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Bundeskabinett legt Papier vor Berlin setzt bei neuer Raumfahrtstrategie stark auf Bremen

Die Bundesregierung hat eine neue Raumfahrtstrategie. Lesen Sie hier, warum es von Bremens Wirtschaftssenatorin und dem Landesraumfahrtkoordinator der Hansestadt neben Lob auch Kritik gibt.
28.09.2023, 05:00 Uhr
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Berlin setzt bei neuer Raumfahrtstrategie stark auf Bremen
Von Peter Hanuschke

Das Kabinett hat an diesem Mittwoch die neue Raumfahrtstrategie der Bundesregierung beschlossen – die bisherige war von 2010. In dem 62-seitigen Papier kommt auch mehrfach Bremen vor. Kein Wunder: Bremen ist der größte Standort für Raumfahrt in Deutschland mit den Schwergewichten Airbus Defense and Space, OHB und der Ariane Group. Eine neue Strategie, die unter anderem Themen wie Klimaschutz, Sicherheit, Navigation oder Telekommunikation beinhaltet, bedeutet aber nicht automatisch, dass Deutschland mehr Geld in den gemeinsamen Topf der europäischen Raumfahrtbehörde Esa wirft.

Seit der Veröffentlichung der letzten Raumfahrtstrategie habe sich das Verständnis der Menschen für Klima und Weltraum und damit auch die Bedeutung und die Anforderungen an die Raumfahrt immens gewandelt, heißt es: Raumfahrtinfrastrukturen seien inzwischen ein bedeutendes Mittel unter anderem für Wirtschaft, Klimaschutz, Forschung, Innovation, Verkehr, Telekommunikation und Sicherheit. 

Herausforderungen des 21. Jahrhunderts

„Raumfahrt wirkt auf viele Menschen buchstäblich sehr weit weg, dabei ist sie zentral für unsere Sicherheit, den Schutz unseres Planeten und unser tägliches Leben“, sagt Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt. „Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts benötigen auch Technologien des 21. Jahrhunderts.“ Dieser Relevanz der Raumfahrt für Deutschland und Europa trage die Bundesregierung mit der neuen Raumfahrtstrategie Rechnung.

„Wir begrüßen es sehr, dass nach 2010 endlich wieder eine deutsche Raumfahrtstrategie in Kraft tritt“, sagt Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) auf Nachfrage. „Die Raumfahrt ist beispielsweise unerlässlich im Kampf gegen den Klimawandel und zum Schutz unserer Umwelt.“ Bremen leiste hier unter anderem mit Erdbeobachtungssatelliten von OHB sowie dem Institut für Umweltphysik der Universität Bremen wesentliche Beiträge.

Es sei erfreulich, dass die Strategie diese Aspekte hervorhebe. Auch die Beteiligung am Artemis-Programm der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa, wofür in Bremen das Europäische Service Modul gebaut werde, sei ein positiver Schritt. „Trotz der Unterstützung für Start-ups und New Space hätten wir uns ein stärkeres Bekenntnis zur Ariane gewünscht. Die fehlende Berücksichtigung eines mobilen Startplatzes in der Nordsee und die unzureichende Ambition bezüglich des robotischen Mondlanders sind enttäuschend.“

Bedeutung in breiten Teilen der Gesellschaft noch nicht bekannt

Die besondere Bedeutung der Raumfahrt sei in breiten Teilen der Gesellschaft noch nicht bekannt, so Landesraumfahrtkoordinator Siegfried Monser. Dabei würde das gesellschaftliche Leben, Klima- und Umweltschutz und besonders auch die Sicherheitspolitik ohne Raumfahrt nicht mehr funktionieren. Es sei deshalb eine gute Nachricht, dass sich die Strategie diesem Aspekt besonders widme und Kommunikation- und Schulprojekte fördern möchte. „Ein bundesweiter Tag der Raumfahrt – wie angekündigt – kann dabei sehr hilfreich sein.“

Positiv sei auch, dass der Weltraum als strategischer Handlungsraum definiert werde, so Monser. „Sicherheitsrelevante Anwendungen, wie Erdbeobachtung optisch oder durch Radar, sowie Lagebeurteilung, Kommunikation und Space Traffic Management sind neue Geschäftsfelder, die auch für Bremen wichtig sind.“ Die ausdrückliche Unterstützung von Start-ups beziehungsweise die beabsichtigte Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Raumfahrt könne einen sehr positiven Aspekt auf Innovationen und Unternehmensgründungen haben.

Kritik an der Raumfahrtstrategie

Die Kritik von Vogt an der Raumfahrtstrategie der Bundesregierung erweiterte der Bremer Landesraumfahrtkoordinator noch: „Uns erscheinen die Ziele der Strategie nicht ambitioniert genug, wie etwa die Beteiligung am geplanten robotischen Mondlander Europas.“

In dem Zusammenhang sei nur noch von einer wichtigen Rolle die Rede. „Deutschland und der Standort Bremen hätten aber die Fähigkeiten, dieses Programm zu führen.“ Außerdem seien die Planungen für Nachfolgeprojekte der internationalen Raumstation ISS andernorts, besonders in den USA, schon recht weit fortgeschritten. „Airbus in Bremen ist hier in einer Partnerschaft mit einem US-Unternehmen und hat der NASA einen vielversprechenden Vorschlag unterbreitet. Die Pläne, für die ISS-Nachfolge eine Expertengruppe einzusetzen, erscheinen mir sehr spät, da insbesondere Designentscheidungen zum Teil schon getroffen worden.“

Und Monser kommt auch aufs Geld zu sprechen: „Leider soll das Raumfahrtbudget im nächsten Haushalt aller Voraussicht nach gekürzt werden.“ Komme es so, sei es fraglich, „ ob damit die Vorhaben der Raumfahrtstrategie auch umgesetzt werden können.“

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