Bei Bio-Landwirt Helmut Beuke in Twistringen hat am Freitag das Telefon nicht still gestanden. Grund dafür ist die Empfehlung der Verbraucherzentralen gewesen, Kindern keine Eier aus Niedersachsen zum Essen zu geben. „Das ist für mich rufschädigend, denn die Eier, die von meinen Hennen kommen, sind in Ordnung“, sagt der Bauer. Auf 22 Hektar leben bei ihm 3500 Hennen. „Damit gehören wir zu den kleineren Höfen“, sagt Beuke.
Die Eier von seinem Hof vertreibt er als Moersener Bio-Ei zum einen direkt, zum anderen liefert er sie ohne Umwege an Rewe-Filialen in der Region. 20 bis 30 verunsicherte Kunden hätten bis zum Nachmittag bei ihm angerufen. Beuke sagt: „Gut, dass sie das gemacht haben. So konnte ich die Zweifel direkt ausräumen. Schlimmer wäre, wenn sie sich nicht melden und sie nie wieder als Kunden zu mir kommen.“ Beuke geht es darum, dass nicht gleich alle Höfe in Niedersachsen stigmatisiert werden. „Schließlich sind da bisher die Eier von vier bis fünf Höfen betroffen.“
Ob es dabei bleibt, werden die kommenden Tage zeigen. Die Verbraucherzentrale Bremen hatte vorsorglich gewarnt, Kinder Eier aus Niedersachsen nicht essen zu lassen. „Wir stehen erst am Anfang und kennen das Ausmaß noch gar nicht“, sagte Regina Aschmann von der Verbraucherzentrale.
Aushang bei den Eiern
Der Lebensmittelüberwachungsdienst des Landes Bremen hatte bei aktuellen Kontrollen in Läden und auf Wochenmärkten keine Chargen der belasteten Eier mehr vorgefunden, wie das Gesundheitsressort mitteilte. Am Freitag war es Discounter Aldi, der die Eier wegen der Fipronil-Gefahr bundesweit aus allen Filialen entfernte.
Von Aldis Hau-Ruck-Verfahren konnte am Freitag das Kaufhaus Lestra in Bremen-Horn profitieren. „Das hat uns zusätzlich Kunden beschert, die dann bei uns Eier gekauft haben“, sagte Lestra-Geschäftsführer Jörg Hasler, „es sind ja nicht sämtliche Chargen aus Niedersachsen betroffen. Außerdem haben wir von unserem Produzenten eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, mittlerweile auch als Aushang bei den Eiern.“
Am Stand von Geflügel Repges auf dem Domshof ist das ebenso: „Wir wissen, woher wir unsere Hühnereier beziehen. Die sind einwandfrei“, sagte einer der Verkäufer. Er meinte ergänzend: „Aber wir sollten uns mal fragen, wie lang die da das Insektizid Fipronil schon beigemischt haben.“ Seine Stammkunden kauften Schnitzel und Hühnerfrikassee wie sonst auch.
Eihaltige Produkte werden geprüft
Der Handelskonzern Rewe ließ in seinen Filialen und den Penny-Märkten alle Eier aus den Niederlanden entfernen, komplett auf den Eierverkauf wolle die Kette nicht verzichten. „Sollten wir zu der Erkenntnis kommen, dass weitergehende Schritte notwendig werden, so werden wir entsprechend reagieren“, sagte Klaus Mayer, Leiter des Rewe-Qualitätsmanagements. So sehen es auch Edeka, Kaufland, Lidl und Netto.
Niedersachsens Agrarministers Christian Meyer (Grüne) geht inzwischen von bis zu zehn Millionen belasteten Eiern in Deutschland aus. Derzeit werden auch Hühnerfleisch und eihaltige Produkte geprüft. „Es ist naheliegend, dass es bei Eiern nicht bleiben wird“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Münsterland-Emscher-Lippe, Peter Fürst. Rückstände von Fipronil könnten sich auch in eierhaltigen Produkten wie Mayonnaise oder Eierlikör befinden.
Experten sehen momentan allerdings keine großen Gesundheitsrisiken beim Verzehr belasteter Eier. Denn vorerst gebe es keine Befunde mit einem möglicherweise gesundheitsschädlichen Gehalt an Fipronil pro Kilogramm Ei. Die Messungen liegen demnach bisher „um einen Faktor zehn unterhalb“ des Wertes, bis zu dem eine Gefährdung für Erwachsene wie Kinder als unwahrscheinlich eingestuft wird.