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Im FabLab können spontane Ideen direkt realisiert werden Eine Kreativfabrik für alle

Bremen. Das Bremer FabLab in der Universität steht jedem offen, der seine Ideen in die Praxis umsetzen möchte. Mit Technologien wie einem 3D-Drucker oder einem Lasercutter können sich auch Laien kleine Accessoires oder Ersatzteile bauen.
04.05.2014, 12:00 Uhr
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Eine Kreativfabrik für alle
Von Justus Seebade

Das Bremer FabLab in der Universität steht jedem offen, der seine kreativen Ideen direkt in die Praxis umsetzen möchte. Mit neuartigen Technologien wie einem 3D-Drucker oder einem Lasercutter können sich auch Laien dort schnell kleine Accessoires oder Ersatzteile selbst bauen. Schon bald soll es einen zweiten Standort in der Stadt geben.

Marc sieht ziemlich retro aus. Und ziemlich selbst gemacht. Die Spielidee hinter der Konsole ist relativ simpel: Man muss das Spielgerät am Gegner vorbei befördern, ohne dass dieser es erwischt. Allerdings findet das Ganze nicht am Bildschirm statt, sondern in einem großen, schwarzen Kasten, und die Spielfiguren kann man sogar anfassen. Es sind kleine Klötze, befestigt an dünnen Stangen, die sich bewegen, wenn man den ebenfalls selbstgebauten Joystick betätigt. Zwar geht das alles etwas behäbiger voran als an der Spielkonsole, aber den Ehrgeiz weckt es trotzdem.

Marc ist das Masterprojekt einer Studentengruppe der Universität Bremen. Entstanden ist es in einem Raum, der zwei Mal im Monat allen Menschen offen steht, die eine kreative Idee jeglicher Art haben und diese in die Praxis umsetzen wollen: im Bremer FabLab, was als Abkürzung für „fabrication laboratory“ (Fabrikationslabor) steht.

„Ein FabLab ist eine Umgebung, die einlädt, kreativ zu sein und alles Mögliche zu machen. Es geht darum, dass die Bereiche Technik und Design miteinander verknüpft werden“, sagt Anja Zeising, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich „Digitale Medien in der Bildung“ (dimeb) der Uni Bremen und Vorstandsmitglied im Bremer FabLab-Verein.

Mittlerweile, sagt Zeising, gebe es eine regelrechte FabLab-Bewegung. Ihren Ursprung habe sie in den USA, wo im Jahre 2002 im Massachusetts Instititute of Technology das erste FabLab überhaupt gestartet wurde. Inzwischen sind sie weit verbreitet, das erste deutsche FabLab gründete 2009 die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen.

In Bremen verfügen sie zwar auch schon seit fünf Jahren über so genannte FabLab-Technologien, allerdings mussten die Arbeiten lange Zeit einen Forschungshintergrund haben. Dass die Technologien – unter anderem 3D-Drucker und Lasercutter – jedermann zur Verfügung stehen, ist erst so, seit der Bremer FabLab-Verein vor einem guten halben Jahr ins Leben gerufen wurde. Seitdem kann jeder Interessierte jeden ersten und dritten Montag im Monat ab 18 Uhr ins Gebäude Geisteswissenschaften 2, Raum A4100, kommen und loslegen. „Es ist dann immer jemand da, der sich mit den Maschinen auskennt“, verspricht Anja Zeising.

Es darf also auch der absolute Laie das FabLab betreten und zumindest versuchen, seine Idee in die Tat umzusetzen. Das muss jedoch nicht unbedingt etwas vollkommen Neuartiges sein, wie Bernard Robben, ebenfalls Vorstandsmitglied im Bremer Verein, klarstellt. „Man kann sich auch einfache Ersatzteile selbst bauen. Vor einiger Zeit hat zum Beispiel jemand den Kühlschrankregler für seinen Vater repariert.“ Andere würden sich kleine Accessoires wie etwa Schlüsselanhänger bauen, fügt Anja Zeising an. Auch LED-T-Shirts, die im Dunkeln anfangen zu leuchten, seien schon kreiert worden.

Feinarbeit ist gefragt

Doch was auch immer am Ende bei den Tüfteleien herauskommt – die Werkzeuge auf dem Weg dahin sind oft die gleichen. Beliebt ist etwa der Lasercutter, der eine zunächst auf Papier skizzierte und anschließend auf dem PC präzisierte Zeichnung automatisch in Holz schneidet. Was sich relativ einfach anhört, ist wahre Feinarbeit, wie Bernard Robben betont. „Man muss natürlich richtig gearbeitet haben, damit das alles funktioniert.“ Für den 3D-Drucker gilt das genauso. Hier erstellt man das gewünschte Objekt mit einer Modellierungssoftware am PC und kann anschließend beobachten, wie es während des Druckvorgangs immer mehr Gestalt annimmt. „Das ist faszinierend“, sagt Anja Zeising.

Um das Modell der breiten Masse bekannt zu machen, bietet das Bremer FabLab regelmäßig Workshops an. „Unser Ziel ist immer, dass die Teilnehmer mit den Technologien in Berührung kommen“, sagt Anja Zeising. Das scheint zu gelingen: Von Schulen gebe es beispielsweise viele Anfragen – sogar so viele, dass der Aufwand „höher ist als das, was wir leisten können“, sagt Bernard Robben.

Um in Zukunft noch einiges mehr leisten zu können, will der Verein das Angebot ausweiten. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner Sportgarten soll in zentraler Lage das zweite Bremer FabLab entstehen – als eines, das den Fokus endgültig auf die Öffentlichkeit legt. „Unsere Vision ist, dass das FabLab dort ein öffentlicher Treffpunkt wird, an dem es auch Veranstaltungen geben kann“, blickt Anja Zeising voraus. Derzeit stecke man noch in den Verhandlungen, doch man sei bereits „ziemlich weit“, wie Bernard Robben bemerkt. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, in der Breite zu wachsen“, fügt er an. Damit künftig noch viele weitere Projekte wie Marc realisiert werden können.

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