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Fernwärme-Ausbau Es braucht ein besseres Management der Baustellen

Der Bau von Bremens neuer Fernwärmeleitung sollte im Schnelldurchlauf erfolgen. Das ist schief gegangen, bei Wesernetz und im Verkehrsressort muss einiges besser werden, meint Florian Schwiegershausen.
20.12.2023, 05:00 Uhr
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Es braucht ein besseres Management der Baustellen
Von Florian Schwiegershausen

Der Bau der neuen Fernwärmeleitung in Bremen geht in die Verlängerung. In der H.-H.-Meier-Allee waren Baumängel daran schuld, an anderen Stellen bereiteten Lieferengpässe Probleme. Irgendwann im zweiten Quartal wird durch die Rohre heißes Wasser fließen. Nach mehr als zwei Jahren wird diese erste Erweiterung fertig sein. Sie zeigt, dass eine Fernwärmeleitung nicht mal eben so gebaut werden kann. Sie verlangt den Bürgern viel Geduld und Nerven ab – zusätzlich zu den ohnehin schon bestehenden Baustellen.

Dabei soll dies für Bremen nur der Auftakt sein. Bis 2040 will der SWB-Konzern das Bremer Fernwärmenetz um 80  Kilometer erweitern und den Fernwärmeanteil von 15 Prozent auf 30 Prozent steigern. Umso wichtiger ist es, dass das zuständige Team beim Amt für Straßen und Verkehr stärker in die Koordination von Baustellen einsteigt. Wenn die Stadt dafür kein Geld und kein Personal hat, ist das Chaos vorprogrammiert. Dann wird es weiterhin vorkommen, dass alle drei Monate die gleiche Straße erneut aufgebuddelt wird statt nur einmal, um zu schauen, welche Rohre und Kabeln gleichzeitig verlegt werden können.

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Die Händler in der H.-H.-Meier-Allee haben den Eindruck, ständig an einer Baustelle zu leben und fühlen sich mit ihren Sorgen allein gelassen. Als die Straße das erste Mal über ein Jahr lang aufgebuddelt war, hieß es, die Ladeninhaber könnten angesichts ihrer Umsatzverluste auf keine finanzielle Unterstützung durch Wesernetz hoffen. Wieso eigentlich nicht? Die Kölner Verkehrsbetriebe unterstützten die Kioske und Geschäfte entlang der Baustelle für die neue U-Bahntrasse finanziell. Die Betroffenen mussten belegen, wie ihr Umsatz in einem Monat verglichen mit dem Vorjahresmonat gesunken war.

Schadenersatz für Umsatzausfälle

Wenn beim Wesernetz-Bau von behördlicher Seite Mängel bestätigt wurden, müsste es für die betroffenen Geschäftsinhaber leichter sein, die Umsatzausfälle der kommenden Monate bei der Haftpflichtversicherung des Unternehmens geltend zu machen. Es kann keine Lösung sein, wenn es am Ende heißt: Alle neuen Fernwärmerohre sind verlegt, die Läden entlang der Trasse sind pleite. Die Forderung nach einer Kompensation wird Wesernetz nicht gern hören. Bereits ohne mögliche Umsatzausfallzahlungen sind die Kosten von ursprünglich 35 Millionen Euro auf mehr als 60 Millionen Euro gestiegen.

Was auf der vergangenen Sitzung des Beirats Schwachhausen das Grünen-Fraktionsmitglied Marek Helsner beherzt auf den Punkt brachte: „Diese Fernwärmeleitung ist so wichtig für die Stadt. Betreiben Sie, Wesernetz, eine schnelle proaktive Kommunikation auf allen Kanälen, um die Menschen mitzunehmen.“

Die Wesernetz-Mitteilung zu den ­aktuellen Baumängeln war genau das Gegenteil davon. Sie warf mehr Fragen auf, als Antworten zu geben. Gleichzeitig herrschte im Verkehrsressort Schweigen – immerhin hätte es mitteilen können, welche Mängel das Amt für Straßen und Verkehr konkret sieht, und dass sich die Behörde nicht mit dem zufriedengibt, was abgeliefert wurde. Doch es wurde darauf verzichtet, die Bürgerinnen und Bürger mit genau diesen Informationen zu versorgen.

Absichtlich keine Mitteilung vom Verkehrsressort

Es wirkte im Nachhinein so, als habe das Verkehrsressort keine negativen Nachrichten über die Fernwärmeleitung verbreiten wollen. Wenn dies der bevorzugte Kommunikationsstil der neuen Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD) sein sollte, muss sich das ändern. Von einer Senatorin in Bremen muss mehr kommen. Die Bürger fühlen sich sehr viel mehr mitgenommen, wenn jemand sagt, was Sache ist, statt blumige Worte ohne Inhalte vorgesetzt zu bekommen oder überhaupt keine Informationen. Verdruss unter den Bürgern nach Fertigstellung der neuen 7,5 Kilometer Fernwärmeleitung wäre kontraproduktiv – denn von den ursprünglich geplanten 80 Kilometern ist man noch weit entfernt.

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