Der Einzelhandel setzt stärker aufs Energiesparen. Kunden der Bremer Karstadt-Filiale können auf mehreren Plakaten entsprechende Hinweise lesen. Die Klimaanlage sei „energiesparend eingestellt“ worden, Beleuchtung gebe es nicht rund um die Uhr. An einem gesperrten Aufgang heißt es: „Diese Rolltreppe trägt derzeit zum Klimaschutz und zur Senkung des Energieverbrauchs bei.“ Angesichts der Unsicherheit bei der Versorgung stellt sich die Frage nach dem Energieverbrauch von Geschäften. Die Regierung in Spanien hat für den Handel konkrete Sparvorgaben auf den Weg gebracht.
Was plant Spanien?
Dort soll die Beleuchtung von nicht genutzten Büros, Schaufenstern und Denkmälern nach 22 Uhr ausgeschaltet werden. Öffentliche Gebäude, Kaufhäuser, Kinos, Arbeitsstätten, Hotels, Bahnhöfe und Flughäfen sollen ihre Räumlichkeiten im Sommer auf nicht weniger als 27 Grad abkühlen dürfen. Im Winter sollen die Häuser auf höchstens 19 Grad beheizt werden. Die Maßnahmen sollen nach der Sommerpause beschlossen werden.
Wie sieht Bremens Energiesparplan aus?
Bremen entwickelt ebenfalls eine Strategie. Alle Ressorts arbeiten einem Senatssprecher zufolge über die Sommerferien gemeinsam an einem Landesvorsorgeplan. Gespräche mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern laufen – konkrete Vorschläge sind bislang nicht bekannt geworden. Ob das Rathaus und der Dom abends weiterhin beleuchtet werden? Das ist unklar. Man prüfe alle Bereiche der Öffentlichkeit – „die Beleuchtung von Sehenswürdigkeiten fällt ebenfalls darunter“, so der Senat. Einige Städte und Kommunen haben ihre Energiesparpläne auf touristische Wahrzeichen ausgedehnt – in Berlin etwa wird der Dom nicht mehr beleuchtet. Auch das Schloss Bellevue wird in der Regel nicht mehr angestrahlt.
Was bedeutete es für den Tourismus, wenn in Bremen abends früher das Licht ausgeht?
Bremens Tourismusmanager Oliver Rau hält Einsparungen in diesem Bereich für denkbar. Die Sehenswürdigkeiten als Symbol fürs Energiesparen unbeleuchtet zu lassen, sei nicht sinnvoll. „Aber natürlich würden wir uns nicht dagegen sperren, wenn es Teil einer Gesamtstrategie ist“, sagt Rau. Es gehe schließlich darum, gemeinsam Wege aus der Krise zu finden. Es sei zwar schöner, wenn die Sehenswürdigkeiten in vollem Glanz erstrahlten, aber der Publikumsverkehr halte sich nachts ohnehin in Grenzen.
Wie bewertet der Handel die spanischen Bemühungen?
Aus Sicht von Stefan Brockmann, Vizepräses der Handelskammer, ist in den vergangenen Jahren bei der Beleuchtung in der City schon viel passiert. „Mein Eindruck ist, dass es im Winter ab 22 Uhr recht dunkel ist in der Bremer Innenstadt“, sagt Brockmann, der zudem Vorstand der City-Initiative ist. In seinem Möbelladen Boconcept gibt es am Abend ebenfalls nur noch eine Notbeleuchtung. Grundsätzlich seien ausgeleuchtete Schaufenster besser für den Umsatz. „Wir haben die Klimaanlage ausgestellt“, sagt Susanne Gerlach, Geschäftsführerin der Böttcherstraße GmbH über ihren Sieben-Faulen-Laden. Generell plädiert Gerlach für einen bewussten Umgang mit Energie. Regeln wie in Spanien können aus ihrer Sicht einen psychologischen Effekt haben und helfen, damit sich jeder seiner Verantwortung bewusst werde, Energie einzusparen. Anderen Händlern möchte Gerlach keine Vorschriften machen. Allerdings hält sie eine Diskussion über den Verzicht von „reiner Schmuckbeleuchtung“ an öffentlichen Gebäuden für angebracht.
Und wie sieht es bei den Shoppingcentern aus?
Der Weserpark beschäftige sich mit der Frage, was unternommen werden kann, um mehr Energie im Einkaufszentrum zu sparen, sagt Geschäftsführerin Monika Mehrtens. Dabei müssten auch Sicherheitsaspekte bedacht werden. Wo etwa ist Licht zwingend notwendig? Wo dient es nur ästethischen Aspekten? Der Energieverbrauch der Waterfront ist laut Leiterin Kirsten Jackenkroll erneut genau untersucht worden. Dabei ging es auch um die Beleuchtung von Geschäften. Jackenkroll ist auf Geschäfte zugegangen, deren Schaltzeiten nicht optimal gewesen seien.
Welche Rolle spielen Kosten?
Im Vergleich spielen die Stromkosten für den Handel heute eine kleinere Rolle als noch vor einigen Jahren. Das liegt laut Brockmann auch am Umstieg auf die LED-Technik. „Der Treiber sind eher die Klimaanlagen im Sommer“, sagt er. Wegen der höheren Preise versuche bereits jeder, so gut es gehe, Energie einzusparen. Auch aus diesem Grund hält Brockmann Regeln für den Einzelhandel wie in Spanien für den falschen Weg.