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Segnitz-Preis Erfolgreiche Pioniere

Zwei Ökonomen aus dem Nordwesten erhalten in diesem Jahr den Segnitz-Preis. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an die Wirtschaftswissenschaftler Jonas Frischkorn und Julian Abée.
16.11.2017, 19:05 Uhr
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Von Helge Hommers

Unternehmen haben in ihrem jeweiligen Markt eine bestimmte Position. Sie können etwa Pioniere sein oder Verfolger, aber auch Verpasser. Dass sich hinter diesen Positionen gewisse Merkmale erkennen lassen, hat der Wirtschaftswissenschaftler Jonas Frischkorn in seiner Doktorarbeit nachgewiesen. Seine These belegte er anhand der Patentportfolios von fünf Fallbeispielen aus verschiedenen Branchen, die sich mit der Kohlefasertechnologie auseinandersetzen. Auf knapp 400 Seiten legte er seine Erkenntnisse dar.

Die Mühe hat sich ausgezahlt: Für seine Arbeit erhielt der Bremerhavener nicht nur ein „summa cum laude“ (sehr gut mit Auszeichnung). Am Donnerstag wurde ihm in der oberen Halle des Bremer Rathauses außerdem der Segnitz-Preis verliehen. Frischkorn nahm die mit 6000 Euro dotierte Auszeichnung vor rund 500 Gästen bei der Abschiedsfeier für etwa 100 Bachelor- und Master-Studenten aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften entgegen. Feste Pläne, wofür er das Geld verwenden will, hat der 29-Jährige nicht. Ein wenig wird er wohl für seinen Umzug nutzen, sagt Frischkorn, der inzwischen in Wolfsburg lebt und bei Volkswagen arbeitet. „Vielleicht nutze ich die Erkenntnisse der Dissertation und lege einen Teil des Preisgeldes an.“

Eine zukunftsweisende Technologie

Die zuständige Jury, zu der neben zwei Wirtschaftswissenschaftlern der Universität auch der dreiköpfige Vorstand der Segnitz-Stiftung gehört, hob Frischkorns unkonventionellen Ansatz hervor. Das Thema sei für Deutschland als Innovationsstandort von großer Bedeutung. Es richte den Blick auf eine zukunftsweisende Technologie, die in Bremen ansässige Unternehmen wie etwa Airbus oder OHB interessante Ergebnisse liefern könnte. „Patente sind immer wichtig. Ein Unternehmen braucht sie, um sich zu schützen, aber auch um anzugreifen“, sagt Frischkorn.

Der zweite Preisträger, der mit 4000 Euro prämiert wurde, ist Julian Abée aus Bremen. Seine mit „magna cum laude“ (sehr gut) bewertete Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, welche Folgen das regulierende Eingreifen von Staaten am Markt – etwa über Risikoprämien – nach sich ziehen kann. Abée hatte Widersprüchlichkeiten entdeckt und sich gefragt, wo diese ihren Ursprung haben.

Hierzu untersuchte er die Volkswirtschaften sechs großer OECD-Staaten zwischen 1991 und 2010. Der Ökonom kam zu dem Ergebnis, dass die Regulierung in Deutschland, Kanada und den USA durchschnittlich positive Folgen hatte. „Bei den anderen untersuchten Staaten waren zumindest kurzfristig negative Effekte zu erkennen“, sagt Abée. Der 29-Jährige weiß bereits, wofür er das Preisgeld verwenden wird: „Für meinen 30. Geburtstag, der gleichzeitig auch eine Promotionsfeier sein soll“, sagt Abée, der seit September beim Bremer Unternehmen Tiemann angestellt ist.

Der Bremer Weinhändler Hermann Segnitz

Für ihn und Frischkorn schloss sich mit der Auszeichnung nach neun Jahren ein Kreis. Beide haben gemeinsam mit dem Bachelor-Studium im Fach Wirtschaftswissenschaften in Bremer angefangen. Benannt ist der Preis nach dem 2006 verstorbenen Bremer Weinhändler Hermann Segnitz. Erstmals wurde die Auszeichnung vor fünf Jahren verliehen. Segnitz war 43 Jahre lang Geschäftsführer des 1859 in Bremen gegründeten und international bekannten Familienunternehmens A. Segnitz & Co., das er in vierter Generation leitete. Weil ein Nachfolger fehlte, verkaufte er das Handelshaus im Jahr 1995. Inzwischen gehört es mehrheitlich einer Aktiengesellschaft aus der Schweiz.

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit engagierte sich Segnitz auch gesellschaftlich. Die Segnitz-Stiftung geht auf seine Initiative zurück und finanziert sich aus Teilen seines Vermögens. Ihr Ziel ist die Förderung des wirtschaftswissenschaftlichen Nachwuchses. „Das unternehmerische Handeln immer im Blick“, sagt Stefan Messerknecht aus dem Vorstand der Stiftung.

Dass in diesem Jahr nicht nur zum ersten Mal ein Bremer ausgezeichnet wird, sondern gleich zwei Preisträger aus der Region kommen, freut ihn besonders. Dies habe bei der Auswahl aber keine Rolle gespielt. „Es war schnell klar, dass die beiden Arbeiten die besten unter den eingereichten waren“, sagt Messerknecht.

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