Die ÖVB-Arena soll schon bald jungen Unternehmensgründern aus der Lebensmittelbranche einen Platz bieten. So sieht es der Plan des Wirtschaftsressorts vor mit dem Arbeitstitel "Food Hub Bremen 1.0". Die Start-ups sollen in das Restaurant Beck'Stage an der Seite der Veranstaltungshalle zur Straßenbahnseite hin einziehen. Um ihre Kreationen zu entwickeln, braucht es dafür eine Testküche. Die sei schon mal durch die Einrichtung des Restaurants gegeben. Hier sollen die Unternehmensgründer ihre Idee bis zum fertigen Produkt entwickeln.
Ein zweiter Standort für die Unternehmensgründer aus der Lebensmittelbranche ist auf der anderen Seite der Weser vorgesehen. Dort sollen sie in die Alte Schnapsfabrik an der Osterstraße in der Neustadt in die geplante "Food Kitchen" einziehen. Sie bietet schon jetzt einen Platz für jungen Firmen aus der Kreativwirtschaft. Auch hier ist die Möglichkeit gegeben, Produkte von der ersten Idee bis zur Marktreife zu entwickeln. Am Mittwoch hat die Wirtschaftsdeputation dafür bis Ende 2022 insgesamt 645.000 Euro bewilligt.
Ursprünglich war ein einziger Standort für die Lebensmittel-Start-ups am Bremer Großmarkt vorgesehen. Doch bis der fertig ist, werde es noch dauern. Der CDU-Landesvorsitzende Carsten Meyer-Heder befürwortete grundsätzlich den Plan für die Food-Hubs: "Es hätte aber mehr Aufmerksamkeit, wenn wir das ganze Gründergeschehen auch aufgrund der Sichtbarkeit an einigen wenigen Plätzen konzentrieren, an denen die Menschen dann initiativübergreifend zusammenarbeiten können."
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) sagte: "Das jetzt ist nur die Vorschaltlösung. Die große Lösung ist am Großmarkt vorgesehen, weil sich dort die Nahrungsmittelbranche in Bremen überwiegend konzentriert." Als Beispiel nannte sie das Unternehmen Reishunger, dass nun mit 200 Beschäftigten Ausbaubedarf habe. In die Planung ist auch der Verein Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft Bremen (Nageb) involviert.
Durch die Pandemie sei der Plan mit dem Food-Hub ins Stocken geraten. Vogt ist momentan skeptisch, ob sie es noch bis zum Ende der Legislaturperiode im Mai 2023 eröffnen könne. Daher brauche es vorerst zwei andere Plätze. "Die Branche hat rund 10.000 Beschäftigte im Land Bremen und ein starkes Gründungsgeschehen. Wir brauchen diese Vorschaltlösungen, weil wir sonst Gefahr laufen, dass Start-ups und Gründer Bremen verlassen", begründete die Wirtschaftssenatorin. Deshalb sei keine Zeit, um auf die Genehmigungsverfahren am Großmarkt zu warten.
Die FDP-Fraktionsvorsitzende Lencke Wischhusen befürwortet den Plan, fragt allerdings, ob denn auch für Bremerhaven ein Food-Hub geplant sei: "Dort befindet sich die Lebensmittelbranche mit ihrer großen Produktion." Laut Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) soll auch in Bremerhaven eine Food Kitchen entstehen. Der Nageb-Vorsitzende Rainer Frerich-Sagurna freut sich über die Projekte: "Es ist schön, dass wir hier Fortschritte machen und endlich dem starken Nahrungs- und Genussmittelstandort Bremen Rechnung getragen wird mit einem Gründerzentrum. Das kann nur gut für die Wirtschaft und für den Standort sein." Der Nageb-Vorsitzende geht auch davon aus, dass damit mehr Absolventen von der Hochschule Bremerhaven, die dort Lebensmitteltechnologie studiert haben, auch im Land Bremen bleiben und nicht abwandern werden.
Sieben Millionen für ein Gründerzentrum für die Uni
Mehr Kritik gab es in der Wirtschaftsdeputation beim geplanten Gründerzentrum im Technologiepark an der Uni. Das sogenannte "Digital Industry Hub" (DHI) wird dort seinen Platz in der Konrad-Zuse-Straße bekommen. Dafür wird die WFB einen Gebäudeteil vom Software-Unternehmen Encoway auf zehn Jahre anmieten. Kritik gab es dazu vom Deputationsvorsitzenden Christoph Weiss (CDU): "Mir fehlt in der Planung einfach eine Zielvorgabe und eine Evaluierung, was man zum Beispiel in fünf Jahren erreicht haben will." Aufgrund dessen stimmte er gegen den Plan, auch wenn er ihn grundsätzlich befürwortet. Am Ende bewilligte die Wirtschaftsdeputation für dieses Projekt 7,3 Millionen Euro. Das Geld ist für die Miete bis 2031 sowie für das Personal eines DHI-Vereins bestimmt.