Mehr als eine Million Haushalte sollen künftig schneller als bislang im Internet unterwegs sein können. Dafür haben die Deutsche Telekom und die Oldenburger EWE das Gemeinschaftsunternehmen Glasfaser Nordwest gegründet. Das Ziel: Glasfaserkabel bis zur Haustür verlegen. Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sollen von dieser Initiative profitieren.
Das Joint-Venture rechnet damit, etwa zwei Milliarden Euro investieren zu müssen. Dafür soll der Glasfaserausbau schneller als bislang vorankommen. Schon kommendes Jahr sollen die ersten Kunden die schnellen Internetanschlüsse nutzen können.
Für die Geschwindigkeit des Internets ist es entscheidend, über welche Leitungen die Signale übertragen werden. Mit Glasfaser ist das bislang am schnellsten möglich. Doch diese schnellen Leitungen sind längst nicht in jeder Stadt vorhanden. Und selbst wenn die örtlichen Verteilerkästen ans schnelle Glasfasernetz angeschlossen sind, so gibt es meist Probleme auf der sogenannten letzten Meile, also dem Stück direkt bis zum Arbeitsplatz oder in das Wohnhaus.
Kombination aus Kupfer- und Glasfaserkabel verlangsamt
Hier wird oft eine Kombination aus Kupfer- und Glasfaserkabeln eingesetzt. Das verlangsamt die Internetgeschwindigkeit jedoch. Glasfaser Nordwest soll dieses Problem nun lösen. „Wir schließen auch jene Haushalte an, die sonst nicht so schnell versorgt würden“, sagt Telekom-Vorstand Dirk Wössner.
Der Bedarf von Glasfaserleitungen, die direkt bis ins Haus gehen, ist hoch. Eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox für „Focus Online“ zeigt, dass selbst in vielen deutschen Großstädten solche Verbindungen weitgehend fehlen. In Bremen liegt ihr Anteil laut Verivox angeblich bei null Prozent. Allerdings haben regionale Anbieter wie LWL Com bereits einige Häuser ans firmeneigene Glasfasernetz angeschlossen, etwa in der Überseestadt.
EWE und Telekom wollen mit ihrem Joint-Venture etwa 1,5 Millionen Haushalte und Unternehmen erreichen. Dass beide Telekommunikationsunternehmen die Leitungen ausbauen, heißt aber nicht, dass sich die Kunden auch an eines der beiden Unternehmen binden müssen, wenn sie schnelleres Internet wollen. „Die Dienste auf der neuen Infrastruktur stehen allen interessierten Telekommunikationsunternehmen zu üblichen kommerziellen Bedingungen zur Verfügung“, sagt der EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler.
EWE mit Interesse das Netz auszulasten
Andere Internetanbieter müssen Glasfaser Nordwest eine Gebühr bezahlen, um die Leitung zu nutzen. Laut EWE-Sprecher Mathias Radowski hat der Konzern ein Interesse daran, um die Leitungen auszulasten. In Zukunft könnten dann auch Situationen vermieden werden wie 2018 in Beverstedt, wo erst die Deutsche Glasfaser und wenige Wochen später EWE Kabel verlegt hatte.
Wäre es nach EWE und Telekom gegangen, hätte man bereits Mitte des vergangenen Jahres losgelegt. Denn die erste Absichtserklärung gab es vor mehr als einem Jahr. Nun muss das Bundeskartellamt prüfen, inwiefern die neue Firma eine marktbeherrschende Position einnehmen wird. „Nicht vor dem Spätsommer ist mit einer Entscheidung zu rechnen“, sagt Radoskwi. Die Bundesnetzagentur hat schon vergangenes Jahr ihr Okay gegeben.