In Bremen sind die Mieten von 2008 bis 2018 um 38 Prozent gestiegen. Eine Wohnung gilt als bezahlbar, wenn sie nicht mehr als 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens ausmacht (Mietbelastungsquote). In Bremen müssen 48 Prozent der Haushalte 30 Prozent und mehr ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Bruttokaltmiete aufwenden, in Bremerhaven 47 Prozent. Bremen liegt im Vergleich von 77 Großstädten mit mehr als 100 000 Einwohnern bei der Mietbelastungsquote auf Rang 5, Bremerhaven auf Platz 6. Bei rund einem Viertel der Haushalte liegt diese Quote im Land Bremen sogar bei 40 Prozent und mehr.
Diese Mietbelastung führt häufig zu einem Resteinkommen, das unter den Regelsätzen der Grundsicherung liegt – Wissenschaftler sprechen auch von Nachmietzahlungsarmut. Bundesweit betrifft dies bereits zehn Prozent aller Großstadthaushalte. Die Ursache dafür liegt in der Überlassung des Wohnungsmarkts an die Kräfte des „freien“ Marktes ab Ende der 80er Jahre. In Folge nahm der Bestand an Wohnungen mit Sozialbindung rapide ab und der Wohnungsmarkt wurde zum begehrten Feld für primär renditeorientierte Investoren.
In Bremen fiel die Zahl der Sozialwohnungen bis 2017 auf ein Zehntel des Bestands von 1990. Allein im letzten Jahr lag der Verlust an gebundenen Sozialwohnungen höher als der gesamte Zuwachs in den vorangegangenen fünf Jahren.
Hohe Gewinnausschüttung an Aktionäre
Der Wohnungsmarkt wird auch in Bremen von großen Kapitalinvestoren geprägt, allen voran die Vonovia. Sie war unter ihrem alten Namen Deutsche Annington laut Spiegel Online Sinnbild für Vermieter, „die sich weniger um die Zufriedenheit ihrer Kunden oder den Zustand ihrer Wohnungen kümmern, als um die Rendite“. Jetzt erzielte die Vonovia mehr als eine Milliarde Euro Gewinn, von denen 700 Millionen Euro an Aktionäre aus aller Welt ausgeschüttet werden.
Nach einer amtlichen Statistik ist Bremen besonders für große Wohnungsdeals attraktiv. Das Geld dafür kommt bundesweit bei etwa jedem dritten Kauf aus dem Ausland. Der Bremer Wohnungsmarkt liegt mit 58 Prozent der verkauften Wohnungen bundesweit dabei einsam an der Spitze ausländischer Kapitalanlagen.
Es ist Zeit, dass die Bremer Politik alle Instrumente nutzt und schärft, dieser renditegetriebenen Entwicklung auf dem Bremer Wohnungsmarkt entgegen zu wirken. Die neuerliche Erhöhung des Fördervolumens für den Wohnungsbau, der Kauf der gemeinnützigen BREBAU und die Sicherung der Beherrschungsmehrheit bei der GEWOBA durch den Senat sind erste richtige Schritte, denen weitere folgen müssen.
Unser Gastautor ist seit über zwei Jahren Vorsitzender des Verbandsrats des Paritätischen Bremen. Der Verband hat sich intensiv mit den Problemen des Wohnungsmarkts in Bremen befasst.