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Testprojekt von Unternehmern Firmen setzen auf E-Mobilität

Bremen. Elektromobilität gilt als Zukunftstechnologie – in der Tat: In der Gegenwart spielt diese Fortbewegungsalternative insbesondere bei Privatpersonen nahezu keine Rolle. Eine Ausnahme gibt es in der Region.
24.06.2013, 10:30 Uhr
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Firmen setzen auf E-Mobilität
Von Peter Hanuschke

Bremen. Elektromobilität gilt als Zukunftstechnologie – in der Tat: In der Gegenwart spielt diese Fortbewegungsalternative insbesondere bei Privatpersonen nahezu keine Rolle. Eine Ausnahme in der Region: Die Unternehmensinitiative Elektromobilität – die Teilnehmer wollen die Fahrzeuge im Alltag testen.

Pioniergeist gehört schon dazu, wenn man sich für den Kauf eines Elektrofahrzeugs entscheidet: Die Auswahl an Fahrzeugen ist bescheiden, es gibt hohe Anschaffungskosten, und die Reichweite ist gering. Die Nachfrage sei noch überschaubar, sagt Dennis Keyssler, Junior-Chef von Renault-Keyssler in Bremen. Elektrofahrzeuge würden sich aber von Generation zu Generation mehr in Richtung Alltagstauglichkeit hin entwickeln. Parallel müsste es aber auch von politischer Seite mehr Unterstützung geben: Es müssten Anreize geschaffen werden, um den Verkauf von Elektrofahrzeugen anzukurbeln.

Politisch nimmt das Thema Elektromobilität einen hohen Stellenwert ein. Man tritt gerne damit in die Öffentlichkeit. Jüngst bekräftigte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) das Ziel, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straßen zu bringen. Aber nicht beflügelt durch eine Kaufprämie, sondern durch mehr „Begeisterung“. Davon ist allerdings sehr viel notwendig, soll das Ziel erreicht werden: In Deutschland waren 2012 von 43 Millionen Autos lediglich 7000 Fahrzeuge mit Elektroantrieb unterwegs. In Bremen waren es vor vier Wochen 203 Fahrzeuge – von 226 315 Autos. Ein paar E-Autos werden dazugekommen sein: So hat die Handelskammer Bremen – sie gehört auch mit zur Unternehmensinitiative Elektromobilität – in ihren Fuhrpark aktuell zwei Elektrofahrzeuge integriert.

Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, sagt: „Wir wollen mit der Anschaffung unserer beiden neuen Elektrofahrzeuge ein umweltfreundliches Zeichen setzen und deutlich machen, dass sich E-Mobility lohnt.“ Mit der Anschaffung beteiligt sich die Handelskammer an der Unternehmensinitiative, die sich die unternehmens- und branchenübergreifende Erprobung von Elektrofahrzeugen in der Modellregion Bremen/Oldenburg zum Ziel gesetzt hat. „Interessant für uns ist, dass dieses Projekt neben der Praxiserprobung auch wissenschaftliche Begleitung hat“, sagt Fonger.

Die „Unternehmensinitiative Elektromobilität“, in der sich aktuell 60 Firmen zusammengefunden haben, resultiert unter anderem aus der Projektphase der Metropolregion Bremen-Oldenburg, die von 2009 bis 2012 als eines von bundesweit acht Modellregionen für Elektromobilität in Deutschland angelegt war. „Wir haben nach neun Monaten 60 Elektrofahrzeuge, die in den Fuhrparks der beteiligten Firmen eingesetzt werden“, sagt Andreas Jacobsen von der Firma Nehlsen, die das Projekt federführend koordiniert. Von den angepeilten 200 Ladestationen gebe es derzeit 70. „Wir sind aber voll im Zeitplan – eigentlich sind wir von 30 Fahrzeugen nach 18 Monaten ausgegangen.“ Dass es bereits mehr Fahrzeuge sind, liege offenbar daran, dass die Resonanz bei den Mitarbeitern, so ein Elektrofahrzeug fahren zu wollen, sehr groß sei. Bis 2015 ist das Projekt insgesamt angelegt. „Wir haben auch noch Fördermittel“, so Jacobsen. Der Bund ist in diesem Fall nicht nur mit „Begeisterung“ dabei, sondern auch mit Geld: Er trägt etwa die Hälfte der Kosten dieses regionalen Projekts mit einem Gesamtvolumen von rund 8,9 Millionen Euro.

„Wir begleiten das Projekt und sammeln Daten von den Elektrofahrzeugen darüber, in welchem Radius sie sich bewegen, bei welchem Akku-Zustand sie geladen oder gefahren werden und in welcher Situation Probleme auftauchen“, sagt Jens Mey, stellvertretender Institutsleiter des Robotics Innovation Center vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Bremen. Zentral gehe es darum, bundesweit auszuwerten, wie der Einsatz von Elektroautos in der Flotte von Unternehmen optimiert werden könne. Das könne auch dazu beitragen, Privatleuten bewusst zu machen, dass es noch andere Mobilitätsmodelle als die gibt, in denen herkömmliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor die zentrale Rolle spielen. Mobilität werde sich in den nächsten Jahren auf jeden Fall verändern – Elektromobilität werde eine Säule sein. „Und wer als Privatperson einmal mit einem Elektrofahrzeug fahren möchte, der kann das in unserem Institut machen.“ Das ist vereinzelt auch im Autohandel möglich. Dennis Keyssler: „Wir stellen dafür Wagen zur Verfügung – ganz normal wie bei anderen Fahrzeugen auch.“

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