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Weihnachtsbäume Der grüne Klassiker

Zu Weihnachten mögen es die Bremer klassisch: Sie greifen am liebsten zur Nordmanntanne. Bei manchen dürfen die Exemplare auch etwas höher sein.
19.12.2017, 06:10 Uhr
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Der grüne Klassiker
Von Stefan Lakeband

Nils-Ferdinand Lütge ist gespannt: Wird er ihn los? Den grünen Riesen, der obwohl er so groß ist, zwischen all dem anderen Grün fast untergeht? 4,20 Meter ist er hoch, und damit wohl zu hoch für die meisten Zimmerdecken in Bremen. „So einen großen Baum hatte ich noch nie“, sagt Lütge, und das, obwohl er schon seit etlichen Jahren Weihnachtsbäume vor dem Theater am Goetheplatz verkauft.

Lütge arbeitet für die Baumschule Haase Böschen aus Posthausen und hat in den vergangenen Jahren viele Stammkunden gewonnen. „Ich sehe jedes Jahr bekannte Gesichter“, sagt er. Und so konstant die Kunden sind, so beständig ist auch ihr Geschmack an Weihnachtsbäumen. „Ich verkaufe fast ausschließlich Nordmanntannen“, sagt Lütge.

Eine Beobachtung, die dem Bundesdurchschnitt entspricht: 80 Prozent aller Bäume zu Weihnachten sind nämlich Nordmanntannen. Sie harzen sehr wenig, halten sich in beheizten Räumen sehr gut und ihre Nadeln stechen nicht. Und auch ihr Preis ist in den vergangenen Jahren konstant geblieben: 18 bis 23 Euro je laufenden Meter kostet so ein Baum, teilt das Landvolk Niedersachsen mit – und damit in etwa so viel wie im Jahr zuvor. Blaufichten kosten derweil zwischen elf und 14 Euro, Rotfichten sechs bis neun Euro je Meter.

Bei Lütge kostet der Meter Nordmanntanne 20 Euro, die Bäume, die er verkauft, sind im Schnitt zwischen 1,80 und zwei Meter groß. „Es gibt aber auch Kunden, die kaufen gerne Bäume, die mehr als drei Meter hoch sind.“ Ein großer Teil seiner Kundschaft wohne auch im Viertel und in den Altbauten seien die Decken häufig hoch genug, um solche Bäume unterzubringen. Deswegen hat er auch noch Hoffnung, die größte Tanne an seinem Stand zu verkaufen.

Gerade für Familien ein besonderes Ereignis

In Etelsen ist das Geschäft mit den Bäumen schon zum Großteil gelaufen. „Wir hatten an diesem Wochenende einen großen Ansturm“, sagt Harm Beckröge, der auf seinem Hof Weihnachtsbäume verkauft. Erfahrungsgemäß kämen in der Woche vor Weihnachten nicht mehr allzu viele Käufer. Bei Beckröge können die Kunden aber nicht nur geschlagene Bäume kaufen, sondern auch selbst in die Schonung gehen und die Säge ansetzen. „Für viele ist das ein besonderes Ereignis, gerade für Familien“, sagt er.

Auf insgesamt sechs Hektar wachsen bei Beckröges mehr als 40.000 Bäume. „Natürlich ist auch mal einer dabei, der etwas schief steht oder zwei Spitzen hat“, sagt Beckröge. Die bekämen dann einen Sonderpreis, denn der Großteil seiner Kunden habe hohe Ansprüche an einen Weihnachtsbaum. Im Schnitt ließe sich jeder etwa zehn Bäume zeigen, bevor er sich entscheide. „Es gibt aber auch die, die beim ersten Baum sagen: ‚Prima, den nehme ich‘“, sagt Beckröge, der einer der circa 600 Weihnachtsbaumerzeuger in Niedersachsen ist.

Seit Jahren ungebrochen ist das Interesse an Weihnachtsbäumen. Jährlich werden etwa 25 bis 30 Millionen Exemplare verkauft. Neben der dekorativen Tanne fürs Wohnzimmer sind seit einigen Jahren auch Zweittannen beliebt, etwa für den Balkon oder den Vorgarten – in kleineren Versionen auch für den Schreibtisch im Büro. Etwa 90 Prozent kommen aus Deutschland, teilt der Naturschutzbund Nabu mit. Die restlichen zehn Prozent kämen aus Dänemark, Ungarn, Polen, Österreich und Tschechien.

Ebenfalls in den vergangenen Jahren ist offenbar das Bewusstsein für Bio-Bäume gewachsen. Sie werden nach Kriterien der ökologischen Landwirtschaft angebaut, also etwa ohne Pflanzengifte und Mineraldünger. Dabei kosten sie im Schnitt ungefähr genauso viel wie konventionell angebaute Bäume, sagt Robin-Wood-Waldreferent Rudolf Fenner. Der Preis liege zwischen 18 und 23 Euro. Fenner beobachtet, dass sich der Markt für Bio-Bäume in den vergangenen fünf Jahren weiterentwickelt hat. Es gebe immer mehr Anbieter, darunter auch Baumarktketten. Bisher machen die Öko-Bäume aber nur einen sehr geringen Anteil am Baumverkauf aus.

Pestizide in den Nadeln

Auch Beckröge hat festgestellt, dass manche seiner Kunden wissen möchten, wie ihr Baum behandelt wurde. Auch er versucht, die Gewächse weitestgehend unberührt zu lassen, müsse aber manchmal etwas tun, damit das Unkraut zwischen den Bäumen nicht zu hoch wachse.

Laut Naturschützern beließen es nicht längst alle Baumproduzenten dabei: Bei einer Stichprobe sind bei 13 von 17 untersuchten Bäumen in den Nadeln Rückstände verschiedener Pflanzenschutzmittel nachgewiesen, teilen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und der Bund Naturschutz in Bayern mit. Stichprobenartig wurden Weihnachtsbäume aus überwiegend deutschen Plantagen in Baumärkten, Gartencentern und im Straßenverkauf erworben und auf knapp 140 Pestizide untersucht.

Mehr als die Hälfte der getesteten Bäume war den Angaben zufolge mit mindestens zwei Wirkstoffen belastet. Die Naturschützer schlossen Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen nicht aus: Die Stoffe könnten in geschlossenen und beheizten Räumen in die Luft entweichen.

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