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Mond-Mission 2024 Artemis-Astronauten zu Besuch im Bremer Airbus-Werk

Die Astronauten, die 2024 Jahr um den Mond fliegen sollen, haben das Bremer Airbus-Werk besucht. Dort wird das Modul für die Artemis-Missionen gebaut, das die Crew unter anderem mit Sauerstoff versorgt.
15.09.2023, 18:38 Uhr
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Artemis-Astronauten zu Besuch im Bremer Airbus-Werk
Von Peter Hanuschke

Sie könnten von der Performance her durchaus in einem Hollywood-Blockbuster mitspielen – sie haben das gewisse Etwas für die Filmleinwand. Doch die vier sind keine Schauspieler, sondern sie sind Astronauten für eine reale Mission: Artemis II heißt das Projekt, bei dem die vier Astronauten im November nächsten Jahres um den Mond fliegen sollen – so weit in den Weltraum wie nie zuvor ein Mensch und 51 Jahre nach Apollo 17, der letzten bemannten Mondmission. Warum die Astronauten an diesem Freitag (15. September 2023) in Bremen waren? Dafür gab es mehrere Gründe.

Dass sich Commander Reid Wiseman (USA), Pilot Victor Glover (USA) sowie die beiden Mission-Spezialisten Christina Koch (USA) und Jeremy Hansen aus Kanada am Nachmittag ins Goldene Buch der Hansestadt eingetragen haben, war dabei ein positiver Nebeneffekt. Hauptgrund war der Besuch des Werks von Airbus Defence and Space (DS) in der Bremer Airportstadt. Dafür waren sie schon einen Tag früher angereist.

Das Herzstück vom Raumschiff Orion

Denn in der Airbus-Produktionshalle wird genau das gebaut, was den vier Astronauten später ermöglicht, zehn Tage im Weltraum zu verbringen. Gefertigt wird dort im Auftrag der europäischen Raumfahrtbehörde Esa das europäische Servicemodul (ESM) für das Raumschiff Orion der US-Weltraumbehörde Nasa. Das Modul gilt nicht von ungefähr als Herzstück von Orion: Denn es sorgt unter anderem für den Antrieb, die Energie, Wasser- und Sauerstoffversorgung des Raumschiffs. Airbus DS ist Hauptauftragnehmer eines Industriekonsortiums aus zehn europäischen Ländern.

Wie einwandfrei das ESM funktioniert, hat das Modul beim unbemannten Premierenflug am 16. November vergangenen Jahres unter Beweis gestellt. Der Start mit der Mondrakete Space Launch System – der bislang stärksten jemals gebauten Trägerrakete – erfolgte vom Kennedy Space Center in Florida aus. Nach zwei Stunden löste sich das Raumschiff Orion, das aus dem Besatzungsmodul und dem ESM besteht, von der ausgebrannten Oberstufe, und das ESM übernahm den Antrieb – es wurde ein Rekordflug: 25 Tage war Orion insgesamt unterwegs, dabei näherte sich das Raumschiff bis auf 130 Kilometer dem Mond und umkreiste den Erdtrabanten auf einer weiten Umlaufbahn mit einer Entfernung von bis zu 430.000 Kilometern von der Erde – so weit wie nie zuvor ein Raumschiff. Insgesamt legte Orion beim Erstflug zwei Millionen Kilometer zurück.

"Es war ein voller Erfolg und ein Härtetest für die Funktionssysteme", sagte Marc Steckling, Chef der Weltraumforschung von Airbus Defence and Space und Standortleiter in Bremen. "Wir sind sehr viel weiter über die Tests hinausgegangen, als wir sie vorher simuliert hatten." Man habe für das ESM II, das für den ersten bemannten Flug eingesetzt werde und sich bereits im Kennedy Space Center befinde, keine Modifikationen vornehmen müssen.

Mehr als 60 Unternehmen beteiligt

Hinter jedem Erfolg stehe eine Geschichte, sagte Steckling zuvor in der Medienrunde. Und diese Geschichte sei Teamwork. Und daran beteiligt seien 3000 Mitarbeiter von Airbus, über 60 Unternehmen aus Europa, Nasa, Esa und der amerikanische Nasa-Hauptauftragnehmer Lockheed Martin, der die Orion-Crewkapsel fertigt. In Richtung der Astronauten sagte Steckling, dass er hoffe, sie würden Bremen mit dem Gefühl verlassen, sich in guten Händen aufgehoben zu fühlen.

Davon ist auszugehen. Mehrfach betonten sie, wie toll es gewesen sei, das Airbus-Team hier vor Ort kennenzulernen. "Es ist ein schönes Gefühl, zu sehen, wie präzise und motiviert alle am Artemis-Projekt arbeiten", so Christina Koch. "Dieses Team ist super, und wir sind überzeugt davon, sicher hin und sicher zurückzukommen", sagte Reid Wiseman. "Wir haben das volle Vertrauen für die kommende Mission und darüber hinaus", so Jeremy Hansen, der als erster Kanadier über die Erdumlaufbahn hinaus fliegen und im Gegensatz zu den drei US-Amerikanern seinen ersten Raumflug haben wird. "Wir werden mit allem versorgt werden, was wir fürs Überleben im Weltraum benötigen", so Victor Glover, der wie auch Wiseman und Koch bereits auf der Internationalen Raumstation ISS war.

Nasa legt Wert auf diversere Besatzungen

Die Mission wird auch aus einem anderen Grund besonders sein: Bislang waren nur männliche weiße Astronauten an den Nasa-Weltraum-Missionen beteiligt. Dass dieses Mal erstmals eine Frau und ein schwarzer Astronaut zur Crew gehören, ist kein Zufall. Die Nasa hat in der Vergangenheit betont, dass sie Wert auf diversere Besatzungen legt, die unterschiedliche Ethnien und Geschlechter repräsentieren sollen. Diese Entwicklung sei gut und richtig, so Koch. Schließlich sollte es überall Vielfalt geben, die zusammen als Team agiere.

Dem Mond so nah zu sein, aber nicht landen zu können, sei kein Problem, sagte Commander Wiseman im Namen der gesamten Crew. "Wir sind Mission II, aber Artemis ist ein großes Gesamtprojekt. Wir testen für die nächste Crew, die dann auf dem Mond landen wird. Die Crew wird aus unseren Freunden bestehen." Das sei ein schönes Gefühl und eine große Motivation für diese Mission.

Weitere Artemis-Missionen, die sicherlich auch als Grundlage für Hollywood-Produktionen geeignet wären, sind für die nächsten Jahre geplant: Langfristiges Ziel ist der Aufbau einer dauerhaft bewohnten Mondbasis, von der aus irgendwann einmal bemannte Flüge zum Mars starten sollen.

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Artemis-Abkommen zur Weltraumkooperation

Deutschland hat sich als 29. Land den sogenannten Artemis Accords mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa angeschlossen. Diese internationale Vereinbarung zur Förderung der Zusammenarbeit in der Weltraumforschung wurde bei einer Zeremonie in der Residenz des deutschen Botschafters in Washington am Donnerstag (Ortszeit) unterzeichnet, wie die Nasa und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitteilten. Die Artemis Accords legen Grundsätze in der Zusammenarbeit der Weltraumforschung fest, insbesondere unter jenen Ländern, die am „Artemis“-Programm der Nasa teilnehmen. Das Programm biete eine Fülle von Möglichkeiten für die Industrie und die wissenschaftliche Forschung in Deutschland, so das DLR. Schwerpunkte seien die Raumfahrt und die Erkundung des Weltraums zu friedlichen Zwecken.

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