Der Blick in den Himmel lässt nichts Gutes vermuten. Helles Grau, dunkles Grau, aber kein bisschen Blau und erst recht kein strahlender Sonnenschein. Auch in den kommenden Tagen soll sich das nicht ändern. Schlimmer noch: Es soll regnen. Bei vielen Bremern drückt das auf die Stimmung, einige Menschen in der Hansestadt können dem Nass von oben aber trotzdem etwas Gutes abgewinnen.
Vor allem Händlern beschert der verregnete Sommer ein unerwartetes Geschäft. Statt Sandalen und T-Shirts verkaufen sie nun Gummistiefel und Regenjacken. „Besonders jetzt bei den starken Regenfällen der vergangenen Tage merken wir das“, sagt etwa Philipp Kötz, Filialleiter des Outdoor-Geschäfts Unterwegs am Domshof.
Die Nachfrage nach Regenbekleidung steige spürbar. Dabei griffen die Bremer nicht nur zu wasserdichten Jacken, sondern auch häufig zu Regenhosen. „Viele wollen trotz des Wetters Fahrradfahren“, sagt Kötz.
Die meisten Kunden seien aber überrascht, dass das Wetter in diesem Sommer so regnerisch sei – sie hätten eigentlich gar nicht geplant, Regenkleidung zu kaufen. Andere kommen in das Geschäft, weil sie feststellen, dass ihre alte Regenbekleidung gar nicht mehr wasserdicht ist. „Sie kaufen dann Pflegeprodukte, um Jacken und Hosen zu imprägnieren.“
"Gerade bei jungen Leuten ist der Friesennerz gefragt"
Auch im Bremer Viertel ist Regenkleidung im Sommer gefragt. Christian Siemer vom Bekleidungsgeschäft Von der Aa spürt eine gestiegene Nachfrage. Neben Bremern kommen auch immer wieder Touristen in seinen Laden. „Sie waren vielleicht etwas zu optimistisch, was das Schietwetter im Norden angeht und haben ihre Regenjacke zuhause gelassen“, sagt er.
Nun deckten sie sich bei ihm ein. Was ihm besonders auffällt: Neben modernen Jacken ist auch ein norddeutscher Klassiker wieder beliebt. Den Friesennerz hat Siemer zwar schon seit Jahrzehnten im Sortiment, seit einigen Jahren verkauft er ihn aber wieder öfter. „Gerade bei jungen Leuten ist er gefragt“, sagt er – wohl auch, weil er mit rund 60 Euro deutlich günstiger ist als eine atmungsaktive Regenjacke.
Auch ein anderes Regenaccessoire hält sich hartnäckig in den Regalen: der Gummistiefel. Siemer verkauft im Sommer häufig welche an Festival-Gänger, die immer wieder Gefahr laufen, auf matschigen Wiesen stehen zu müssen. Seit einigen Jahren gelten die Gummitreter allerdings auch als alltagstauglich. Einige Schuhhändler in der Innenstadt haben sie in den vergangenen Tagen sogar prominent platziert.
"Wir hoffen trotzdem, dass das Wetter besser wird"
„Wir haben auf den Regen reagiert und einige Gummistiefel ins Schaufenster gestellt“, sagt etwa Roxana Mohammadi vom Görtz in der Obernstraße. Und die Kunden würden häufiger danach fragen. „Die klassischen Modelle haben wir aber nicht“, sagt Mohammadi. Stattdessen gibt es die Gummistiefel in halbhoch und in bunten Farben, manche sollen sogar nach Zitrone riechen. „Wir hoffen trotzdem, dass das Wetter besser wird. Schließlich haben wir auch noch Sommerschuhe im Angebot.“
Ein ähnliches Problem hat auch Jens Ristedt, Inhaber des City Modehauses. In seinem Bekleidungsgeschäft hat er zwar auch einige regentaugliche Sachen – der Großteil ist aber auf sommerliches Wetter ausgerichtet. „Wir bestellen immer um diese Zeit die Waren für das nächste Frühjahr und den kommenden Sommer“, sagt Ristedt. Da könne natürlich keiner wissen, wie dann das Wetter wird. „Daher liegt unser Schwerpunkt gerade mehr auf Blusen, T-Shirts und Kleidern und nicht auf Regenjacken“, sagt er.
Angst, dass er auf der Kleidung sitzen bleibt, hat er aber nicht. „Letztendlich ist das eine Frage des Preises“, sagt Ristedt. Schon jetzt seien in vielen Geschäften die Waren reduziert, bei ihm stünde in den kommenden Wochen auch schon der erste Wechsel zur Mode für die Herbstsaison an. Für die Kunden sei das ein Vorteil: Sie könnten jetzt viele Schnäppchen machen.
Wer sich nicht gleich ein neues Outfit kaufen möchte, um dem Bremer Sommerregen zu trotzen, der greift häufig zum Regenschirm. „Im ersten Halbjahr 2017 haben wir bereits mehr als eine Million Schirme verkauft“, teilt eine Sprecherin der Drogeriemarktkette Rossmann mit. Diese Zahlen beziehen sich allerdings auf ganz Deutschland. „Die Abverkäufe der letzten Jahre lassen erkennen, dass vor allem die Sommer- und Herbstmonate häufig regenreich sind“, sagt die Sprecherin. Für den Umsatz seien die feuchten Monate wie Juni und Juli daher positiv.