Kein Gas mehr aus Russland und ein kalter Winter vor der Tür – in dieser Situation waren Kaminöfen und Pelletheizungen vor einem Jahr bei vielen Hausbesitzern heiß begehrt. Mittlerweile geht die Nachfrage nach dem wärmenden Holzfeuer wieder zurück. Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) spricht sogar von einem Einbruch des Marktes. Auch in Bremen stellt die Schornsteinfegerinnung ein nachlassendes Interesse fest.
Rund elf Millionen Kaminöfen gibt es in Deutschland; dazu kommen knapp 700.000 Pelletheizungen. Der DEPV hatte für dieses Jahr mit einem Anstieg auf 744.000 Anlagen gerechnet. „Aber der Markt ist zum Teil komplett eingebrochen“, sagt Verbandssprecherin Anna Katharina Sievers. „Unsere Absatzprognose 2023 wird nach derzeitigem Stand nicht erreicht werden.“ Als Hauptgrund sieht sie das Gebäudeenergiegesetz, mit dem die Bundesregierung den Austausch alter Heizungen beschleunigen will. Dieses habe viele Hausbesitzer stark verunsichert. „Die Bundesregierung hat damit bewirkt, dass Öl- und Gasheizungen dieses Jahr wieder Hochkonjunktur haben“, meint DEPV-Geschäftsführer Martin Bentele.
Während Pelletöfen, die mit gepressten Holzabfällen befeuert werden, ein ganzes Haus beheizen und eine alte Ölheizung ersetzen können, dienen Kaminöfen in der Regel als zusätzliche Wärmequelle für gemütliche Winterabende. Die Furcht vor einer Energieknappheit nach dem russischen Gaslieferstopp im vergangenen Jahr ließ die Nachfrage nach einer Zusatzheizung allerdings in die Höhe schnellen. "Mit Beginn der Krise und der Sorge, dass im Winter keine Heizung zur Verfügung steht, haben sich viele Haushalte einen zusätzlichen Kaminofen angeschafft", bestätigt Inse Ewen, Leiterin der Energieberatung bei der Verbraucherzentrale Bremen. "Es ging vor allem um mehr Unabhängigkeit von Öl und Gas." Das hat die Holzpreise zeitweilig in die Höhe getrieben. Mittlerweile hat das Interesse nachgelassen: "Die Nachfragen in der Verbraucherzentrale sind deutlich zurückgegangen", bemerkt Ewen.
Auch die Schornsteinfeger, die jede neue "Feuerstätte für feste Brennstoffe" prüfen und abnehmen müssen, bestätigen den Trend. "Es ist weniger geworden", sagt Marco Gabrielli, Sprecher des Landesinnungsverbandes der Schornsteinfeger. "Natürlich können im Herbst noch wieder mehr Anfragen kommen, wenn die Leute den Winter auf sich zukommen sehen. Aber ich vermute, dass die Situation sich tatsächlich entspannt." In Bremen gibt es nach den Zahlen der Schornsteinfegerinnung mehr als 40.000 Öfen, Kamine oder Herde, die mit festen Brennstoffen – also Holz oder Kohle – betrieben werden.
Für die Luftqualität sind diese Öfen nicht unbedingt förderlich, was im vergangenen Winter mancherorts in der Stadt zu riechen war. "Aus ökologischer Sicht ist das zusätzliche Heizen mit Holz nicht unproblematisch", bestätigt Energieberaterin Ewen. Besonders kritisch sind aus Sicht der Verbraucherschützer die kleinsten Feinstaubpartikel mit einer Größe von unter 2,5 Mikrometern. Diese haben beim Feinstaubausstoß eines Kaminofens einen Anteil von 95 Prozent. Sie können tief in die Lunge eindringen, ultrafeine Partikel unter 0,1 Mikrometer sogar bis in die Blutbahnen gelangen. "Der Gesamtausstoß dieser Kleinstpartikel aus der Holzfeuerung privater Haushalte hat die gleiche Größenordnung wie die vergleichbaren Emissionen des gesamten Straßenverkehrs", warnt die Verbraucherzentrale auf ihrer Internetseite in einem Beitrag zum Thema Kaminöfen. Im Gegensatz zu neuen Diesel-Autos sind Kaminöfen in der Regel nicht mit Rußfiltern oder Staubabscheidern ausgestattet.
Die Abgaswerte von Pelletheizungen sind deutlich besser als die von Kaminöfen. Die gepressten Holzschnipsel sind ein Produkt mit definierter Qualität; der Betrieb der Anlagen lasse sich kontrollierter steuern als der Handbetrieb bei Kaminöfen, betonen Fachleute. Nachhaltig sind Heizungen dieser Bauart allerdings nur, wenn die Pellets allein aus Holzabfällen aus einer nachhaltig betriebenen Forstwirtschaft hergestellt werden. Das begrenzt die Verfügbarkeit des Brennstoffs.
Zurzeit jedoch sei die Nachfrage so gering, dass der Preis für Pellets zum Beginn der Heizsaison im Herbst deutlich runtergehen könnte, prognostiziert der Energieholz-Verband DEPV. Derzeit bewege sich der Preis für den Brennstoff trotz der deutlich zurückgegangenen Nachfrage nach Pelletheizungen noch auf einem "für die Jahreszeit hohen Niveau" von gut 400 Euro pro Tonne. Das sind allerdings bereits gut 40 Prozent weniger im Vergleich zum August vergangenen Jahres, als die Nachfrage explodierte und die Tonne mehr als 680 Euro kostete.
Die Preise für Scheitholz liegen nach Angaben des Bundesverbands Brennholzhandel und Brennholzproduktion etwa auf Vorjahresniveau. Die Lager seien gut gefüllt; die Nachfrage habe sich wieder auf ein normales Niveau eingependelt.