Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Energieversorger SWB zahlt Entlastung wieder zurück

Die Verbraucher sollen angesichts der Energiekosten entlastet werden. Wie setzen die Energieversorger in der Region die Hilfe im Dezember um? Und was halten SWB und EWE von den Instrumenten?
11.11.2022, 05:09 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
SWB zahlt Entlastung wieder zurück
Von Lisa Schröder

Angesichts der gestiegenen Energiekosten sollen Verbraucherinnen und Verbraucher in den kommenden Monaten entlastet werden. Die SWB aus Bremen und die EWE aus Oldenburg gehen dabei verschiedene Wege. Nach Angaben der Energieversorger unterscheidet sich das Vorgehen innerhalb des Konzerns aufgrund der jeweiligen Abrechnungssysteme. So stecken im Abschlag der SWB zum Beispiel auch die Kosten für Strom, Trinkwasser und Abwasser. 

Was plant die SWB?

Die SWB wird den Abschlag für Dezember zunächst einfordern, dann aber den Erdgas- oder Wärmeanteil vorläufig zurückerstatten. Ein Aussetzen dieses Betrags, so die SWB, hätte womöglich für Verwirrung gesorgt. Das gewählte Vorgehen ist nach Einschätzung der SWB das unkomplizierteste. Die Kunden sollen ihren Abschlag unverändert weiterzahlen. Wer der SWB keine Bankverbindung mitgeteilt hat, per Dauerauftrag oder Überweisung zahlt, soll dies nachholen, damit die Rückzahlung ankommt.

Wie macht es die EWE?

Für Dezember sollen die Kunden der EWE keinen Abschlag für Fernwärme und Gas zahlen. „Das ist erst mal eine gute Botschaft“, sagt der Vorstandsvorsitzende der EWE Stefan Dohler. Die Mehrheit der Kunden habe dem Unternehmen ein Lastschriftmandat erteilt. Für den Dezember wird der Betrag nicht vom Konto abgezogen – beziehungsweise bei Selbstzahlern nicht eingefordert. Wer für die Abschlagszahlung einen Dauerauftrag eingerichtet habe, müsse diesen Auftrag einen Monat lang pausieren lassen.

Warum muss im Anschluss noch nachgerechnet werden?

Die Bundesregierung will die Bürger um genau ein Zwölftel der Wärmekosten entlasten – bezogen auf den Verbrauch und den Grundpreis. Dieser Betrag entspricht womöglich nicht genau dem Abschlag für Dezember. Darum wird am Ende mit der Jahresverbrauchsabrechnung bei EWE und SWB die Summe exakt verrechnet. Es gibt eine vom Gesetzgeber vorgegebene Formel. Diese Formel ist Teil des Gesetzentwurfs.

Wer bekommt die Einmalzahlung?

Neben den Haushalten gibt es die Hilfe auch für kleine und mittlere Unternehmen. „Wer seine Wärme- und Gasabschläge an Vermieter und Hausverwaltungen zahlt, hat keinen Anspruch an die SWB“, erklärt Sprecherin Angela Dittmer.

Wie kommt die Hilfe bei Mietern an?

In solchen Fällen sind Vermieter oder Hausverwaltungen gefragt. Der Geschäftsführer von Haus & Grund in Bremen, Ingmar Vergau, hält es für den besten Weg, die Entlastung am Ende mit der Heizkostenabrechnung zu organisieren – auch bei Eigentümergemeinschaften. „Auf diesem Weg können die Entlastungsbeträge unbürokratisch und nach dem Anteil ihres Verbrauchs an die Mieter verteilt werden.“ Alles andere sei „bürokratischer Irrsinn“.

Lesen Sie auch

Wie sieht es mit der Umsetzung der Energiepreisbremsen aus?

Der Vorstandschef der EWE hält ein Vorziehen der Strom- und Gaspreisbremse auf Anfang des Jahres für nicht umsetzbar. „Das wird zum Chaos führen“, sagt der EWE-Chef Dohler mit Verweis auf den Zeitplan der Bundesregierung. „Solche intensiven Eingriffe in die Abrechnungssysteme von Millionen Kunden erfordern Sorgfalt und entsprechend auch Zeit.“ Realistisch sei eine Umsetzung der Bremse für Privatkunden frühestens für den März. Allein für Großkunden könne die Bremse rückwirkend für Januar und Februar umgesetzt werden. Für Verbraucher hält Dohler Entlastungsalternativen für diese Monate für leichter umsetzbar – etwa eine Senkung der Mehrwertsteuer beim Strom. Generell sei der Aufwand für die Energieversorger hoch, die neuen Regelungen umzusetzen. Im Fall der EWE geht es beim Gas beispielsweise um rund 700.000 Kunden.

Wie bewerten die Versorger die Hilfe?

Dohler hält es zwar für richtig, die Bürger schnell unterstützen zu wollen. Dennoch: „Ich finde es schon falsch, dass die Hilfe so pauschal ist.“ Eine einkommensabhängige Entlastung über den Staat halte er für den besseren Weg, statt der pauschalen „und sehr teuer zu organisierenden“ Hilfe über die Energieversorger. „Ich finde es schade, dass die Bedürftigkeit der Bürger nicht über den Staat geprüft wird“, sagt auch der Vorstandschef der SWB, Torsten Köhne.

 

Lesen Sie auch

Warum sieht die EWE die Abschöpfung von Übergewinnen kritisch?

Der Vorstandschef der EWE bezeichnete die Pläne für eine Erlösabschöpfung bei Energieversorgern, die von sehr hohen Strompreisen profitierten, grundsätzlich für "richtig und fair". Zugleich mahnte Dohler jedoch an, dabei sei Augenmaß wichtig. Einerseits seien derzeit hohe Belastungen auch auf die EWE zugekommen. Unter anderem musste aufgrund des Wegfalls der russischen Lieferungen teurer Erdgas als Ersatz beschafft werden. Außerdem seien künftig hohe Ausgaben für den Konzern vorgesehen, um in Zukunftstechnologien zu investieren. Wenn nun bei den Energieversorgern rückwirkend zu viel Gewinn abgeschöpft werde, dann sei das die "volle Bremse bei den Erneuerbaren."

Wie steht es um die Energieversorgung in der Region?

Die Gasspeicher der EWE sind aktuell komplett gefüllt. Der sparsame Umgang mit Erdgas und anderen Energieträgern sei dennoch "weiter oberstes Gebot". Der Konzern plant derzeit eine 70 Kilometer lange Verbindung von Wilhelmshaven nach Ostfriesland. So soll LNG künftig die Gasspeicher der EWE erreichen. Zudem setzte man auf eine eigene Wasserstoffproduktion in Emden. Bis zu deren Fertigstellung vergehen jedoch noch Jahre.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)