Die Mitarbeiter im Bremer Werk in Mahndorf haben es auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung erfahren. Zum Jahresende wird Leuchtenhersteller Glamox, vielen noch unter dem früheren Namen Aqua Signal bekannt, seine Metallproduktion und die Logistik in Bremen schließen. Nur die Entwicklung soll hier noch erhalten bleiben. Voraussichtlich 73 der gut 100 Mitarbeiter werden ihren Job verlieren.
Als Grund für diese Entscheidung nennt die Geschäftsführung eine stark rückläufige Entwicklung in den herkömmlichen Marktsegmenten. Gemeint ist der konventionelle Leuchtenbereich, der kommerzielle maritime Bereich sowie das Leuchtensegment in dem Bereich Offshore. Rainer Schönauer, Geschäftsführer der Glamox-Produktionsgesellschaft (GPG) in Bremen und des Werks in Teterow in Mecklenburg-Vorpommern, sagte dem WESER-KURIER: „Angesichts dieser Entwicklung und den damit einhergehenden Umsatzeinbußen war die Entscheidung, die Produktion und Logistik am Standort in Bremen zu schließen, notwendig, um die GPG in Anbetracht des veränderten Marktes zukunftsfähig zu machen.“
Sozialplan für betroffene Mitarbeiter
Die Produktion des konventionellen Leuchtenbereichs wird nach Asien verlagert. In Deutschland will sich das Unternehmen auf das Geschäft mit LED-Beleuchtung konzentrieren. Was das Bremer Werk angeht, sagte Geschäftsführer Schönauer: „Unser Ziel ist es, mit dem Betriebsrat einen fairen Sozialplan zu vereinbaren, um die wirtschaftlichen Nachteile derjenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren, auszugleichen.“ Schönauer betonte, die Geschäftsleitung sei sich der sozialen Verpflichtung bewusst.
LED-Erzeugnisse sollen in Zukunft am Standort Teterow konzentriert werden. Einigen der Bremer Beschäftigten soll dort ein Job angeboten werden. Gleichzeitig heißt es von der Geschäftsführung, dass Glamox sowohl in Bremen als auch in anderen Regionen weiter investieren will. Am Standort Bremen soll demnach die Forschung und Entwicklung von LED-Leuchten und sogenannten Lichtmanagementsystemen erhalten bleiben.
IG Metall zeigt sich schockiert
Die IG Metall kritisiert das Vorgehen der Geschäftsführung. Denn erst im vergangenen Jahr führten die IG Metall Bremen und die IG Metall Stralsund gemeinsam Tarifverhandlungen mit der Geschäftsführung der Glamox Production GmbH – ehemals Aqua Signal. Ziel war ein gemeinsamer Haustarifvertrag für die Beschäftigten in Bremen und in Teterow. In Teterow erhalten die Beschäftigten nach Gewerkschaftsangaben nur den Mindestlohn in Höhe von 8,84 Euro pro Stunde. Aufgrund einer Übernahme des Unternehmens durch den Private-Equity-Fonds Triton und eines laufenden Kartellverfahrens einigten sich IG Metall und die Geschäftsleitung darauf, die Verhandlungen zunächst auszusetzen und in diesem Jahr wieder aufzunehmen.
„Wir sind schockiert über diese Vorgehensweise“, so Jan Laue von der IG Metall Bremen. „Zum einen wird den Beschäftigten völlig unvorbereitet das Aus eines 150 Jahre alten Bremer Traditionsunternehmens verkündet. Zum anderen erscheint damit die im letzten Jahr besprochene Verschiebung der Tarifverhandlungen als bloße Hinhaltetaktik.“ Die Verhandlungen über einen Sozialplan sollen bereits am 23. Mai beginnen. Die IG Metall hat den Eindruck, dass das Unternehmen die Gewerkschaft aus den Verhandlungen raushalten will. Laue ergänzt: „Das dürfte nicht im Interesse der Belegschaft sein. Denn bereits 2015/16 hat Glamox auf diese Art einen für das Unternehmen billigen Sozialplan abgeschlossen.“
Volker Stahmann, Geschäftsführer der IG Metall Bremen, sagte: „„Für uns sind die begonnenen Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in Bremen sowie für die Beschäftigten in Teterow nicht vom Tisch. Im Gegenteil. Wir betrachten die Sozialplanverhandlungen in Bremen als Teil weiterer Tarifverhandlungen mit dem Unternehmen. Es muss sichergestellt werden, dass der Arbeitsplatzabbau sowie auch der in Teterow geplante Arbeitsplatzaufbau für die Beschäftigten unter guten Bedingungen geregelt wird.“ Die Beschäftigung in Bremen billig abzubauen und die Produktion in Teterow billig weiterzuführen, sei nicht akzeptabel. Deshalb gingen Sozialplanverhandlungen und Tarifverhandlungen nur mit der IG Metall.
Mehr als 150 Jahre Tradition
Glamox ist eine Tochter des norwegischen Glamox-AS-Konzerns. Im Jahre 1868 begann die Firma Ahlemann & Schlatter mit dem Handel von Schiffsleuchten und stieg vier Jahre später in die Produktion ein. Doch aus den Petroleumleuchten von damals sind längst LED-Leuchten geworden, die auch an Land bei Gebäuden zum Einsatz kommen. Die Marke Aqua Signal wird auch in Zukunft fortgeführt, aber Leuchten unter diesem Namen werden nie mehr in Bremen hergestellt.