Rotterdam legt beim Güterumschlag mit einem Plus von zehn Prozent ordentlich zu, Antwerpen steigert sein Ergebnis in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,2 Prozent. Diese Entwicklungen waren auch Thema beim Nautischen Essen am Freitag im Bremer Park-Hotel, zu dem der Nautische Verein zu Bremen über 300 Gäste aus der maritimen Wirtschaft empfing.
Gesprochen wurde vor allem auch darüber, was notwendig ist, damit die beiden deutschen Seehäfen nicht den Anschluss verpassen: Denn in Hamburg stagnierte der Güterumschlag und in den bremischen Häfen wird er voraussichtlich sogar zurückgehen - die Zahlen liegen erst in ein paar Tagen vor.
„Die Hinterlandanbindungen unserer Häfen sind eine unserer Stärken, sie müssen aber zukunftsfähig gemacht werden“, sagte Harald Emigholz, Präses der Handelskammer Bremen und Festredner beim Nautischen Essen. Erfreulich sei, dass die wichtigen bremischen Projekte mit hoher Priorität im neuen Bundesverkehrswegeplans verankert seien.
13 Jahre Planung
Ungelöst sei jedoch das Problem der Realisierung. In Deutschland dauere die Umsetzung von Infrastrukturvorhaben viel zu lange. Dabei erinnerte Emigholz an die Historie der Anpassung von Außen- und Unterweser: An dieser Maßnahme werde schon seit etwa 13 Jahren geplant - gebaut wurde bedauerlicherweise noch nichts.
„Wir halten daher die Vereinfachung des Planungsrechtes für eine der zentralen verkehrspolitischen Herausforderungen der neuen Legislaturperiode.“ Ein anderes Thema, bei dem die Westhäfen Wettbewerbsvorteile gegenüber den deutschen Häfen hätten, sei die Tatsache, dass es dort Erleichterungen bei der Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer gebe.
In Deutschland sei es so, dass beim Import von Waren über deutsche Häfen aus Nicht-EU-Staaten der Importeur die Einfuhrumsatzsteuer zunächst an die Zollverwaltung entrichten müsse und sie anschließend im Zuge der Vorsteueranmeldung zurück erhalte. Das müsse korrigiert werden, weil damit teils sehr hohe und kurzfristig bereitzustellende Liquiditätsbedarfe und Zinsaufwendungen verbunden seien.
Dass Rotterdam beim Seegüterumschlag zulege, liege offensichtlich auch an der Umstrukturierung der Allianzen in der Containerlinienschifffahrt, so Burkhard Lemper, Geschäftsführer des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik und Professor an der Hochschule Bremen, auf Nachfrage des WESER-KURIER.
„Das höre ich immer wieder in den Gesprächen mit den Akteuren der Hafenwirtschaft.“ Mit den neuen Allianzen bei den Containerlinienreedereien habe eine Verlagerung von Ladungsströmen aus den beiden deutschen Seehäfen nach Rotterdam stattgefunden. Sicherlich spiele dabei insbesondere beim Hamburger Hafen die fehlende Elbvertiefung auch eine Rolle.
Für beide Standorte sei es deshalb wichtig, ihre Qualitäten hinsichtlich Zuverlässigkeit und Schnelligkeit in der Abwicklung weiter zu optimieren. Dafür müsse beispielsweise die Digitalisierung konsequent ausgebaut werden, wodurch Abläufe in den Häfen im Zusammenspiel mit den Hinterlandanbindungen für potentielle Kunden noch attraktiver werden.