem das Umfeld so sicher wie möglich ist, sollte sich der Anwohner der technischen Sicherheit seines Hauses widmen. Sowohl für Fenster und Türen gilt die Widerstandsklasse 2, kurz RC 2, als sicherer Schutzstandard für den "normalen Verbraucher". Der effektive Schutz beginne hier außen am Rahmen. Fenster mit sogenannten Pilzkopfzapfenbeschlägen sind schwerer aufzuhebeln als Fenster mit herkömmlichen Rollzapfenbeschlägen. Reimann erläutert: „Ein Fenster der Widerstandsklasse 2 sollte dem Einbruchsversuch eines Gelegenheitstäters mindestens 15 Minuten standhalten. Nach unseren Erfahrungen geben die meisten Täter an einem Fenster schon nach kurzer Zeit auf, wenn sie nicht weiterkommen." Die Fensterscheibe werde dagegen deutlich seltener eingeschlagen.
Zuschüsse und staatliche Kredite für Einbruchschutz
Die Anwohner können ihre Fenster und Terrassentüren oftmals nachrüsten. Dazu hat die Polizei auch ein Adressverzeichnis mit empfohlenen Handwerkern. Das gibt es entweder im Präventionszentrum oder als Download auf Homepage der Polizei unter dem Themenpunkt „Einbruchschutz“ auf der Seite „Rat und Hilfe“. Kosten für den Einbruchschutz werden unter bestimmten Voraussetzungen staatlich gefördert. Zuschüsse kann jeder bei der KfW-Bank beantragen. Eine alternative Förderung bietet die Bremer Aufbau-Bank mit Beratungen und günstigen Finanzierungsangeboten.
Wenn der Anwohner alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat, kann er noch über zusätzlichen Schutz nachdenken. Bei Alarmanlagen ist gute Technik empfehlenswert: Häufiger Fehlalarm führt dazu, dass Nachbarn das Warnsignal nicht mehr ernst nehmen. Überwachungskameras werden in der Einbruchsprävention eher als zusätzlicher Schutz gesehen. Denn gut verbaute, sichere Türen und Fenster können sie nicht ersetzen. Außerdem sind diese Anlagen oft sehr teuer und rechtlich kompliziert. Denn Kameras und Attrappen dürfen nur auf das eigene Grundstück gerichtet sein – ansonsten könnten sich Passanten in ihrer Privatsphäre eingeschränkt fühlen und dagegen klagen. Wer einen Tresor haben möchte, sollte ihn fest verbauen, damit die Täter ihn nicht wegtragen können. Und nicht jedem erzählen, dass die Wohnung einen Tresor hat. Das lockt Täter tendenziell an.
Zur Wahrheit gehöre auch, dass es hundertprozentige Einbruchssicherheit nicht gibt. Vielen Menschen ist aber auch schon geholfen, wenn sie durch entsprechende Tipps und technische Einbauten ihr subjektives Sicherheitsgefühl verstärken können. Und das ist bei jedem anders ausgeprägt.
Regelmäßig Info-Veranstaltungen
Das Präventionszentrum der Polizei Bremen am Wall 195 hat jeden Montag und Dienstag von 9 bis 15 Uhr und am Donnerstag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Beratungen umfasst nicht nur Einbruchs- und Verkehrsprävention. Wer eine kDNA-Initiative gründen möchte, wendet sich hierhin oder ans örtliche Polizeirevier. Am 29. Oktober veranstaltet die Polizei Bremen in der Bremer Handwerkskammer (Ansgaritorstr. 24) den Tag des Einbruchschutzes. In der Zeit von 11 bis 17 Uhr gibt es Vorträge und verschiedene Beratungsangebote.