Die Wirtschaftsförderung Bremen GmbH hat am Donnerstagabend zum ersten Mal den Tourismuspreis Bremen und Bremerhaven in vier Kategorien verliehen. Gesucht wurden originelle, authentische und nachhaltige Projekte und Konzepte, die den Tourismus im Land fördern, heißt es in einer Mitteilung. Zur feierlichen Verleihung am Donnerstagabend in der Alten Werft Bremen kamen laut Veranstalter über 250 Vertreterinnen und Vertreter der Tourismusbranche des Landes Bremen. Der mit jeweils 10.000,- Euro dotierte Preis wurde in vier verschiedenen Kategorien pro Stadt vergeben. Für sein „spannendes Zukunftsprojekt mit enormer Größe“ zeichnete die Jury das Projekt „Lankenauer Höft“ mit dem Tourismuspreis „Future Bremen“ aus. Der Preis „Future Bremerhaven“ geht an die neue Verbundausbildung „Meerzukunfthochdrei“, die es seit August 2022 gibt. Unter diesem Namen bieten das Atlantic Hotel Sail City, das The Liberty und das im Boardinghouse eine gemeinsame Lehrzeit für das Gastgewerbe in Bremerhaven an.
Auch im Themenbereich Nachhaltigkeit geht der Preis an das Atlantic Hotel Sail City in Bremerhaven. Das Hotel auf dem Weserdeich überzeugte die Jury durch die Aktivitäten, wie zum Beispiel das „Smile Training“ für Auszubildende im ersten Jahr, das „Resteessen“ oder das Konzept „Green Meetings“. Für die Stadt Bremen geht der Nachhaltigkeitspreis an die Gemüsewerft und Bremer Braumanufaktur. Sie bewirtschaften mittlerweile an drei innerstädtischen Standorten ihre Hopfenplantagen mit mehr als 1200 Pflanzen und gilt als die größte Hopfenpflanzung Norddeutschlands.
Juli liebt Kaffee ist die stadtbremische Gastgeberin des Jahres. Die Bewerbung und das authentische Selfmade-Konzept des Cafés überzeugten die Jury. Als Gastgeber des Jahres konnte sich in Bremerhaven das Hotel Haverkamp durchsetzen. Der erste Preis in der Kategorie „Typisch Bremerhaven“ geht an das Fischkochstudio. Die Jury ist sich einig, dass sich Fisch in all seinen Facetten nirgendwo besser erleben lässt und niemand das Lebensmittel Fisch in der Seestadt besser repräsentiert, heißt es in der Begründung. Das Rennen in dieser Kategorie ging in der Stadt Bremen denkbar knapp aus. Mit nur einer Stimme Vorsprung setzte sich der Bremer Ratskeller durch.
Der Ehrenpreis im Segment MICE (Tagungswirtschaft, Meetings, Incentives, Congresses und Events) geht in Bremerhaven an die Gastronomin Beate Kühnau und den Unternehmer Paul Steffens, die gemeinsam die herausfordernde Wiederauferstehung der Event-Location "Tivoli" vorantreiben. In Bremen geht der Preis Den an die Professoren Dr. Werner Kuckelt und Dr. Klaus Hankeln, denen es gelungen ist, mit dem
Symposium für Intensiv-Medizin und Intensivpflege, eine Veranstaltung zu einem bedeutenden und etablierten medizinischen Fachkongress wachsen zu lassen.
Tourismus verzeichnet Rekordjahr
Der Tourismus in Bremen und Bremerhaven verzeichnete 2019 ein Rekordjahr. 278.000 Übernachtungen zählte man im damaligen August laut Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). "Das Niveau haben wir fast wieder erreicht", sagt Vogt zur Eröffnung der Tourismustage in Bremen. 275.0000 Übernachtungen seien es im August 2022 gewesen. "Diesen Erfolg gilt es auszubauen", sagt sie. Aus diesem Grund kommen Beschäftigte, Verwaltung und Unternehmen der Branche bis zum Freitag in der "Alten Werft" zusammen. Diskutiert wird unter anderem der Fachkräftemangel, der sich auch hier bemerkbar macht.
Der Wirtschaftsfaktor Tourismus ist in Bremen und Bremerhaven groß. "23.500 Beschäftigte verdienen damit ihren Lebensunterhalt in Bremen", sagt Vogt. 1,4 Milliarden Euro brutto setze die Branche, die auch positive Auswirkungen auf den Einzelhandel habe, jährlich um. Daher sorgte es für Aufatmen im Wirtschaftsressort, als die Zahl der Privat- und Geschäftsreisen sich hierzulande wieder dem Niveau vor der Pandemie annäherten.
Im Bereich der Beschäftigten ist das Bild weniger erfreulich. Viele kehrten während der vergangenen zwei Jahre der Tourismusbranche den Rücken zu. "Daher ist es wichtig, die Attraktivität für Beschäftigte zu steigern", sagt Vogt. Um die Herausforderungen des Fachkräftemangels und die Arbeitsbedingungen zu diskutieren, stehen Workshops im Rahmen des Tourismusforums auf der Agenda.
Wer kann sich künftig welchen Urlaub leisten?
Darüber hinaus wolle man über neue Impulse und Trends in der Branche sprechen, sagt Oliver Rau, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen. "Wir erwarten beim Tourismusforum über 150 Teilnehmende vor Ort, weitere können sich online zuschalten." Ein Highlight sei der Vortrag "Städte touristisch neu denken" des Wiener Zukunftsforschers Andreas Reiter. Rau ist der Ansicht, dass künftig die Qualität des Tourismus anders bewertet werden sollte. Es gehe nicht nur um Übernachtungszahlen, sondern beispielsweise auch um die Aufenthaltsdauer. "Die haben wir zuletzt steigern können: von 1,7 auf 2,1 Nächte im Schnitt."
Die Frage, wer in Zukunft wie Urlaub machen kann, treibt indes Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz um. "Viele Menschen sind nicht mehr sparfähig", sagt er. Das wirke sich auch darauf aus, was sich die Menschen während ihres Urlaubs gönnten. Dies gelte es, in den Debatten zu bedenken. Trotz der Hürden ist Grantz von Bremerhaven als Reiseziel überzeugt: "Wir sind die größte Stadt an der Nordsee und weltoffen." 2023 darf seine Stadt dann die Tourismustage austragen.