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Harte Arbeit: Bremens Baumpfleger Vorsicht, fallende Äste!

Höhenangst und Regenallergie wären in ihrem Beruf ein Problem. Wie Bremens Baumpfleger die Äste kurzhalten, und was sie neulich erst im Gebüsch gefunden haben.
21.01.2022, 17:39 Uhr
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Vorsicht, fallende Äste!
Von Florian Schwiegershausen

Wenn die Haare zu lang werden, gehen die Menschen zum Friseur. Wenn bei Bäumen die Äste zu lang oder zu morsch sind, muss der Friseur in den Wald oder in den Park. Von diesen Baumpflegern sind an diesem Morgen zwei zu den Bäumen rund um den Elefanten zwischen Hermann-Böse-Straße und Bürgerweide ausgerückt. In gut 20 Metern Höhe steht Tim Rothert im Korb des Steigerwagens und sägt an einem Ast. Bei dieser Arbeit wäre Höhenangst fehl am Platz. Rotherts Kollege Florian Gerdes steht unten und passt auf. Denn auch wenn rund um den Baum und die Arbeitsfahrzeuge mit rot-weißen Hütchen alles abgesperrt ist, weiß der 25-Jährige: "Radfahrer und Fußgänger suchen sich trotzdem immer einen Weg und laufen oder fahren auch durch die Absperrungen."

Notfalls mit Kettensäge

Es wäre fatal, wenn jemand einen Ast abbekommt. Eichhörnchen werden dagegen Reißaus genommen haben, wenn sie schon von weitem die orangefarbene Signalkleidung der beiden gesehen haben. Rothert steuert nun seinen Personenkorb oben weiter nach rechts zur nächsten Astgabel. Wenn der Ast zu dick ist für die Handsäge, muss die Kettensäge ran. Statt ein langes Stück abzuschneiden, sägt er es in insgesamt vier Stücke, die herunterfallen. Nachdem Rothert den Baum von allen toten Ästen befreit hat, steuert er die Personenkabine wieder nach unten.

Nun sammeln er und Florian Gerdes das Holz zusammen. Denn das kommt sofort in den Turbo-Häcksler, der große Mengen in einer Geschwindigkeit klein bekommt, von der Parzellenbesitzer nur träumen können. Den Häcksler hat Gerdes an diesem Morgen per Trecker hierher gefahren, inklusive dem Siloanhänger, in dem die Holzspäne landen. Um 7.45 Uhr haben sie am Betriebshof nahe dem Weserstadion begonnen. Im Sommer fangen sie eine Stunde eher an. Das hänge auch damit zusammen, wann es morgens hell und abends dunkel werde. Denn bei Dunkelheit lässt es sich schwerer sägen; außerdem sieht man nicht so genau, an welchen Stellen man dringend kürzen sollte.

Digitale Karte mit allen Bremer Bäumen

Jetzt muss das Team schauen, welcher Baum nun dran ist. Dazu hat Rothert ein Tablet, mit dem er Zugriff auf Bremens Baumkataster hat. Hier ist jeder Baum der Stadt verzeichnet. Durch die farbliche Markierung wissen sie, wo sie schneiden sollen. "Ein Kollege hat das nach seiner Besichtigung so auf der Karte markiert", erläutert der 28-Jährige. Dieses digitale System spart nicht nur Papier, laut Rothert ist so auch eindeutig verortet, an welchem Baum sie arbeiten müssen. Außerdem sei dies weniger fehleranfällig. Aus Versehen den falschen Baum fällen, das sei Rothert und Gerdes noch nie passiert.

Sie versetzen nun ihre Fahrzeuge drei Meter nach links. Anschließend sperren sie wieder alles mit Hütchen ab - Hütchenspielen ist also Teil ihrer Arbeit. In ihren Schutzhelmen mit Visier haben sie nicht nur Schallschutz sondern auch Mikrofon und Kopfhörer. Darüber können sie sich über die 20 Meter hinweg unterhalten und warnen, sollte dies notwendig sein.

"Lieber draußen in der Natur als am Schreibtisch"

Florian Gerdes sagt: "Mir war nach der Schule klar, dass ich lieber draußen arbeiten wollte als am Schreibtisch." So hat er seine Ausbildung beim Umweltbetrieb Bremen gemacht und wurde übernommen. Das sollte auch ruhig so bei Wind und Wetter sein. Ab einer bestimmten Windstärke stellen die Baumpfleger aus Sicherheitsgründen ihre Arbeit ein. Halten Bremens Bäume denn schwere Stürme aus? Rothert beantwortet das so: "Bei den letzten Stürmen ist hier auf den öffentlichen Flächen nicht viel passiert." Das sieht er auch als Bestätigung für ihre gute Arbeit und die der Kollegen.

Während ihrer Arbeit entlang der Straßen, in den Parks und auf den Friedhöfen halten sie die Augen offen. "Erst neulich habe ich im Gebüsch ein Portemonnaie gefunden und es bei der Polizei abgegeben", sagt Gerdes. Auch das sei ein schönes Gefühl, auf diese Weise jemandem geholfen zu haben.

Sie dürfen auch während der Nistzeit sägen

Während Gartenbesitzer ab März wegen der Nistzeit nicht mehr Bäume schneiden dürfen, gilt das nicht für Rothert und Gerdes: "Wir haben ja eine Sicherungspflicht für den öffentlichen Raum." Wenn sie beim Elefanten fertig sind, soll es nach Findorff gehen. Der Feierabend wird für sie gegen 15.45 Uhr sein.

Info

Die Aufgaben des Umweltbetriebs Bremen

Der städtische Umweltbetrieb Bremen besteht seit zwölf Jahren und entstand 2010 aus dem Zusammenschluss der städtischen Betriebe Stadtgrün und der Bremer Entsorgungsbetriebe. Stadtgrün wiederum war früher mal das Gartenbauamt und wurde 1998 zu einem Eigenbetrieb der Stadt.

Zu den Aufgaben des Umweltbetriebs gehört die Pflege der Bäume, Grünflächen und Friedhöfe sowie die Stadtentwässerung und der Naturschutz. Ebenso halten sie mehrere Sportanlagen in Schuss. Für die Baumpflege hat der Umweltbetrieb derzeit 30 Beschäftigte. Sie kümmern sich um insgesamt mehr als 160.000 Bäume in den öffentlichen Flächen Bremens. Der Umweltbetrieb sucht momentan für die Baumpflege weitere Beschäftigte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung.

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