Vergangenen Donnerstag hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins um weitere 0,25 Punkte auf 4,5 Prozent erhöht. So hoch war der Zins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der EZB besorgen können, zuletzt im August 2001. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, erreicht mit nun 4,0 Prozent das höchste Niveau seit Bestehen der Währungsunion 1999.
Mit dem steigenden Leitzins können Sparer auf weiter steigende Zinsen hoffen. Auch für immer mehr Filialbanken werden die Zinsen für Tagesgeld und für Festgeld zu einem Marketinginstrument, um Neukunden zu werben. Das galt in den vergangenen Monaten eher für die Onlinebanken. Doch seit vergangener Woche ist nun mit der Commerzbank eine der größeren Filialbanken mit dabei. Sie zahlt für Gelder auf dem "Topzinskonto Plus" für zwölf Monate 3,25 Prozent. Dabei schreibt die Bank, dass es sich um Gelder handeln muss, die vorher noch nicht bei dem Kreditinstitut angelegt waren. Das bedeutet aber auch, dass diese Konditionen nicht nur für Neukunden gelten, sondern auch für Bestandskunden. Sie erhalten diesen Zins für Summen bis zu einer Höhe von zehn Millionen Euro.
Genossenschaftsbank mit 2,1 Prozent
Doch für alle Gelder, die bis zu sechs Monate zuvor auf einem Konto der Commerzbank oder der Online-Tochter Comdirect lagen, hat die Bank ebenso den Tagesgeldzins angehoben: Statt bisher 0,6 Prozent erhalten Kunden dafür 0,75 Prozent. Auch andere regionale Filialbanken haben inzwischen an der Zinsschraube für Tagesgeld gedreht. Die Bremische Volksbank bietet ihren Kunden für Tagesgeld 2,1 Prozent Zinsen nach Eröffnung eines Online-Kontos.
Die PSD Bank Nord verspricht Neukunden seit Anfang September für sechs Monate Tagesgeld-Zinsen in Höhe von 3,35 Prozent. Danach gibt es für Summen unterhalb von 100.000 Euro einen Prozent Zinsen. Bei einem Prozent liegt der Tagesgeld-Zinssatz weiterhin bei der Oldenburgischen Landesbank – egal, ob es sich um Neu- oder Bestandskunden handelt. Die Sparkasse Bremen gewährt ihren Kunden bei Tagesgeld Plus inzwischen einen Sparzins in Höhe von 1,3 Prozent, allerdings bei einer Mindestsumme in Höhe von 10.000 Euro. Beim letzten Zinsvergleich des WESER-KURIER vor gut zwei Monaten lag dieser Zins noch bei 0,9 Prozent. Bei der Deutschen Bank erhalten Sparer beim sogenannten "Flexgeld" derzeit ein Prozent Zinsen.
Hendrik Buhrs, Bankexperte vom Verbraucherportal Finanztip.de, sagt, wofür ein Tagesgeldkonto gedacht sein sollte: "Wer gerade für das nächste Auto, die Hochzeit oder den Jahresurlaub Geld beiseitelegen möchte, sollte die besten Angebote beim Tagesgeld nutzen. Auch Sparer, die gerade einen Wohnungs- oder Hauskauf oder einen Umzug samt neuer Einrichtung vorbereiten, können das zukünftige Eigenkapital erst einmal auf ein Tagesgeldkonto einzahlen." Und schließlich lasse sich hier eine gewisse Notreserve für Reparaturen oder unerwartete Ausgaben vorhalten.
Vier Prozent Zinsen im Internet
Bei den Tagesgeldkonten der Onlinebanken steht inzwischen schon seit einigen Wochen eine Vier vor dem Komma. Allerdings handelt es sich bei den Banken, bei denen die deutsche Einlagensicherung im Falle einer Insolvenz haftet, durchweg um Angebote für Neukunden oder eben höhere Zinssätze, die auf bis zu sechs Monate angelegt sind. Bei C24, der Onlinebank des Vergleichsportals Check24, gibt es für Neukunden mit einem Tagesgeldkonto bis Jahresende vier Prozent Zinsen. Wer bei der Bank11 online als Neukunde ein Tagesgeldkonto eröffnet, erhält bis Jahresende 4,01 Prozent Zinsen. Das gilt für Einlagen bis zu einer Höhe von 250.000 Euro. Bei dem Geldinstitut handelt es sich um eine Tochter der Neusser Werhahn-Gruppe.
Hendrik Buhrs von Finanztip.de sagt über die Eröffnung eines Tagesgeldkontos: "Man sollte nicht unterschätzen, wie wirkungsvoll das ist." Am besten sollte man jeden Monat per Dauerauftrag eine bestimmte Summe vom Girokonto aufs Tagesgeldkonto überweisen.