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Kraftwerk auf dem Dach Was Hausbesitzer über Fotovoltaik-Anlagen wissen sollten

Die Bundesregierung will die Stromerzeugung aus Sonnenenergie erhöhen. Deshalb hat sie die Vergütung für den eingespeisten Solarstrom erhöht. Ob es sich für Hausbesitzer lohnt, bleibt eine Rechenaufgabe.
10.08.2022, 21:00 Uhr
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Was Hausbesitzer über Fotovoltaik-Anlagen wissen sollten
Von Christoph Barth

Ein eigenes Kraftwerk auf dem Dach, das aus Sonnenlicht kostengünstig Strom erzeugt: In Zeiten explodierender Energiepreise wird die Fotovoltaik für viele Hausbesitzer zu einer interessanten Alternative zum teuren Strom aus der Steckdose. Die Bundesregierung unterstützt das Vorhaben mit höheren Vergütungen, denn sie will die Stromerzeugung aus Sonnenenergie massiv ausbauen. Doch ob sich die Sache am Ende rechnet, hängt von mehreren Faktoren ab.

Für wen lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage?

Auch wenn Hausbesitzer mit den Solarzellen auf dem Dach zum Kraftwerksbetreiber werden: Viel Geld verdienen sie damit nicht.  "Man darf da keine großen Gewinne erwarten", warnt Christoph Felten von der gemeinnützigen Bremer Beratungsagentur Energiekonsens. Aber: Über eine Laufzeit von 20 Jahren gerechnet, amortisieren sich die meisten Fotovoltaik-Anlagen – sprich: Am Ende lohnt es sich. Zumal viele Anlagen bei guter Wartung auch länger laufen.

Passt eine PV-Anlage auf jedes Hausdach?

Ideal sind geneigte Dächer mit Ausrichtung nach Süden. Aber auch ein Satteldach in Ost-West-Ausrichtung ist kein Ausschlusskriterium mehr. "Statt einer Mittagsspitze hat man dann eine bessere Verteilung der Stromausbeute über den Tag", sagt der selbstständige Bremer Energieberater Jens Büsing. Das erleichtert die Eigennutzung des erzeugten Stroms. Bei Flachdächern muss gegebenenfalls die Statik für eine Trägerstruktur der Solarpaneele berechnet werden. Einen ersten Überblick über die wirtschaftliche Eignung ihres Daches können sich Hausbesitzer auf der Internetseite www.solarkataster-bremen.de verschaffen.

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Was ist besser: Den Strom selbst verbrauchen oder ins Netz einspeisen?

Auch wenn die Bundesregierung die Einspeisevergütung für Solarstrom gerade wieder erhöht hat: Das bessere Geschäft machen Hausbesitzer, wenn sie möglichst viel von dem erzeugten Strom selbst verbrauchen. Das zeigt eine grobe Überschlagsrechnung: Je nach Anlage kostet die Kilowattstunde Strom vom Dach 10 bis 15 Cent. Aus der Steckdose schlägt sie mittlerweile mit mehr als 30 Cent zu Buche. Die Differenz geht als Ersparnis in die Haushaltskasse. Strom, der nicht direkt verbraucht wird, kann ins öffentliche Netz eingespeist werden. Die Vergütung wurde gerade auf 8,2 Cent/kwh angehoben. Das sind fast 25 Prozent mehr als zuletzt. Möglich ist auch die komplette Einspeisung des Stroms ins öffentliche Netz, aber die meisten Anlagen laufen im Wechselbetrieb am günstigsten.

Kann eine Batterie die Stromausbeute für den Eigenbedarf erhöhen?

Die meisten Anlagen werden mittlerweile mit Batterie ausgeliefert, um überschüssigen Strom zu speichern und bei Bedarf im Haushalt zu verbrauchen. Ob sich das rechnet, ist eine andere Frage: "Die Speicher sind so teuer, dass die Anlage dadurch nicht in jedem Fall wirtschaftlicher wird", gibt Fotovoltaik-Experte Felten von Energiekonsens zu bedenken.

Wie groß muss eine Fotovoltaik-Anlage sein, um wirtschaftlich arbeiten zu können?

Faustregel: Je größer die Paneele, desto besser. Dem Größenwachstum stehen jedoch vielfach praktische und rechtliche Hindernisse im Weg: Auf einem Reihenhausdach, womöglich noch mit Gaube, ist nur begrenzt Platz. Und die Landesbauordnung schreibt aus Gründen des Brandschutzes vor, dass zum Nachbardach ein Abstand von 1,25 Meter eingehalten werden muss. "Da passen dann oft nur Anlagen mit 3 bis 3,5 Kilowatt Leistung aufs Dach", rechnet Energieberater Büsing vor. Im Klimaschutzressort von Senatorin Maike Schaefer (Grüne) ist man sich des Problems bewusst. Per Erlass wurde der Sicherheitsabstand für Anlagen der neuesten Bauart – sogenannte Glas-Glas-Module mit nicht-brennbaren Oberflächen – bereits auf einen halben Meter reduziert. Im Herbst soll auch die Landesbauordnung entsprechend geändert werden.

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Was kostet eine Anlage auf dem Dach?

Das kommt auf die Größe an. Nach einer Aufstellung der Verbraucherzentrale kostet eine 6-kW-Anlage im Mittel gut 10.000 Euro, eine 10-kW-Anlage gut 15.000 Euro. Pro Kilowatt Leistung wird es also billiger, je größer die Anlage ist. Allerdings steigen die Preise zurzeit deutlich an. "Ich habe schon Angebote gesehen, die doppelt so hoch lagen – einige scheinen die Lage gerade auszunutzen", mutmaßt Energieberater Büsing. Das könne dazu führen, dass die Rechnung nicht mehr aufgeht und man besser die Finger davon lassen sollte. Mehrere Monate warten muss man auf die Handwerker sowieso – für viele Betriebe sind Großaufträge auf Hallendächern zurzeit attraktiver als ein paar Paneele auf dem Reihenhausdach.

Wo kann ich mich informieren?

Unabhängige Beratung erhalten Privatkunden bei der Verbraucherzentrale (www.verbraucherzentrale-bremen.de/wissen/energie/erneuerbare-energien). Die Klimaschutzagentur Energiekonsens berät vor allem Unternehmen und bietet regelmäßige Informationsveranstaltungen zum Thema Photovoltaik an (www.energiekonsens.de). Vereine, Stiftungen sowie öffentliche und kirchliche Einrichtungen können sich an den Umweltschutzverband BUND wenden (www.bund-bremen.net/solarberatung).

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