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Mehr Autos in der Werkstatt Preise für Gebrauchtwagen in Bremen um 21 Prozent gestiegen

Angesichts der gestiegenen Gebraucht- und Neuwagenpreise fahren die Bremer lieber ihr derzeitiges Auto länger und pflegen ihn entsprechend. Die Kfz-Innung sieht da aber noch einen anderen Grund.
18.03.2023, 07:42 Uhr
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Preise für Gebrauchtwagen in Bremen um 21 Prozent gestiegen
Von Florian Schwiegershausen

Die Gebrauchtwagenpreise im Land Bremen sind 2022 verglichen mit dem Vorjahr um 21 Prozent gestiegen. Das hat die Bremer Kfz-Innung am Donnerstag bei ihrer Jahresbilanz berichtet. Gab man in Bremen im Jahr 2021 noch im Durchschnitt 15.810 Euro für ein gebrauchtes Auto aus, waren es im letzten Jahr durchschnittlich 19.130 Euro. Im Gebrauchtmarkt spielen E-Autos übrigens bisher keine Rolle.

Das sei eher bei Neuwagen der Fall. Hier zogen die Preise im gleichen Zeitraum ordentlich an. Zahlten die Bremer im vergangenen Jahr im Durchschnitt 43.110 Euro für ihren neuen Pkw, waren es im Jahr zuvor noch 37.840 Euro. Die Konsequenz für die Bremer: Sie fahren ihr eigenes Auto wesentlich länger und lassen ihn dadurch auch mehr warten, damit es möglichst lange hält. So verzeichnete Kfz-Innungsmeister Hans Jörg Koßmann eine Auslastung der Werkstätten in Bremen und Bremerhaven für Service und Wartung bei 90 Prozent. Und Koßmann geht davon aus, dass dies in diesem Jahr noch zunehmen werde - die Kapazitäten würden reichen: "Bei einigen Werkstätten kann es passieren, dass man erst frühestens in drei Wochen einen Termin für sein Auto bekommt. Bei anderen geht es aber vielleicht trotzdem kurzfristig."

Durchschnittsalter der Autos an der Weser nimmt zu

Dies schlägt sich auch in den Umsätzen nieder: Die stiegen im kleinsten Bundesland von 2021 zu 2022 um mehr als zehn Prozent auf 222 Millionen Euro. Und auch beim Durchschnittsalter eines Pkw schlägt sich das nieder. Das liegt an der Weser inzwischen bei 10,6 Jahren, während es bundesweit zehn Jahre sind. Es gab aber auch mal Zeiten, in denen es acht Jahre waren. Koßmann sieht aber auch noch einen anderen Grund, weshalb die Bremer an ihren Autos inzwischen länger festhalten: "Das verlagert die Auseinandersetzung nach hinten, ob man sich beim nächsten Pkw ein E-Auto zulegen möchte."

Das sei auch gut, dass die Werkstätten auf diese Weise Umsatz machen können. Denn auf der anderen Seite wird es für die Vertragswerkstätten, die mit einer bestimmten Automarke "verheiratet" sind, werde es nicht einfacher. Denn die Autohersteller setzen immer mehr auf Direktvertrieb - vorbei an den alteingesessenen Autohäusern und wollen langfristig auch weiter ihr Händlernetz reduzieren. Die Autohäuser, die weiterhin Vertragshändler sind, müssen investieren, weil es der Hersteller so möchte. Da können laut Koßmann in einem Jahr schnell mal Summen zwischen 50.000 und 100.000 Euro entstehen. Das müssten die Werkstätten auch erstmal verdienen.

17 E-Autos auf eine öffentliche Ladesäule

Bei den Neuzulassungen im kleinsten Bundesland spielen alternative Antriebe eine immer größere Rolle. Der Anteil an den zugelassenen Autos liegt derzeit bei drei Prozent. Karlheinz Bley, Präsident des Kfz-Gewerbes Niedersachsen-Bremen, rechnete vor, dass es im Land Bremen momentan 520 öffentliche Ladesäulen gibt. Auf die Pkw umgerechnet bedeutet dass, dass sich 17 E-Autos eine öffentliche Ladesäule teilen. Da es in Bremen und Bremerhaven bis 2030 mindestens 5000 Ladepunkte sein sollen, müsste man da laut Bley mehr aufs Tempo drücken. Er sagte außerdem: "Die Regierung muss weitere Förderprogramme auflegen, um den Kauf von E-Autos weiter voranzutreiben. Die Programme dürfen auch nicht endlich sein." Koßmann stellte gleichzeitig fest: "Wenn man sich die deutschen Autohersteller anschaut, produzieren die mehrheitlich E-Autos im oberen Preissegment. Kleinwagen kommen da eher von den chinesischen, koreanischen und japanischen Herstellern." Nur wenn sich eine breite Masse E-Mobilität leisten könne, würde sie auch ein Erfolg werden.

Gleichzeitig sprachen sich die beiden Werkstattbesitzer auch für die Nutzung synthetischer Kraftstoffe, der sogenannten E-Fuels, aus. "Firmen mit einer Fahrzeugflotte können so von einem Tag auf den anderen den CO2-Ausstoß auf Null reduzieren", gab Koßmann zu bedenken. Angesichts der Debatte um die Energieeffizienz sagte der Kfz-Innungsmeister: "Was spricht dagegen, wenn die E-Fuels in Ländern produziert werden, in denen alternative Energien in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen?"

Ausbildungsabgabe sei "dummes Zeug"

Wie bereits auf dem Neujahrsempfang der Kfz-Innung bezeichnete Koßmann die für Bremen geplante Ausbildungsabgabe als "dummes Zeug." Das Land Bremen müsse es schaffen, die jungen Menschen nach zehn Schuljahren auf ein Niveau zu bringen, dass sie "ausbildungsreif" sind. Er sieht nicht ein, dass die Betriebe dafür zahlen sollen, wenn das nicht gelinge: "Das muss direkt von der ersten Klasse an beginnen." Eine Ausbildungsabgabe, um das zu heilen, was die Jugendlichen während ihrer Schulzeit versäumt haben, helfe da nicht weiter und könne das auch nicht reparieren.

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