Die Hachez-Mitarbeiter wurden an diesem Mittwoch über die Verlegung der Fertigung informiert. In Polen will die dänische Toms-Gruppe, zu der Hachez seit 2012 gehört, eine komplett neue Produktion für Schokoladen und Pralinen aufbauen. Die Herstellung der Schokoladen solle dort in Kooperation mit einem führenden Hersteller von Premium-Schokoladen erfolgen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Neben anderen Marken der Toms-Gruppe sollen auch Hachez und Feodora dort produziert werden. „Hinsichtlich unseres Standortes in Bremen haben wir die Absicht, die Produktion nach Fertigstellung des Neubaus schrittweise zu verlagern“, sagt Carsten Thomsen, Vorstandsvorsitzender des Konzerns. Dennoch sei eine endgültige Entscheidung über den Produktionsstandort in Bremen damit aber noch nicht gefallen.
„Es ist noch keine finale Entscheidung getroffen worden, wann die Produktion in Bremen geschlossen wird“, betont auch Christian Strasoldo, der erst im Dezember 2017 das Amt des Geschäftsführers von Hachez übernommen hat. „Wir wurden von der Toms-Gruppe aufgefordert zu prüfen, welche Teile der Produktion sich verlagern lassen“, sagt er dem WESER-KURIER. In den nächsten beiden Jahren werde es aber keine personellen Veränderungen am Standort Bremen geben, an dem momentan etwa 250 Beschäftigte arbeiten. „Uns war es aber wichtig, die Mitarbeiter frühzeitig zu informieren und nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen“, sagt Strasoldo.
Vom Markt verschwinden sollen die Bremer Schokoladen aber nicht: „Wir werden die Tradition unserer Marken Hachez und Feodora weiterführen und ihren Bestand für die Zukunft sichern“, sagt der Geschäftsführer. Das Marketing und der Vertrieb sollen weiterhin von Bremen aus gemacht werden.
Noch vergangenen Monat hatte Hachez-Chef Strasoldo die Bedeutung von Bremen für die Schokoladenmarke betont. Im Interview mit dem WESER-KURIER sagte er auf die Frage, welche Rolle Bremen in der Zukunft von Hachez spiele: „Bremen und Hachez sind stark verwoben. Die Marke hat etwas Norddeutsches und ist nach wie vor einer der großen Namen in Bremen.“ Außerdem hob er die Zusammengehörigkeit der Marke zur Stadt hervor: „Die Bremer Identität ist wichtig und bildet eine starke regionale Verankerung“, sagte der Geschäftsführer.
Für Iris Münkel kommt die Nachricht daher überraschend. In den vergangenen Wochen hätte man noch mit dem Unternehmen darüber gesprochen, dass die Marke Hachez verjüngt wird, sagt die Gewerkschaftssekretärin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Bremen. „Wir sind deshalb von einer Produktionssicherheit ausgegangen.“ Die Nachricht, die nun an den Betriebsrat ging, habe aber genau das Gegenteil ausgesagt. „Die Verlagerung ist eine Profitentscheidung auf Kosten der Arbeitnehmer“, sagt Münkel. Für die sei es besonders enttäuschend, da viele schon in der Vergangenheit immer wieder um ihre Jobs gezittert hätten. „Wir wollen die Entscheidung, die in Dänemark gefallen ist, daher nicht einfach so hinnehmen“, sagt Münkel. Man werde nun mögliche Optionen prüfen, um möglichst viel der Fertigung in der Hansestadt halten zu können.
Große Verwunderung
Auch in der Politik stößt die Nachricht der Produktionsverlagerung auf große Verwunderung. „Wir haben noch vor vier Wochen mit Hachez zusammengesessen“, sagt Tim Cordßen, Sprecher von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). In diesen Gesprächen habe es keinerlei Hinweise auf diesen Schritt gegeben. Auch wenn es am Ende eine Entscheidung des Unternehmens sei, werde man den Dialog mit dem Schokoladenhersteller suchen. Lösungen sollen dabei gefunden werden. „Ein Verlust der Marke Hachez“, sagt Cordßen, „wäre ein Schlag für den Standort Bremen.“
Dass die Gründe für die Verlagerung allein bei Hachez und Feodora zu suchen sind, zweifelt Rainer Frerich-Sagurna an. Der Vorsitzende des Vereins Nahrungs- und Genussmittelindustrie Bremen (Nageb) vermutet wirtschaftliche Gründe, die die gesamte Toms-Gruppe betreffen.
Konzernvorstand Carsten Thomsen kündigte neben der geplanten Verlagerung der Bremer Traditionsmarken nach Polen zudem ein großes Investitionsprogramm an. Ein dreistelliger Millionenbetrag werde neben der Fertigung in Polen auch in zwei dänische Werke fließen. Dadurch sollen die Produktionskapazitäten ausgebaut und eine wettbewerbsfähige Lieferkette sichergestellt werden.
„Wachstum braucht Investitionen, Innovationen und den Mut, Dinge anders zu machen“, sagt Thomsen. Demnach sollen die Marktanteile der Gruppe in Dänemark, Deutschland und anderen Ländern erhöht werden. Deswegen habe man auch in die groß angelegte Markenverjüngung der deutschen Premiummarken Hachez und Feodora investiert.