Die Hauptreisezeit in Niedersachsen und Bremen neigt sich dem Ende zu, die Schule startet am Donnerstag. Das Urlaubsziel mit dem Flieger zu erreichen, gehörte zwar wieder für viele Reisende zum Ferien-Alltag, aber die Passagierzahlen befinden sich noch nicht wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Allerdings gab es am Bremer Airport und am Flughafen Hannover im Zeitraum Januar bis Mai beziehungsweise bis Juli deutliche Steigerungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Im ersten Halbjahr sind laut der Statistik des Branchenverbandes Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) an den deutschen Flughäfen 87,7 Millionen Passagiere abgefertigt worden. Das war im Vergleich zum corona-geprägten Vorjahreszeitraum zwar eine Steigerung um 28 Prozent, lag aber gleichzeitig auch noch deutlich unter dem Wert von 2019. Der Verband zieht dafür beispielhaft den Monat Juni heran, in dem 80 Prozent der Passagiere aus dem Vergleichsmonat Juni 2019 gezählt wurden.
Am Bremer Flughafen liegen die Zahlen von Januar sogar bis einschließlich dem Ferienmonat Juli vor. In diesem Zeitraum gab es am Airport nach eigenen Angaben ein Aufkommen von 995.211 Passagiere. Das ist im Vergleich zu 2022 (769.492 Passagiere) ein Anstieg um 29,33 Prozent. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum in 2019 (1,279 Millionen Passagiere) weisen die Fluggastzahlen allerdings immer noch ein Minus von 22,24 Prozent auf.
Der Flughafen Hannover-Langenhagen hatte laut der Statistik des Flughafenverbandes ADV im Zeitraum Januar bis Mai 1,479 Millionen Passagiere. „Wir sind sehr zufrieden mit den ersten Wochen der Sommerferien", sagte Flughafenchef Martin Roll. "Im Vergleich zum letzten Jahr konnten wir von Januar bis Ende Juli fast 20 Prozent mehr Passagiere am HAJ begrüßen." Damit setze sich der positive Trend fort. Besonders im touristischen Bereich habe ein deutliches Wachstum stattgefunden. "Was mich besonders freut: Die gemeinsam mit unseren Systempartnern getroffenen Maßnahmen zur Steigerung der Kundenzufriedenheit haben sich als sehr wirksam erwiesen, vor allem was die Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen betrifft. So können unsere Gäste ganz entspannt ab Hannover fliegen.“
Am Hamburger Flughafen gab es 25,69 Prozent mehr Passagiere im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 4,751 Millionen Passagiere sind es in der ADV-Statistik.
Der BDL-Verband erwartet insgesamt bis zum Jahresende eine Erholung des Angebots auf bis zu 88 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau. "Im Vergleich zu 2022 wird der Flughafen Bremen seine Passagierzahlen am Jahresende wahrscheinlich verbessern, allerdings wird das Niveau von 2019 noch nicht erreicht werden können", sagte Sprecherin Andrea Hartmann. Die Abfertigung laufe und lief, wie auch im vergangenen Sommer, stabil, da der Flughafen Bremen personell ausreichend aufgestellt sei.
Aus Sicht des BDL funktioniert der Flugverkehr in diesem Sommer konstanter als im chaotischen Vorjahr. Nach Angaben des Branchenverbandes sind im Juni gut 60 Prozent der Abflüge pünktlich rausgegangen, was im Vergleich zum Vorjahresmonat eine deutliche Steigerung um 19 Prozent bedeute. BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow rechnet damit, dass sich der positive Trend in den kommenden Monaten fortsetzt. Er wies auf besondere Schwierigkeiten im Juni hin, als schwere Gewitter in ganz Europa und die Luftwaffenübung „Air Defender“ den zivilen Luftverkehr im deutschen Luftraum beeinträchtigten. Flughäfen und Airlines hätten laut BDL zusätzliches Personal eingestellt und verschiedene Prozesse optimiert. Der Arbeitskräftemangel in Deutschland mache sich aber weiterhin nachhaltig bemerkbar.
Im Bereich der Passagierzahlen erhole sich der deutsche Luftverkehrsmarkt weiterhin langsamer vom Corona-Schock als der europäische Flugverkehr, so der BDL. Wichtige Gründe sind der ausgedünnte Inlands-Flugplan mit einem Sitzplatzangebot von 47 Prozent sowie der weitgehende Rückzug von Direktfluggesellschaften wie Ryanair, Easyjet oder Wizz Air. Diese Airlines machen derzeit trotz ihres starken Wachstums einen weiten Bogen um den deutschen Markt mit seinen hohen Gebühren und Kosten. Ihr Sitzplatzangebot für Flüge von deutschen Flughäfen betrug im ersten Halbjahr nur noch 63 Prozent im Vergleich zu 2019.
Einen Zeitpunkt, an dem die Passagierzahl von 2019 wieder erreicht werden könnte, nannte der BDL nicht. Insbesondere innerdeutsch werde ein Teil wohl auch nie mehr zurückkommen, heißt es. Man habe lange Jahre daran gearbeitet, dass Passagiere im Inlandsverkehr auch intermodale Angebote auf der Schiene nutzen könnten, erklärte Randow und fügte an: „Wir wollen das. Wir halten das für sinnvoll.“
Wie zuvor die staatseigene Deutsche Flugsicherung sprach sich auch der BDL dafür aus, die Airlines bei den zuletzt stark gestiegenen Flugsicherungskosten zu entlasten. Deutschland habe im Gegensatz zu vielen anderen Staaten die während der Corona-Zeit aufgelaufenen Defizite auf die Lotsen-Gebühren aufgeschlagen. Es gehe um einen Betrag von rund einer Milliarde Euro, der für die Airlines kompensiert werden müsse.
Der Verband warnte erneut davor, dass eine steigende Zahl von Fernflügen über Drehkreuze außerhalb der EU wie Dubai, Istanbul oder Doha abgewickelt werde. Die europäischen Flughäfen und Airlines dürften nicht mit weiteren wettbewerbsverzerrenden Kosten belastet werden.