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Made in Bremen: Deutsche Flächen-Technik Gerüttelt, nicht gerührt

Die Deutsche Flächen-Technik produziert die Spielfläche für Logistik oder Lebensmitteleinzelhandel. Wie der Industriebodenspezialist auf Nachhaltigkeit setzt - und was Beton mit Streuselkuchen zu tun hat.
17.05.2020, 05:00 Uhr
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Gerüttelt, nicht gerührt
Von Lisa Schröder

Unendliche Weiten – um nichts weniger geht es in diesem Unternehmen. Die Besatzung hat anders als die Enterprise zwar nicht fremde Galaxien im Sinn. Und geschrieben steht erst das Jahr 2020. Doch die Weite, die ist das Geschäft, viele Tausende Quadratmeter Ausdehnung im Raum. Die Deutsche Flächen-Technik ist schließlich Spezialist für Industrieböden. Das Bremer Unternehmen bereitet der Wirtschaft quasi ihre Spielfelder.

Vor allem Logistiker gehören zur Kundschaft. „Wir haben hier beispielsweise für die Firma Dachser sehr intensiv gebaut“, sagt Geschäftsführer Thomas Hofmann. Der Einzelhandel zählt ebenfalls zu den Auftraggebern: wie Aldi mit Anfragen für Lager und Märkte. Eventlocations und Messehallen hat das Unternehmen auch schon ausgestattet. Die Deutsche Flächen-Technik (DFT) arbeitet bundesweit in allen Regionen und über die Grenzen hinaus mit Baustellen in der Schweiz, Österreich, Dänemark oder auch schon Spanien.

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Seit vergangenem Jahr arbeitet Hofmann an der Spitze der DFT und leitete das Geschäft in Quadratmetern. Die verschiedenen Systeme zeichneten sich dabei dadurch aus, dass sie vergleichsweise nachhaltig seien mit relativ geringen Zementgehalten. Weil Zement viel CO2 verursacht, ist der sparsame Einsatz wichtig. „Wenn es überhaupt einen grünen Betonbau gibt, dann steht die Firma DFT dafür“, ist Hofmann überzeugt.

Über eine spezielle Art der Herstellung gelinge der Zementverzicht. Der Beton werde mit recht wenig Wasser angeliefert: Er läuft darum nicht flüssig an seinen Bestimmungsort. „Bei uns ist das anders. Wir fahren die trockenen Betone in das Bauteil hinein, und mit einer Vibrations- und Walztechnik werden diese Betone verdichtet.“ Im Prinzip könne man sich das wie Streusel auf einem Kuchen vorstellen: Es haftet zunächst nichts aneinander. Erst großer Druck über das Walzen und Vibrieren führt dazu, dass die Teile aneinanderkleben. Um die Oberflächen zu bearbeiten, kommen Laser zum Einsatz, um eine hohe Ebenmäßigkeit zu erreichen.

Was macht neben der Ebenmäßigkeit einen guten Boden aus? Das sei die Fugenarmut. „Je weniger Fugen wir im Boden vorfinden, desto weniger Ansätze gibt es bei ständiger Überfahrbarkeit, dass die Fugen ausbrechen und der Boden verschleißt.“ Gerade in den Hochregallagern, in denen Gabelstapler viel Gewicht bewegen, ist das ein Punkt. Fugen bremsen aus. Das passt nicht zum Geschäft der Logistik, in dem es um Geschwindigkeit gehe: „Das ist einer unserer großen Vorteile: Wir können nicht fugenlos aber fugenarm bauen.“

65 Jahre Geschichte

Gegründet wurde die DFT vor 65 Jahren als Deutsche Latexfalt Gesellschaft. „In Zeiten des Wirtschaftswunders“, wie es in der Historie heißt, den Jahren „des Neuanfangs und des Aufschwungs in der jungen Bundesrepublik, als die Bautätigkeit immer mehr zunahm“. Große Zentrallager entstanden, Gabelstapler lösten Sackkarren ab. Der Blick zurück zeigt: Übernahmen und Umfirmierungen gehörten zwischenzeitlich zur Geschichte der DFT. Eine ganz Weile gehörte das Unternehmen sogar zum Konzern Shell.

Das Rekordjahr verzeichnete die DFT 2003, als sie 2,8 Millionen Quadratmeter Industrieboden verlegte. „Davon sind wir heute schon weit entfernt“, sagt Hofmann. Wie hoch die Zahl liegt, will der Geschäftsführer nicht genau beziffern. Doch das Ziel sei eine Million Quadratmeter Boden im Jahr.

Im Moment spürt das Unternehmen aber Corona deutlich: Projekte sind teils auf das nächste Jahr verschoben. „Das ist so“, sagt Hofmann. Verhandlungen sind kurz vor Auftragserteilung zunächst beendet worden, Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit, im Vertrieb führen die Kollegen weniger Gespräche als sonst. Für die DFT ist die Entwicklung schwer einzuschätzen. Von der Vergabe bis zur Ausführung der Aufträge vergehen oft Monate: „Das passiert ganz selten kurzfristig.“ Schließlich gehe es um Projekte mit hohem Investitionsvolumen, deren Planung und Genehmigung dauere. „Diese Zeit verlängert sich jetzt. Für uns ist das gar nicht kalkulierbar.“

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Heute gehört die DFT als Tochter zu Possehl. In der Gruppe sind weitere Bauunternehmen angesiedelt. Das hilft laut Hofmann beim Wissensaustausch. „Wir sind bestrebt, neue Produkte auf den Markt zu bringen und in technischer Hinsicht zu optimieren. Wir haben dazu die Möglichkeit, mit der starken Mutter im Rücken tatsächlich für die Zukunft zu gestalten.“ Das sei für ihn auch das Faszinierende: dass die DFT auf eine lange Firmenhistorie zurückblicke und doch Treiber von Innovationen sei. Die kontinuierliche Verbesserung ist auch zwingend, weil die Wünsche der Kunden sich verändern. „Es wird mehr in die Höhe gebaut. Die Ansprüche an die Industrieböden steigen.“ Wo es Potenziale gibt? Das entdeckten die Kollegen vor Ort auf der Baustelle selbst: „Das ist der Ideengeber.“

Bundesweit auf den Baustellen unterwegs

Während die Kunden weite Felder in Auftrag geben, ist die Firmenzentrale der DFT im Gewerbegebiet in Hemelingen dagegen übersichtlich. Die meisten der 80 Mitarbeiter sind eben an Vertriebsstandorten ansässig: von Süddeutschland bis in den Norden, vom Ruhrgebiet bis in den Osten. Die Kolonnen sind entsprechend bundesweit auf den Baustellen unterwegs. Lagerfläche für Maschinen gibt es nur wenig: „Die sind ständig im Einsatz.“ In der Hansestadt sind es ein Dutzend Beschäftigte. Hier hat die DFT übrigens auch schon für die Actega DS oder in der Überseestadt für den Fachmarkt Zweirad Stadler den Boden bereitet.

Thomas Hofmann ist Kaufmann und Betoningenieur. Seit dem Ende seiner Ausbildung hat er mit dem Baustoff zu tun. In seinem Büro hängt griffbereit eine gelbe Warnweste. Denn gerne schaut er selbst auf den Baustellen zu: „Ich bin natürlich neugierig. Jede Baustelle ist anders und hat ihren eigenen Anspruch.“ Für Hofmann ist die Arbeit der Kollegen Handwerkskunst. Und ihm ist es wichtig, Kontakt zu den Mitarbeitern zu halten: „Vor Ort wird die Qualität geleistet. Das machen wir nicht in den Büros.“

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