Die Bauwirtschaft brummt. Das lässt sich in Bremen an einer Zahl ganz genau ablesen: Ende 2018 arbeiteten im Bundesland mit rund 13.500 Menschen deutlich mehr im Baugewerbe als zuvor. „Nachdem sich die Branche jahrelang in der Krise befand, ist sie jetzt wieder im Aufwind“, kommentiert Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen. Sein Befund: Unternehmen konkurrieren heute weniger um Aufträge als um Fachkräfte. Die Arbeitnehmerkammer hat beim Bremer Institut Arbeit und Wirtschaft die Studie zur Branche in Auftrag gegeben. Seit 2014 stieg die Beschäftigtenzahl demnach in Bremen um mehr als 1800. Der Bauboom werde jedoch durch den Fachkräftemangel gebremst.
Schierenbeck fordert, dass die Löhne in der Bauwirtschaft steigen. Der Abstand gerade zu den Arbeitsplätzen in der Industrie sei gewachsen, heißt es in der Mitteilung der Arbeitnehmerkammer. Das sei ein Grund für die Abwanderung von Fachkräften in die Industrie. Es gehe nicht nur um bessere Verdienste, betont Schierenbeck, sondern auch Familienfreundlichkeit oder flexible Arbeitszeiten, die in der Baubranche noch viel zu selten Thema seien. Wichtig sei daneben, dass der Arbeitsschutz besser durchgesetzt, dass die Aufsicht deutlich gestärkt werde: „Damit die Betriebe ihrer Fürsorgepflicht nachkommen und ihre Mitarbeiter noch besser schützen.“
Die Zahlen zeigen, dass die Branche von Männern dominiert wird: Nur 14 Prozent der Beschäftigten seien Frauen. Zwei der zehn größten Bauunternehmen in Deutschland hätten ihren Sitz in der Hansestadt: die Zech Group und Kaefer Isoliertechnik. Die Ausbildungsquote in der Bauwirtschaft liegt über dem Schnitt. Von den Beschäftigten sind rund zehn Prozent Auszubildende. "Ein Grund hierfür ist die Ausbildungsumlage, die alle Betriebe im Bauhauptgewerbe finanziell an den Ausbildungskosten beteiligt", heißt es in der Mitteilung. Die Quote sei doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft Bremens.
In die Debatte um eine Ausbildungsumlage in Bremen schaltete sich derweil am Dienstag erneut die Handelskammer ein – zusammen mit der Handwerkskammer und den Unternehmensverbänden im Lande Bremen. Die Wirtschaft lehne diese Abgabe geschlossen ab. Zudem ließe sie sich nicht mit der Sozialkasse Bau vergleichen, äußern sich die drei Präsides von Handelskammer, Handwerkskammer und Unternehmensverbänden: „Freiwillige, auf tariflicher Basis vereinbarte Branchenlösungen sind etwas völlig anderes als eine staatliche Zwangsabgabe.“ Derzeit ist offen, ob die Ausbildungsumlage kommt.