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Hannover-Messe Exportchampion Mexiko ist Gastland bei Hannover-Messe

Mit Mexiko präsentiert sich auf der Hannover-Messe ein Gastland, das für deutsche Autobauer sehr wichtig ist. Durch US-Präsident Trump könnte diese Stellung allerdings verloren gehen.
23.04.2018, 05:51 Uhr
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Von Klaus Ehringfeld

Zuerst kam Volkswagen, das ist schon ewig her. Dann kam Audi, das ist noch gar nicht solange her. Jetzt folgen Daimler und BMW, die in diesem beziehungsweise im kommenden Jahr Fabriken eröffnen werden. Mexiko ist für die deutschen Autobauer inzwischen ein globales Produktionszentrum geworden. Denn wer in Mexiko Autos zusammensetzt, dem steht fast die ganze Welt offen.

Das Land hat mehr als zwei Dutzend Freihandelsabkommen mit 46 Staaten in der Welt geschlossen, die 60 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung repräsentieren. Von keinem Standort auf dem Globus kann man in so viele Länder zollfrei oder zollgünstig exportieren. Circa eine Milliarde Konsumenten können die Unternehmen von Mexiko aus vergünstigt erreichen.

Das gibt dem Land fast ein Alleinstellungsmerkmal als Automobilproduzent. Nach Nordamerika liefert Mexiko seit 1994 über die Freihandelszone Nafta, nach Europa seit 2000 mit dem EU-Freihandelsabkommen. Auch nach Japan und Zentralamerika und in einige südamerikanische Länder verkauft Mexiko seine Autos bevorzugt und vergünstigt. Daher fertigen nahezu alle großen Autobauer der Welt inzwischen hier. Drei von vier in Mexiko gefertigte Autos gehen in den Export.

Der Wandel Mexikos vom Agrar- zum Industriestaat ist untrennbar mit der Nafta verknüpft. Ohne diese hätte sich das Land nicht zu einem Industriezentrum Nordamerikas mausern können. Aber genau hier liegt auch das Problem. Die mexikanische Exportwirtschaft ist nahezu vollständig auf den Nafta-Markt ausgerichtet.

2016 gingen mehr als 80 Prozent der Ausfuhren in die USA, was zu einem US-Handelsbilanzdefizit mit Mexiko von etwa 66 Milliarden Dollar geführt und die Wut von Präsident Donald Trump auf das Abkommen geschürt hat. Gegenwärtig verhandeln die drei Partner Kanada, Mexiko und die USA über eine Aktualisierung der Nafta, aber Trump droht immer wieder mit Ausstieg.

Dieser würde Mexiko hart treffen, zumal Regierung und nationale Unternehmen bisher kaum nennenswert auf andere Märkte gesetzt haben. Die Nähe des großen Nachbarn mit einheitlichen Standards war verlockender als in die mitunter komplizierte Ferne zu schweifen. Erst jetzt – seit das Nafta-Ende im Raum steht – kümmert sich Mexiko nahezu hektisch um andere Märkte, versucht Investitionen aus anderen Regionen anzuziehen und woanders mehr Absatzchancen zu finden.

Deutschland wichtiger Investor

Denn nach wie vor sind die USA der größte ausländische Investor des Landes, Trump hin oder her. Doch der Anteil sank im vergangenen Jahr auf unter 40 Prozent. Vor allem deshalb, weil andere Industrienationen mehr Geld ausgegeben haben. Die ausländischen Direktinvestitionen stiegen 2017 gegenüber dem Vorjahr um gut elf Prozent auf knapp 30 Milliarden US-Dollar.

Nach den USA waren die wichtigsten Investoren Kanada, Spanien und Deutschland. Auch deshalb ist die weltgrößte Industrieschau in Hannover für die mexikanische Wirtschaft von immenser Bedeutung. Deutschland ist innerhalb der EU der Haupthandelspartner. Zwischen 1997 und 2017 sind die mexikanischen Exporte nach Deutschland um 867 Prozent gestiegen, wie die staatliche Wirtschaftsförderungsgesellschaft Pro-México errechnet hat.

Sie machen aber dennoch gerade einmal 1,1 Prozent der Gesamtausfuhren aus. Es sei „Anerkennung und Auszeichnung“ für Mexiko, Gastland auf der Hannover-Messe zu sein, sagt Johannes Hauser, Geschäftsführer der Deutsch-Mexikanischen Handelskammer Camexa. Es zeige welchen Stellenwert das Schwellenland mittlerweile für die deutsche Industrie habe.

Trotz der Unsicherheit über die Zukunft der Nafta setzen deutsche Unternehmen weiter auf das Schwellenland. Laut der jährlichen Konjunkturumfrage der Camexa wollen gut zwei Drittel der in Mexiko ansässigen Firmen im laufenden Jahr weiter investieren.

Das entspricht einem Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Knapp 2000 Firmen mit deutschem Kapital haben sich in Mexiko niedergelassen. Zu Beginn des Jahrtausends waren es noch 1100 Unternehmen. Von Konzernen bis zu kleinen und spezialisierten Firmen ist alles vertreten. Insgesamt beschäftigen diese 130.000 Mitarbeiter.

Elektrotechnik ist ein Riesenzweig

Die größten deutschen Arbeitgeber kommen dabei aus dem Umfeld der Automobilindustrie. Nummer eins ist die Hannoveraner Continental mit 22 000 Beschäftigten, gefolgt von Bosch (16 000) und Volkswagen (15 500). Außer Automobil- und Zulieferindustrie konzentrieren sich die deutschen Unternehmen in der Pharma-Branche, dem Chemie- und Elektronik-Sektor.

Infolge der Nafta haben in den vergangenen Jahren aber auch andere Branchen einen veritablen Aufschwung genommen. Neuer Star ist die Luftfahrtindustrie. Die Exporte von Luftfahrzeugtechnik und -teilen werden sich laut Prognosen von Pro-México bis 2020 nahezu verdoppeln.

Mehrere Cluster haben sich vor allem in Zentralmexiko angesiedelt. Zudem ist Elektronik ein Riesenzweig. Kein Land exportiert mehr Flachbildschirme als Mexiko. Auch bei Computern, Lautsprechern und Kopfhörern ist das Land unter den Top Five der Welt. Zudem ist es ein bedeutender Exporteur von Nahrungsmitteln und Getränken.

Info

14 Aussteller aus dem Land Bremen

Die Hannover-Messe findet in diesem Jahr von 23. bis zum 27. April in der niedersächsischen Landeshauptstadt statt. Die Veranstalter erwarten etwa 220.000 Besucher, die an den fünf Messetagen das Gelände der Messe besuchen werden. Etwa 5000 Aussteller haben sich zu der weltweit wichtigsten und größten Industriemesse angemeldet. Die Veranstalter planen mehr als 1400 Events unter anderem zu den neuesten Entwicklungen wie etwa zum Thema Industrie 4.0.

Aus Bremen und Bremerhaven sind insgesamt 14 Aussteller auf der Hannover-Messe vertreten: ACT Motor, BIAS, Brunel, Contact Software, Deno, Frauenhofer Allianz Nusim, Frauenhofer-Institut Ifam, Bio-Innovations-Centrum der Hochschule Bremen, Salt And Pepper, Sensosurf, Ubimax, Videc Data Engineering (alle Bremen), Alfred Wegener Institut, TTZ Bremerhaven (beide Bremerhaven).

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