Zehn Mark. Früher hat das Konto der Kreissparkasse Syke genau so viel gekostet. Der Betrag wirkt allerdings nach. Denn als die neue Währung kam, rechnete die Bank ihn in eine Gebühr von 5,11 Euro um. Der Preis ist bis heute geblieben. Dagegen ist der Wandel das Zeichen der Zeit in der Branche. Aufgrund der Niedrigzinsphase haben viele Institute ihre Leistungen längst höher bepreist.
In Bremen und der Region gehen alle Geldhäuser – trotz kleinen Konstanten wie in Syke – keinen anderen Weg. Der Trend ist überall zu beobachten und ihn bekommen sowohl Geschäfts- als auch Privatkunden zu spüren. „Die Gebühren sind deutlich erhöht worden“, kommentiert Annabel Oelmann, Chefin der Verbraucherzentrale Bremen, die Entwicklung. Die ersten Banken hätten damit vor drei Jahren angefangen. „Ein Ende ist nicht in Sicht.“
Dabei sei es kein Problem, dass das Girokonto nicht mehr umsonst sei. Fatal könnten allerdings versteckte Kosten sein für das Abheben von Bargeld am Automaten oder für das Drucken von Kontoauszügen. „Die Banken sind erfinderisch. Vielen Verbrauchern sind diese Kosten nicht bewusst. Außerdem ist es schwer, ein Gespür für sie zu bekommen.“
Die Sparkasse Bremen hat in diesem Jahr ihr Angebot für Geschäftskunden verändert. Gerade die Kosten für Buchungen sind für Unternehmen und Vereine gestiegen – in einem Fall bedeutete das langfristig sogar eine knappe Verzehnfachung der Kontoführungsgebühren. Für die Privatkunden gab es in diesem Jahr keine Neuerungen.
Die Bremische Volksbank hat sich bereits vor einem Jahr für eine Erhöhung entschieden. „Wir haben die Kontoführungsgebühren 2016 leicht erhöht“, sagt der Vorstandsvorsitzende Ulf Brothuhn. Leistung verursache Kosten, und dafür müsse bezahlt werden – wie das Brötchen beim Bäcker. Und auch für Buchungen müsse ein Rechenzentrum bezahlt werden.
Jedoch sei es nicht ganz leicht für die Banken, das Verständnis dafür zu vermitteln: „Das Problem ist, dass man eine Buchung nicht anfassen kann.“ Das gebührenfreie Girokonto können die Geldhäuser Brothuhn zufolge nicht mehr querfinanzieren. „In Zeiten der Niedrigzinspolitik ist das nicht mehr möglich.“
Onlinebuchungen immer noch gebührenfrei
Die Strategie der Commerzbank, neuen Kunden zeitweise ein „Begrüßungsgeld“ zu zahlen, um Marktanteile zu gewinnen, sieht der Vorstandschef kritisch. Der wirtschaftliche Erfolg bleibe aus. „Die Sparkassen und Volksbanken gehen hier den richtigen Weg, die Gebühren zu überprüfen.“ Für das kommende Jahr allerdings sei kein weiterer Anstieg der Kosten für Privat- oder Firmenkunden geplant. „Das kann ich für 2018 ausschließen“, so Brothuhn.
Die Commerzbank hat im vergangenen Jahr die Regeln für das kostenlose Girokonto geändert. Für beleghafte Überweisungen berechnet das Institut seit 2016 eine Gebühr von 1,50 Euro. Immer noch gebührenfrei sind dagegen Onlinebuchungen. Das Girokonto sei wichtig für die Wachstumsstrategie im Privatkundengeschäft, sagt eine Sprecherin des Unternehmens: „Neue Kunden gewinnen wir vor allen Dingen über unser kostenloses Girokonto.“
Wer Dienstleistungen in der Filiale nutzen möchte, muss beim 2017 eingeführten Klassik-Konto monatlich 4,90 Euro zahlen. Überweisungen sind in diesem Preis enthalten. Auch für Firmenkunden der Commerzbank sind in diesem Jahr die Kosten gestiegen: Zwar sind die Grundpreise für die drei angebotenen Konten der Unternehmenssprecherin zufolge seit Jahren stabil: Sie kosten pro Monat 6,90 Euro, 18,90 Euro und 39,90 Euro.
