Die Staatsanwaltschaft Oldenburg prüft, ob sie wegen eines Verdachts der Untreue ein Ermittlungsverfahren gegen den EWE-Chef Matthias Brückmann einleiten soll.
Auf Anfrage erklärte ein Sprecher, dass es einen möglichen Anfangsverdacht der Untreue gegen einen „Hauptverantwortlichen eines hiesigen Versorgungsunternehmens“ gebe. Zunächst berichtet der NDR darüber. Dabei geht es um die umstrittene Spende des Energiekonzerns an eine Stiftung der Boxer Vitali und Wladimir Klitschko in Höhe von 253.000 Euro im vergangenen Jahr.
Brückmann soll die Spende im Alleingang getätigt haben, ohne sich mit dem Aufsichtsrat abzustimmen. Matthias Brückmann bestätigte am Freitag, das Geld aus der Konzernkasse sei auf seine Initiative hin überwiesen worden.
Der Vorstandsvorsitzende räumte ein, dass er es versäumt habe, den Finanz- und Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats der EWE vorab darüber zu informieren. „Das war ein persönlicher Fehler.“ Die umstrittene Summe wolle er nun aus eigener Tasche zahlen – auch um Schaden vom Unternehmen und der Stiftung abzuwenden.
Noch kein Ergebnis
Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft untersucht den Vorgang. Das Ergebnis liege aber noch nicht vor, heißt es in der Pressemitteilung der EWE, dem Mutterkonzern der Stadtwerke Bremen (SWB). Die Spende an sich sei jedoch „rechtlich nicht zu beanstanden“, wurde Brückmann dort zitiert.
Als die Spende für die Klitschko-Foundation zugesagt worden sei, habe es noch andere Richtlinien des Konzerns gegeben. Laut den neuen Regeln müssen alle Spenden jedoch transparent vergeben, geprüft und dokumentiert werden. Während die Oldenburger Staatsanwaltschaft die Spende nun prüft, gibt es neue Vorwürfe gegen Brückmann. Er soll laut Informationen des NDR einem säumigen Kunden der EWE Vorteile verschafft haben.
Dabei soll es um den Kellner eines Oldenburger Italieners gehen, bei dem Brückmann zu Gast war. Der Kellner soll den EWE-Chef erkannt und ihn auf seine Schulden beim Energieversorger und die verhängte Stromsperre angesprochen haben. Dem Mann soll daraufhin von der EWE eine Ratenzahlung zur Begleichung seiner Schulden angeboten worden sein. Dies ist laut NDR-Recherche ungewöhnlich.
Anschluss wurde gesperrt
Der Konzern weist die Vorwürfe dagegen zurück. Es handle sich nicht um eine Sonderbehandlung des Mannes, sondern einen üblichen Prozess. Der Kunde habe Außenstände im hohen dreistelligen Bereich gehabt. Nach vielen vergeblichen Versuchen, ihn dazu zu befragen, sei der Anschluss gesperrt worden. Dann habe der Kunde eine zufällige Begegnung mit Brückmann genutzt.
Der Fall sei im Anschluss an die zuständigen Personen im Konzern übergeben worden. „Alle vorgegebenen Prozessschritte wurden genauestens eingehalten. (...) Da der Kunde einen sehr ungewöhnlichen Dialogweg wählte, gilt dieses Vorgehen intern als Ausnahmeprozess.“ Der Anschluss sei erst wieder entsperrt worden, nachdem der gesamte ausstehende Betrag ausgezahlt wurde. Zudem sei es gar nicht zu einer Ratenzahlung gekommen.
Derweil begrüßen Mitglieder des EWE-Aufsichtsrats Brückmanns Entscheidung, die Spende über eine Viertelmillion Euro selbst zu zahlen. „Das ist ein starkes Signal und zeigt Größe. Dieses werden wir selbstverständlich bei unserer Bewertung mit berücksichtigen“, sagt Stephan-Andreas Kaulvers, Vorsitzender des Kontrollgremiums.
"Gerade das Sponsoring bei EWE sollte ja auf vernünftige Füße gestellt werden."
Peter Meiwald, Grünen-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Oldenburg/Ammerland und ebenfalls Mitglied im EWE-Aufsichtsrat, sieht die Entscheidung ebenfalls positiv. Zum Schritt Brückmanns meint er: „Das bringt zumindest etwas Entspannung.“ Und ergänzte: „Den Rest müssen wir im Aufsichtsrat besprechen, wenn der Untersuchungsbericht vorliegt.“
Angesichts dessen, dass den Handballbundesliga-Frauen des VfL Oldenburg das Aus droht, weil Sponsor EWE ausgestiegen ist, sagt Meiwald: „Gerade das Sponsoring bei EWE sollte ja auf vernünftige Füße gestellt werden.“ Also nicht so, dass jemand bei Sponsorengeldern schalten und walten kann, wie er mag. Andere EWE-Aufsichtsratsmitglieder wollen erst den Prüfungsbericht abwarten, bevor sie sich erneut äußern, darunter Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD).