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Tarifkonflikt Verdi ruft zu Warnstreiks in den Seehäfen auf

Verdi lehnt das Arbeitgeber-Angebot für die etwa 12.000 Hafenarbeiter ab. Die Gewerkschaft ruft zu einem 24-stündigen Warnstreik in Emden, Bremerhaven, Bremen, Brake, Wilhelmshaven und Hamburg auf.
22.06.2022, 14:01 Uhr
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Verdi ruft zu Warnstreiks in den Seehäfen auf
Von Peter Hanuschke

Die vorhandenen Lieferkettenprobleme in vielen Bereichen könnten sich noch weiter verschärfen – zumindest gilt das für die Seehäfenstandorte Emden, Bremerhaven, Bremen, Brake, Wilhelmshaven und Hamburg: Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) hat im Tarifkonflikt mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) dort mehrere tausend Hafenarbeiter zu einem 24-stündigen Warnstreik für diesen Donnerstag aufgerufen. Das in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nach der vierten Verhandlungsrunde vorgelegte finale Angebot des ZDS hat die Gewerkschaft abgelehnt. Die Arbeitgeberseite fordert nun ein Vermittlungsverfahren, um zu einem Ergebnis zu kommen.

„Die angekündigten 24-stündigen Warnstreiks sind nicht verhältnismäßig", so ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel. "Wir haben wiederholt Angebote vorgelegt, die schlicht abgelehnt wurden." Seitens Verdi habe es keinerlei Kompromissbereitschaft gegeben. Der ZDS vertritt die Interessen jener 58 seiner 156 Mitgliedsunternehmen, die an den entsprechenden Lohntarifvertrag gebunden sind. Dieser gilt für etwa 12.000 Beschäftigte in Hamburg, Niedersachsen und den bremischen Häfen.

Das Angebot sieht laut ZDS im Kern bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine Erhöhung der Grundstundenlöhne um 1,20 Euro sowie eine Erhöhung der Zulage im Containerbereich um 1.200 Euro vor. Zudem sei eine Einmalzahlung über 1.000 Euro in den Vollcontainer-Betrieben beziehungsweise 500 Euro in den konventionellen Betrieben vorgesehen. Die Grundstundenlöhne für Beschäftigte im Autoumschlag sollen abweichend um 90 Cent steigen. Inklusive weiterer Einmaleffekte entspricht das Angebot nach Angaben des ZDS einem sofort wirksamen Volumen von bis elf Prozent in Vollcontainerbetrieben und acht Prozent in den sonstigen Betrieben.

Das ist für Verdi zu wenig. „Das von den Arbeitgebern in der vierten Verhandlungsrunde vorgelegte Angebot ist völlig unzureichend", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güthes. Das Angebot habe keine substanzielle Verbesserung zum vorherigen Angebot gebracht, "sondern sich als klassische Mogelpackung entpuppt". "Wir hätten einen weiteren Warnstreik gern vermieden, aber das jetzt vorliegende, mehrheitlich verschlechterte Angebot ist für uns nicht annehmbar." Die Gewerkschaft fordert die Arbeitgeber zu weiteren Verhandlungen auf.

Das sind die Forderungen

Die Verdi-Forderung beinhaltet ebenfalls eine Erhöhung der Entgelte um 1,20 Euro pro Stunde sowie einen tatsächlichen Inflationsausgleich bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Zudem fordert Verdi die Erhöhung der jährlichen Zulage für Vollcontainerbetriebe auch um 1.200 Euro. Was die Gewerkschaft unter einem "tatsächlichen Inflationsausgleich" versteht, das ließ Verdi auf Nachfrage unbeantwortet.

Der ZDS fordert Verdi auf, "umgehend in ein geordnetes Vermittlungsverfahren mit uns zu gehen und damit unserer gemeinsamen Verantwortung in dieser von multiplen Krisen geprägten Zeit gerecht zu werden“. Es gebe dafür verschiedene Varianten. "Wir wollen uns mit Verdi auf einen Weg verständigen, um Bewegung in die Verhandlungen zu bekommen und um eine weitere Eskalation zu vermeiden", so ZDS-Verhandlungsführerin Riedel. Geleitet werden müsse ein solches Verfahren von einer unabhängigen Persönlichkeit, die von beiden Seiten anerkannt werde.

Angebot über vergleichbaren Tarifabschlüssen

Das Angebot gehe auf Grundlage der von Verdi geforderten Komponenten über eine echte Reallohnsicherung hinaus, zu der dann noch die Entlastungspakete der Bundesregierung kämen, so Ulrike Riedel: "Wir liegen deutlich über vergleichbaren, aktuellen Tarifabschlüssen. Wir sind im Interesse der Funktionsfähigkeit der deutschen Seehäfen und unserer Rolle für die Versorgungssicherheit über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer Mitgliedsunternehmen gegangen."

Zum niedrigeren Angebot für Beschäftigte im Autoumschlag sagte Riedel: „Ein Tarifabschluss muss von allen Betrieben in den verschiedenen Bereichen geleistet werden können." Gerade im Bereich der Autoterminals stelle sich die wirtschaftliche Lage aktuell deutlich anders dar als beispielsweise bei den Containerbetrieben. Die Anhebung der Grundstundenlöhne um 90 Cent entspreche bei den Beschäftigten im Automobilbereich einem Lohnplus von mehr als sechs Prozent.

Der Autoumschlag lag beispielsweise in Bremerhaven bei etwa 1,7 Millionen Fahrzeugen im vergangenen Jahr – etwa genauso viele Autos waren es auch 2020. Allerdings sind das rund 20 Prozent weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.

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