Unterschiedliche Kontomodelle für Privatkunden
Zum 1. April dieses Jahres wurden bei den beiden teureren Konten die Preise für Buchungen erhöht. Wer keinen Papierbeleg wünscht, zahlt seitdem statt 9 nun 10 Cent pro Vorgang. Wer einen Beleg benötigt, dem werden statt 99 Cent inzwischen 1,50 Euro berechnet. Die Bremer Landesbank bietet ebenfalls unterschiedliche Kontomodelle für Privatkunden an.
Dabei gibt es laut einer Sprecherin über die Konditionen individuelle Vereinbarungen je nach Bedarf und Nutzungsverhalten. Eine Erhöhung habe es hier jedoch in den vergangenen Jahren nicht gegeben. „Die Kontomodelle für Privatkunden bestehen bereits seit über zehn Jahren.“ Gibt es angesichts der Fusion Pläne in diese Richtung?
„Ob und in welcher Form wir durch die Erweiterung unseres Leistungsspektrums im NordLB-Konzern künftig weitere Kontenmodelle anbieten, können wir heute noch nicht sagen“, heißt es dazu. Für Geschäftskunden gibt es dagegen im Gegensatz zu den meisten Banken keine festen Modelle, sondern ausschließlich gemeinsame Absprachen über die Konditionen.
Mit dem normalen Konto gleichgezogen
Für Geschäftskunden der Kreissparkasse Syke hat es kürzlich eine Erhöhung gegeben. Die monatliche Grundgebühr stieg im laufenden Geschäftsjahr laut dem Vorstandsvorsitzenden Günter Günnemann von fünf Euro auf 7,90 Euro. „Das ist eine Entwicklung, die wir für maßvoll halten.“ Die Kosten seien zuvor in den vergangenen 30 Jahren nur zweimal angefasst worden.
Buchungen ohne Beleg kosten nun 25 statt 15 Cent, beleggebundene Transaktionen 75 statt 50 Cent. Wie hoch die Erhöhung ausgefallen sei, das hänge ganz vom Nutzungsverhalten ab. Während Vereine bei der Sparkasse Bremen seit der Umstellung in diesem Jahr wie Geschäftskunden mehr zahlen, ist das bei der Kreissparkasse Syke kein Thema. Gemeinnützige Vereine zahlen für die Kontoführung weiterhin keine Gebühren.
Für Privatkunden ist dagegen nur das Onlineangebot im vergangenen Jahr teurer geworden. Es sei nun mit dem normalen Konto, das im Monat 5,11 Euro kostet, gleichgezogen. „Damit haben wir für alle Kunden ein einheitliches Modell.“ Die Gebühr ist Günnemann zufolge bereits seit mehr als 20 Jahren gleich geblieben. Seine Bank habe „mittelfristig keine Absicht“, etwas an dem krummen Betrag als Relikt aus D-Mark-Zeiten zu ändern.
Prüfen, ob sich ein Wechsel zu einer anderen Bank lohnt
Die Kreissparkasse Verden geht schon seit längerer Zeit neue Weg mit veränderten Kontomodellen. Bestimmte Leistungen kosten deshalb nun: Wer das einfachste Girokonto für 1,99 Euro monatlich wählt, zahlt am Automaten für jede Barabhebung zusätzlich 40 Cent. Kunden mit einer anderen Variante wird eine höhere Grundgebühr berechnet, dafür entstehen keine weiteren Kosten für Abhebungen.
Die Kunden hätten die Gebühren akzeptiert, sagt Sprecherin Beate Patolla. „Wir begründen, warum es die Gebühren gibt. Für die meisten ist das nachvollziehbar.“ Veränderte Kontomodelle für Privat- und Geschäftskonten gibt es seit zwei Jahren auch bei der Kreissparkasse Osterholz, sagt Vorstandsreferent Reiner Westphal. Momentan fusioniert das Institut mit der Kreissparkasse Rotenburg-Bremervörde.
An den jeweiligen Angeboten der Banken könnte sich etwas ändern, allerdings sind die Details noch unklar. Westphal: „Die Modelle werden zusammengeführt.“ Bremens Verbraucherschützerin Oelmann empfiehlt in jedem Fall zu prüfen, ob sich ein Wechsel zur einer anderen Bank lohnt. Dieser sei mittlerweile leichter als in der Vergangenheit. Wer diesen Schritt scheue, sollte zumindest die Kontenmodelle seiner Bank mit dem eigenen Nutzungsverhalten vergleichen, so Oelmann.