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Mega-Jacht Ein bisschen Luxus für Blohm+Voss

Die Bremer Lürssen-Gruppe hat zusammen mit einer norwegischen Werft einen Auftrag zum Bau einer Großjacht erhalten. Davon profitiert auch der Hamburger Lürssen-Standort.
16.11.2017, 18:39 Uhr
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Ein bisschen Luxus für Blohm+Voss
Von Peter Hanuschke

Die 162 Meter lange Jacht „Eclipse“ für den russischen Oligarchen Roman Abramowitsch war der letzte zivile Neubau, der auf der Hamburger Werft Blohm+Voss gefertigt wurde – das war 2010. Erstmals seit vielen Jahren werden es die Hamburger Schiffbauer demnächst erneut mit einem Neubau eines Luxusschiffes zu tun haben: Eine 100 Meter lange Expeditions-Jacht soll an der Elbe final ausgerüstet werden. Der Neubau ist ein Gesamt-Projekt innerhalb der Bremer Lürssen-Gruppe, die die Hamburger Traditionswerft im vergangenen Jahr übernommen hat.

Die gesamten Stahlarbeiten sollen in Norwegen auf der Kleven-Werft stattfinden. Auch an dieser Werft ist die Bremer Lürssen-Gruppe neuerdings beteiligt. Kleven hatte vor zwei Monaten bekannt gegeben, dass eine Investorengruppe eingestiegen ist und 40 Prozent der Werft-Anteile übernommen hat – für 300 Millionen norwegische Kronen (31 Millionen Euro). Zu der Investorengruppe gehören nach Angaben der Kleven-Werft neben Lürssen unter anderem die norwegische Reederei Hurtigruten. Für diese Reederei baut Kleven derzeit zwei Kreuzfahrt-Expeditionsschiffe.

In welchem Umfang die Lürssen-Gruppe an der Kleven-Werft beteiligt ist, dazu wollte das Bremer Unternehmen auf Nachfrage keine Stellungnahme abgeben. Peter Lürßen, der zusammen mit seinem Vetter Friedrich Lürßen die Gruppe führt, sagte lediglich, dass man gemeinsam mit der Kleven-Werft „erstmals im Auftrag eines Kunden ein rund 100 Meter langes Explorer-Schiff" entwickle. Die eigenen Fähigkeiten sowie die der norwegischen Werft würden gezielt miteinander kombiniert. Entsprechend der am kommerziellen Standard orientierten Fertigungsqualitäten der norwegischen Werft würden Rumpf und Aufbauten in Skandinavien gefertigt. „Die finale Ausrüstung sowie weitere Erprobungen und Ablieferung erfolgen entsprechend den Anforderungen und Wünschen des Kunden an unserem Hamburger Lürssen-Standort Blohm+Voss.“

Luxusjacht soll expeditionsfähig sein

Wer als Auftraggeber dahintersteht und wie teuer das Spezialschiff ist, dazu macht Lürssen wie üblich bei solchen Aufträgen keine Angaben. Die Luxusjacht soll auf jeden Fall expeditionsfähig und damit in der Lage sein, auch in Gefilde der Arktis oder Antarktis fahren zu können. Dieser Trend kommt bei neuen Luxusjachten immer stärker zum Tragen. Die Lürssen-Gruppe erhofft sich durch den sogenannten Explorer Vessel weitere Folgeaufträge: „Wir sind zuversichtlich, mit diesem innovativen Schiffstyp weitere Kunden von unserem Produkt zu überzeugen“, so Peter Lürßen.

Das Unternehmen betrachtet den Auftrag als weiteren Baustein zur Sicherung des Hamburger Werftstandorts, der lange in der Krise steckte. Ob Lürssen mit der finalen Fertigung in Hamburg generell einen Strategiewechsel einläuten will, ließ die Gruppe offen. Der Bremer Standort gilt als einer der weltweit größten für den Bau von Luxusjachten. Zuvor war vermutet worden, dass sich Blohm+Voss mit der Übernahme durch die Bremer vom Neubau von Superjachten endgültig verabschieden müsse. Lürssen ist in dem Bereich selbst Weltmarktführer. Blohm+Voss, so hieß es zunächst, wolle das Unternehmen nur für Reparaturen und für die Wartung von Jachten und Kreuzfahrtschiffen nutzen.

Zum neuen Auftrag teilte Lürssen nur mit: „Die finalen Ausrüstungsarbeiten der nun mit dem ersten Explorer Vessel gestarteten Produktlinie werden durch uns gemeinsam mit der bei Blohm+Voss neu gegründeten Refit-Abteilung verantwortet und am Hamburger Werftstandort durchgeführt.“

So oder so sieht die Lürssen-Gruppe im Geschäft mit Expeditions-Jachten einen Zukunftsmarkt. Mit der norwegischen Kleven-Werft habe man einen Kooperationspartner mit schiffbaulichen Erfahrungen auch im Flüssiggas- und Elektro-Antrieb gefunden. Dies ergänze Lürssens Fertigkeiten bei der High-End-Ausrüstung von Schiffen optimal. "Dadurch sind wir imstande, ein neues Produkt zu entwickeln und erfolgreich am Markt zu platzieren.“

Optimismus auf norwegischer Seite

Auch auf norwegischer Seite blickt man optimistisch in die Zukunft: „Wir hoffen, dass dies das erste von vielen Schiffen dieser Art wird, die wir gemeinsam mit Lürssen bauen“, sagte Ståle Rasmussen, Vorstandsvorsitzender der Kleven-Werft.

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