Wie groß ist der Preisunterschied zwischen Markenartikeln und Eigenmarken? Der WESER-KURIER hat am Donnerstag bei Aldi 15 Artikel eingekauft, die bei vielen Verbrauchern regelmäßig auf dem Einkaufszettel stehen. Das Ergebnis: Der Inhalt des Warenkorbs mit den Markenartikeln kostete 36,20 Euro, der Warenkorb mit den Eigenmarken kostete 22,40 Euro. Damit sind die Markenartikel also mehr als ein Drittel teurer als die Lebensmittel mit den Fantasienamen.
Bei einigen Artikeln machen die Preisunterschiede mehr als 50 Prozent aus: So kostet die Flasche River Cola light 45 Cent, die Flasche Coca-Cola kostet bei Aldi dagegen 99 Cent. Noch größer ist der Abstand zwischen Aldi-Salzstangen und dem Markenprodukt von Lorenz: Hier stehen 45 Cent einem Preis von 1,99 Euro gegenüber. Während Aldi außerdem für einen Doppelpack der eigenen Salami-Pizza 2,49 Euro verlangt, gehen zwei Wagner-Salami-Pizzen mit insgesamt 5,38 Euro ins Geld. Ein Paket vom No-Name-Jodsalz gibt es im Regal für 29 Cent, das Markenprodukt von Reichenhaller kostet dagegen 89 Cent. Die Liste lässt sich fortsetzen: Für eine Tafel Alpenmilchschokolade verlangt Aldi 49 Cent und für die Tafel Milka 1,15 Euro.
Weniger Unterschied bei Kaffee und Seife
Weniger Preissprünge sind dagegen bei Kaffee und Seife festzustellen. Das Pfund Markus-Filterkaffee Gold steht momentan mit 4,59 Euro bei Aldi im Regal, das Pfund Jacobs Krönung für 6,99 Euro. Aldi-Flüssigseife gibt es für 90 Cent, das Markenprodukt von Palmolive mit weniger Inhalt für 1,35 Euro. Der Blick zu Rewe, Lidl und Edeka verriet übrigens: In diesem günstigeren Eigenmarkensegment findet der Kunde Preise, die so gut wie identisch sind. Verwirrung gab es bei der Butter: Bei Aldi stand am Regal für ein halbes Pfund ein Preis von 2,29 Euro. An der Kasse wurde sie jedoch mit 2,19 Euro verrechnet.
Hinter den Eigenmarken stecken oft namhafte Hersteller. So ist zum Beispiel bei Edeka die H-Milch der Marke "Gut und günstig" vom Deutschen Milchkontor, bekannt durch seine Premiummarke Milram. Das ist auch beim Kräuterquark der Fall. Verglichen mit dem Frühlingsquark von Milram kann da statt Frühling aber vielleicht mehr Herbst enthalten sein: Die Rezepturen zwischen Marke und Eigenmarke können unterschiedlich sein.
Beim Tiefkühlkosthersteller Frosta können etwa die Anteile der Zutaten bei eigenen Markenprodukt und dem Produkt, das für eine Handelskette entwickelt wurde, unterschiedlich ausfallen. Vielleicht ist bei der Eigenmarke weniger Fleischanteil enthalten als bei der Marke. Für ein Unternehmen wie Frosta sind Handelsmarken aber auf jeden Fall von Bedeutung. In der Vergangenheit gab es Jahre, in denen die Tochterfirma Copack, die speziell für die Handelsmarken zuständig ist, mehr Umsatz machte, als Frosta selbst mit seinen Eigenmarken.
Rohstoffpreise setzen Markenhersteller unter Druck
Wie sich die Preisunterschiede zwischen Marke und Eigenmarke in den kommenden Monaten entwickeln werden, bleibt abzuwarten. Zur allgemeinen Preisentwicklung bei den Marken sagt Handelsexperte Thomas Roeb: „Die Jahresgespräche zwischen den Handelsketten und Markenartiklern beginnen erst im Spätsommer und Frühherbst. Zu welchen Preissprüngen es dann kommen wird, kann man jetzt noch nicht absehen, weil die Gespräche ja erst gegen Jahresende abgeschlossen sein werden.“ Was sich Roeb allerdings vorstellen kann: "Wenn sich die Rohstoffpreise weiter so ungünstig entwickeln, werden die Lebensmittelhersteller nicht bis zu den offiziellen Jahresgesprächen warten können.“ Rewe-Chef Lionel Souque schließt eine Teuerungsrunde nicht aus, man wolle sich aber dafür einsetzen, nicht alle Kostensteigerungen an die Kunden weitergeben zu müssen.