Wiesbaden/Bremen. Der Handel mit China über den Seeweg aus deutschen Häfen ist nach Angaben des Statistischen Bundesamts mit einem Plus von 8,9 Prozent stark gewachsen. Allerdings bezieht sich dieser Wert auf 2019 im Vergleich zum Vorjahr. Vergangenes Jahr wurden 23,9 Millionen Tonnen Güter im Warenverkehr mit der Volksrepublik in hiesigen Häfen abgewickelt. Wie sich der Güterumschlag wegen der Coronavirus-Pandemie entwickeln wird, ist offen. Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) rechnet für das laufende Jahr mit erheblichen Volumeneinbußen beim Güterumschlag. Alle Seehafenbetriebe – deren Leistungsfähigkeit vollumfassend gewährleistet sei – beobachteten bereits deutliche Rückgänge. Eine genauere Einschätzung werde möglich sein, wenn das Statistische Bundesamt Ende April erste Monatsergebnisse für den Seeverkehr im Jahr 2020 veröffentlicht, teilt der ZDS mit.
„Den Verlust, den die Häfen durch die Corona-Krise erleiden, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beziffern, da die kompletten Auswirkungen noch nicht absehbar sind“, sagt Sebastian Rösener, Sprecher von Bremens Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD), auf Nachfrage des WESER-KURIER. China war mit 619 000 umgeschlagenen Standardcontainern (TEU) in 2019 weiterhin der zweitwichtigste Handelspartner für die bremischen Häfen. 2018 lag der Umschlag bei 606 000 TEU. Der Gesamtgüterumschlag lag 2019 bei 71,2 Millionen Tonnen – 4,3 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr. Der Umschlag von Containern war insgesamt um neun Prozent gesunken.
Mit China sei ein wichtiger Wachstumsmarkt besonders von der Corona-Pandemie betroffen, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Die Folgen der Corona-Krise für die deutschen Häfen dürften sich ab Februar abzeichnen, da Fahrten über die Meere nach China Wochen dauerten.
Hamburg als Deutschlands größter Seehafen ist traditionell besonders stark im Handel mit China und Hongkong; jeder dritte Container kommt von dort oder ist für China bestimmt. Eine Prognose für das laufende Jahr hatte der Hamburger Hafen, der europaweit auf Platz drei nach Rotterdam und Antwerpen liegt, zuletzt nicht abgeben wollen.
Deutschlandweit wurden in den Seehäfen 2019 etwas weniger Güter umgeschlagen, erklärten die Wiesbadener Statistiker weiter. Mit 294,5 Millionen Tonnen wurden 0,3 Prozent weniger Volumen abgewickelt. Dabei behauptete Hamburg seine Spitzenpositionen vor Bremerhaven, Wilhelmshaven, Rostock und Lübeck.
Während der Güterumschlag mit den Vereinigten Staaten stagnierte, wuchs der mit Asien inklusive China moderat um 2,6 Prozent. Im Handel mit EU-Staaten wurden hingegen kräftige Rückgänge von 6,8 Prozent verzeichnet, allen voran mit dem Brexit-geplagten Großbritannien. Der Güterumschlag im Seeverkehr mit dem Vereinigten Königreich, das Ende Januar die EU verlassen hat, schrumpfte stark um 12,5 Prozent. Mit Afrika gab es einen deutlichen Anstieg. Hier wurden rund 17,5 Millionen Tonnen umgeschlagen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es ein Plus von 21,8 Prozent.
Der Containerumschlag ist 2019 nach Angaben des Statistischen Bundesamts mit etwa 15,1 Millionen TEU erneut stabil geblieben. Insgesamt wurden mit Europa 4,9 Millionen TEU (minus 1,5 Prozent) umgeschlagen, mit Asien 6,3 Millionen TEU (plus zwei Prozent). Die Personenbeförderung ist im vergangenen Jahr mit 31,4 Millionen Passagieren um 1,8 Prozent gestiegen.