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Finanzielle Schwierigkeiten Sorge um Bremer Karstadt-Haus: Erneut Probleme bei Galeria

Der Galeria-Warenhaus-Konzern scheint wieder finanzielle Probleme zu haben, das führt zu Sorgen um das "Karstadt-Haus" in Bremen. Hier sind die Vorzeichen aber etwas anders.
18.10.2022, 05:00 Uhr
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Sorge um Bremer Karstadt-Haus: Erneut Probleme bei Galeria
Von Florian Schwiegershausen

Beim Warenhauskonzern Galeria zeichnen sich die gleichen Probleme ab wie vor mehr als einem Jahr. Das Unternehmen hat erneut einen Antrag auf Staatshilfe gestellt. Es soll um einen dreistelligen Millionenbetrag gehen. Diese Information, die Galeria selbst bisher nicht bestätigen wollte, stammt aus Kreisen der Bundesregierung. Wieder macht man sich in Bremen Gedanken, was ein Aus der Galeria, die für die Bremer immer noch „Karstadt“ ist, für die Innenstadt bedeuten könnte.

Was den Warenhauskonzern plagt, seien die derzeitige Konsumzurückhaltung, die gestiegenen Energiekosten sowie die Spätfolgen der Corona-Pandemie. Am Montagmittag, dem ersten Herbstferientag, war im Bremer Galeria-Kaufhaus so viel los, dass es zeitweise zu kleinen Schlangen an den Kassen in der ersten und zweiten Etage kam. Auch das Restaurant in der dritten Etage schien einigermaßen gut besucht. Lediglich die eine Hälfte der Rolltreppen ist ausgeschaltet, um Energie einzusparen.

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Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bringt sich auch in Bremen in Stellung, wie Gewerkschaftssekretär Tobias Uelschen sagt: „Wir bereiten datentechnisch alles vor, um die Galeria-Beschäftigten schnellstmöglich informieren zu können.“ Ohne große Vorankündigung hatte der Galeria-Vorstand den sogenannten Integrations- und Überleitungstarifvertrag für die Beschäftigten gekündigt. Er sah vor, dass bis 2024 die Löhne wieder auf dem Niveau des Flächentarifvertrags für den Handel liegen sollten – das entspricht dem, was andere tarifgebundene Einzelhandelsunternehmen zahlen.

„Die Galeria-Beschäftigten hängen dem Lohnniveau der anderen zwei bis drei Jahre hinterher“, sagt Uelschen. Auch wenn der Tarifvertrag jetzt gekündigt ist, wirke er für die Gewerkschaftsmitglieder unter den Galeria-Beschäftigten so lange nach, bis man sich auf etwas Neues geeinigt hat. Allerdings könnten laut Verdi die nicht gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten womöglich eines Tages „ohne Regenschirm“ dastehen.

Investitionsvolumen: 400 Millionen Euro

Vor einem Jahr hatte der Galeria-Vorstandsvorsitzende Miguel Müllenbach eine neue Ära des Unternehmens angekündigt. Die Namen Kaufhof und Karstadt sollten verschwinden, nur noch der Schriftzug „Galeria“ übrig bleiben. Zumindest in Bremen hat man über einigen Eingängen den Schriftzug „Karstadt“ stehenlassen. 400 Millionen Euro sollten in die Renovierung der 131 Häuser gesteckt werden und in die Aufteilung des künftigen Galeria 2.0-Konzepts in drei Kategorien: Weltstadthaus, regionaler Magnet und lokales Forum. Als Pilotfilialen sollen die Warenhäuser in Frankfurt am Main, Kassel und Kleve dienen. In Frankfurt am Main wurde im November 2021 das „Weltstadthaus“ eröffnet und die Verkaufsfläche von 8000 auf 30.000 Quadratmeter vergrößert. Um dieses Datum herum eröffnete das Haus in Kassel als „regionaler Magnet“ und das in Kleve als „lokales Forum“.

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Was den Umbau weiterer Häuser angeht, hat sich nicht mehr viel getan. Das Haus in Euskirchen in der Eifel musste nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 sowieso renoviert werden. Wie zu hören ist, hat Galeria wie viele andere Investoren unter anderem mit steigenden Baukosten zu kämpfen. Teil der neuen Strategie ist der Plan, die eigene Verkaufsfläche zu reduzieren und Platz für regionale Produkte zu schaffen, aber auch für Serviceangebote wie städtische Bürgerdienste, E-Bike-Stationen und Paketschalter. Außerdem sollten 200 Millionen Euro in die Digitalisierung fließen, um bis 2025 im Onlinehandel einen Umsatz von einer halben Milliarde Euro zu erzielen.

"Kein Interesse an Warenhäusern"

Davon ist man derzeit weit entfernt. Es scheint sich zu bewahrheiten, was bereits vor einem Jahr der Marketing-Professor Christoph Burmann von der Bremer Uni im Gespräch mit dieser Zeitung prophezeit hatte: „Wenn man sieht, dass 600 Millionen Euro in 131 Filialen gesteckt werden, da sagt jeder Fachmann, dass das ein Witz ist. Das reicht für ein paar neue Schaufensterdekos, und das war es dann schon.“ Burmann sah das Mischkonzept als Zwischenschritt und bezweifelte, dass es dem Galeria-Besitzer René Benko um eine Wiederbelebung der Warenhäuser geht: „Benko ist ein Immobilienunternehmer. Der hat keinerlei Interesse an irgendeiner Art von Warenhaus. Der will schlichtweg die Immobilien und die Grundstücke in den Innenstadtlagen versilbern.“

Das Bremer „Karstadt-Haus“ gehört indes nicht Benko, sondern dem Bremer Investor Kurt Zech. Dessen Sprecher Holger Römer sagte: „Unser Mieter zahlt pünktlich und hat bisher auch nicht nach einer Mietkürzung gefragt.“ Galeria ließ die Anfrage dieser Zeitung unbeantwortet.

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