Es ist so weit: Die ersten Tankstellen in Bremen verfügen über den Klimadiesel90. Bei den BMÖ-Standorten (Bremer Mineralölhandel) am Weserpark und in Findorff an der Plantage ist der Kraftstoff seit Montag erhältlich. Auch bei der BMÖ-Tankstelle in Brinkum kann der synthetische Kraftstoff ab sofort getankt werden. In den kommenden Tagen werden die Zapfsäulen noch speziell beklebt, damit die Autofahrer aus der Entfernung sehen können, wo sie die Diesel-Alternative erhalten. Die anderen Anbieter aus der Region wie Classic und Hoyer bereiten sich ebenso vor. Alle weiteren Infos rund um den Kraftstoff:
Was ist Klimadiesel90?
Im Fachjargon ist die Rede von "HVO". Die Abkürzung steht für "Hydrotreated Vegetable Oil" oder auf Deutsch "hydriertes Pflanzenöl". Das bedeutet: Dieser Diesel entsteht aus Bioabfällen sowie aus Frittenfett und anderen gebrauchten Speiseölen, jedoch nicht aus Palmfett. Angeblich soll dieser Kraftstoff die Neuemissionen von CO2 um bis zu 90 Prozent reduzieren. BMÖ-Geschäftsführer Ronald Rose sagt: "In den restlichen zehn Prozent ist zum Beispiel das CO2 enthalten, das durch die Lieferketten entsteht." Auch wenn es verwirrt, spricht die Branche wiederum von HVO100-Kraftstoffen.
Wer kann den Klimadiesel90 tanken?
Derzeit dürfen nur geschlossene Kundenkreise diesen Kraftstoff tanken. "Wenn ein Unternehmen Kunde bei uns ist, dürfen die Mitarbeiter der Firma bei uns den Klimadiesel90 tanken", erklärt BMÖ-Geschäftsführer Ronald Rose. Für die privaten Endverbraucher wird das ohne Tankkarte wohl voraussichtlich ab dem kommenden April möglich sein. Bis dahin rechnet auch die Tankstellenkette Hoyer mit der entsprechenden Umsetzung durch die Bundesregierung. Bei der Lühmann-Gruppe mit ihren Classic-Tankstellen ist mindestens an der Zapfsäule am Stammsitz Hoya Klimadiesel90 erhältlich – auch für Privatpersonen. Dazu müssen sie formell einem Klub beitreten. Klimadiesel25 verkauft Classic an mehreren Tankstellen bereits seit März.
Kommen alle Autos damit klar?
"Dazu sind nun die Autohersteller gefragt, dass sie entsprechende Mitteilungen machen", sagt BMÖ-Geschäftsführer Ronald Rose. So hat Nissan zum Beispiel alle Fahrzeuge ab dem Baujahr 2006 freigegeben, andere Hersteller sind noch etwas zurückhaltender. Eine Übersicht gibt es im Internet unter dem Kurz-Link https://t1p.de/9bxho. Wer dort sein Fahrzeug nicht findet, soll beim Hersteller nachfragen. Der Klimadiesel kann sich laut Rose problemlos im Tank mit herkömmlichem Diesel vermischen.
Was wird der Klimadiesel90 kosten?
Zwischen 18 und 22 Cent mehr pro Liter herkömmlichen Diesels soll der Kraftstoff laut dem BMÖ-Geschäftsführer kosten. Es sei auch Aufgabe der Tankstellen, den Autobesitzern nahezulegen, warum sich diese Mehrkosten lohnen. "Man macht sein Dieselfahrzeug damit auf einmal wesentlich klimafreundlicher", gibt Rose zu bedenken. Es heißt, dass der Klimadiesel90 verglichen mit herkömmlichem Diesel sauberer verbrennt, was die Lebensleistung der Motoren erhöhen könnte. Gesicherte Zahlen liegen dazu jedoch noch nicht vor. Diesel-Fahrzeuge, die gleichzeitig AdBlue benötigen, könnten von diesem Zusatzstoff in Zukunft allerdings weniger benötigen, wenn sie mit Klimadiesel90 fahren. Da dieser Kraftstoff weniger CO2-Neuemissionen verursacht, wird das laut Ronald Rose auch bei der Anhebung der CO2-Besteuerung ab 2024 berücksichtigt. Durch die Anhebung geht der ADAC von drei Cent mehr pro Liter Benzin oder Diesel ab Januar aus. Diese Erhöhung soll beim Klimadiesel90 nicht zum Tragen kommen, weshalb der Abstand zum herkömmlichen Diesel dann im besten Fall noch 15 Cent pro Liter betragen könnte.
Werden ab April alle Tankstellen Klimadiesel90 verkaufen?
Davon ist nicht auszugehen. Eine Tankstelle braucht den entsprechenden Platz und entsprechend Tanks dafür. "Wir werden den Klimadiesel90 wohl an den Tankstellen anbieten, an denen wir bereits GTL verkauft haben", sagt BMÖ-Geschäftsführer Rose. Bei GTL handelt es sich um Diesel, der aus Erdgas hergestellt ist. Doch es bedarf auch einer Infrastruktur dahinter, verdeutlicht der Sprecher der Hoyer-Gruppe, Thomas Hartmann: "30 eigene Tankwagen sind bereits zur Abgabe der neuen Ware geeicht und im Einsatz. In Hohenhameln, Hamburg und Mannheim hat Hoyer Eigenläger für HVO100 eingerichtet, weitere sind bereits in Planung. Die Erfahrungen mit dem Produkt stammen aus dem jahrelangen Einsatz als Blend-Komponente für die Beimischung des Bio-Anteils im Diesel sowie vor einigen Jahren auch schon als Kraftstoff für den eigenen Fuhrpark." BMÖ-Geschäftsführer Rose merkt an: "Wenn alle auf einmal diesen Kraftstoff verkaufen würden, hätten wir ein Problem. Denn dafür würden die derzeitigen Kapazitäten noch nicht ausreichen." Es sei aber davon auszugehen, dass die Kapazitäten nach und nach zunehmen werden.

Wenn an der Tankklappe das XTL-Logo zu sehen ist, erlaubt der Hersteller hochoffiziell, dass das Fahrzeug mit Klimadiesel90 betankt werden darf.