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Dieselautos Der Preis ist zu heiß

Abwrackprämien für Dieselautos lassen Käufer offenbar nur noch skeptischer werden. Sie greifen lieber zum Benziner und lassen Diese- und Elektroautos links liegen. Dabei sind die Rabatte üppig.
03.04.2018, 17:40 Uhr
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Der Preis ist zu heiß
Von Stefan Lakeband

Der Kampf um den Diesel geht weiter. Mit hohen Rabatten und Prämien versuchen die Autohersteller, ihn am Leben zu erhalten. Momentan sieht es jedoch ganz danach aus, als bliebe es beim Versuch bleiben. Der Diesel ist am Ende. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Car-Center der Universität Duisburg-Essen. Demnach haben Abwrackprämien für ältere Dieselautos die Flucht aus dem Diesel eher verstärkt als gebremst. "Die Angst vor dem Diesel ist mit den Prämien gestiegen", sagt Studienleiter Ferdinand Dudenhöffer.

Im Februar lag der Untersuchung zufolge der Anteil der Diesel-Autos an allen Neuwagen nur noch bei 18 Prozent – im Januar 2015 waren es noch 33,4 Prozent. Besonders stark verlor in diesem Zeitraum der Hersteller Volkswagen. Der Diesel-Marktanteil sank von mehr als 30 Prozent auf zuletzt knapp 17. Trotz einer massiven Abwrackaktion für Alt-Diesel mit Prämien von bis zu 10.000 Euro, wie die Studie feststellt.

Größte Preisnachlässe bei Ford

Statt ihren alten Diesel aber abzugeben und mit der Prämien einen neuen zu kaufen, haben sich die meisten Autokäufer für einen Benziner entschieden. „Die Probleme der Händler mit vollen Händlerhöfen an verlustträchtigen Diesel haben zugenommen“, heißt es in der Studie. Dabei haben fast alle Hersteller in irgendeiner Form den Autofahrern Rabatte angeboten, wenn sie ihren alten Diesel abgeben.

Laut der Untersuchung hat der US-Hersteller Ford dabei die größten Preisnachlässe eingeräumt. Beim Kauf eine Ford Focus konnten Autofahrer fast 37 Prozent sparen, wenn sie gleichzeitig einen Diesel mit den Euronormen 1 bis 4 zur Verschrottung abgaben. VW hat die Bedingungen seiner Rabattaktion mittlerweile geändert.

Der Konzern hatte Ende März bekanntgegeben, dass er seine Prämie bis Ende Juni verlängert – allerdings gilt dies nur noch beim Kauf eines Euro-6-Diesels. Fast acht Monate nach Einführung der Prämie seien inzwischen mehr als 170.000 alte Diesel mit der Abgasnorm Euro 1 bis Euro 4 aus dem Verkehr gezogen und verschrottet worden, teilte der Konzern mit.

"Dass VW nunmehr die Prämien an den Kauf eines neuen Diesel-Fahrzeugs koppelt, belegt die Wirkungslosigkeit der bisherigen Rabatte", sagt Dudenhöffer. Er glaubt, dass kommunale Fahrverbote durch die massenhaften Abwrackaktionen nicht unwahrscheinlicher geworden sind. Denn noch immer sei die Belastung durch Stickoxide in deutschen Städte sehr hoch.

Dünnes Netz an Ladestationen für Elektro-Autos

Am Dienstag meldete sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer dazu zu Wort. Der CSU-Politiker meldete Zweifel an der Vergleichbarkeit von Messmethoden in Europa an. Die in der EU vereinbarten Grenzwerte seien natürlich einzuhalten, machte er deutlich. Er habe aber Zweifel, "ob in Madrid, Brüssel, Marseille oder Rom die Schadstoffbelastung genauso exakt gemessen wird wie in deutschen Städten".

Die Ergebnisse der Car-Studie legen nahe, dass die Abwrackprämien der Hersteller nur einen geringen Einfluss auf den Kauf von Elektroautos haben. Bis Ende März wurden in Deutschland insgesamt 57 549 Anträge auf den Zuschuss gestellt, wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mitteilte. In Bremen wurde die Prämie 276 Mal abgerufen, in Niedersachsen 5336.

Die Elektro-Prämie kann seit Juli 2016 beantragt werden – auch rückwirkend für Fahrzeuge, die seit dem 18. Mai 2016 gekauft wurden. Als Grund für die schleppend angelaufene Nachfrage nach Elektro-Autos gilt das noch dünne Netz an Ladestationen. Da die aktuelle Generation an E-Fahrzeugen zudem noch relativ geringe Reichweiten hat, sind viele Käufer skeptisch. Von ihrem Ziel, bis 2020 eine Million E-Autos auf deutsche Straßen zu bringen, hat sich die Bundesregierung bereits distanziert.

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