Die Landstromanlage am HHLA Container Terminal Tollerort für Containerschiffe im Hamburger Hafen hat ihren ersten Praxistest hinter sich: Statt die Dieselmotoren laufen zu lassen, wurde die „Cosco Shipping Taurus“ mit Landstrom versorgt. Diese Anlagen und deren Strom, der im Idealfall aus regenerativen Quellen erzeugt wird, sind Bausteine für Häfen auf ihrem Weg hin zur Klimaneutralität. Bislang sind solche Anlagen in Bremerhaven für Hochseeschiffe nicht installiert, aber sie sind zumindest schon länger in Planung.
In Hamburg ist die Umsetzung weiter fortgeschritten. Die Hamburg Port Authority (HPA) errichtet derzeit weitere Landstromanlagen an den Containerterminals Tollerort und Burchardkai. Eine weitere Anlage soll am Containerterminal Altenwerder folgen. Außerdem läuft am Kreuzfahrtterminal Altona bereits seits 2017 eine Landstromanlage im Regelbetrieb.
Landstrom in Bremerhaven kommt in den nächsten Jahren
In den bremischen Häfen gibt es bislang Landstromanlagen nur vereinzelt für Binnenschiffe. Allerdings hatte der Bremer Senat schon 2020 den Weg frei gemacht für acht Landstromanlagen für die Hochseeschifffahrt. Nun kommt Bewegung in dieses Vorhaben: Im Juli hatten die stadtbremische Hafenmanagementgesellschaft Bremenports und die Reederei MSC eine Absichtserklärung zum Bau einer Landstromanlage auf dem MSC-Gate in Bremerhaven vereinbart.
Die Anlage soll die Containerschiffe ab dem kommenden Jahr während ihrer Liegezeit im Hafen mit Energie versorgen. Dies sei ein erster Schritt auf dem Weg zur emissionsfreien Schifffahrt und zur Dekarbonisierung der Geschäftstätigkeit der MSC-Gesellschaften, heißt es in der Vereinbarung, die auch eine Ausweitung auf weitere Schiffstypen – in diesem Fall Kreuzfahrtschiffe – und Terminals vorsieht. Weitere Landstromanlagen werden an der Stromkaje voraussichtlich im Januar 2025 betriebsbereit sein. Es soll sichergestellt werden, dass der bereitgestellte Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt.
Was in Bremerhaven als Baustein zum klimaneutralen Hafen gilt, gilt auch in Hamburg: „Landstromanlagen auf den Hamburger Terminals der HHLA sind ein wichtiger Beitrag zur Dekarbonisierung des Hafens und der Logistikketten“, sagte Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der HHLA. „Wir freuen uns, dass die Landstromanlagen auf unseren Terminals errichtet werden und unseren Kunden, deren Schiffe bereits für Landstrom ausgerüstet sind, somit eine verlässliche Landstromversorgung ihrer Schiffe ermöglicht.“ Mit den neueren Schiffen, die alle bereits mit den integrierten technischen Komponenten für die Landstromversorgung ausgestattet seien, werde man dem Ziel näher kommen, eine grüne und kohlenstoffarme Lieferkette aufzubauen und die Umwelt zu schützen, so Mingfeng Wang, Präsident von Cosco Shipping Europe.
Schiffe benötigen einen Extra-Anschluss
Die Landstromanlage am Terminal Tollerort steht am Großschiffsliegeplatz. An der Kaikante befinden sich laut HHLA spezielle Kabel, um das Containerschiff mit der Landstromanlage zu verbinden. Die „Cosco Shipping Taurus“ verfüge, wie ihre Schwesterschiffe, über die elektrotechnischen Komponenten und Kabel, um den von Land aus gelieferten Strom aus erneuerbaren Quellen aufzunehmen. Da die Netzspannung und -frequenz an Land unterschiedlich zur Bordspannung und –frequenz seien, werden diese an Land durch Umrichter und Transformatoren an die Bedürfnisse des Schiffes angepasst. Damit werde die Kompatibilität zwischen der Anlage und dem Schiff hergestellt.
Bis 2038 hat sich das Land Bremen zum Ziel gesetzt, emissionsfrei zu sein – der klimaneutrale Hafen ist Teil dieser Bemühungen. Ohne fossile Energieträger auszukommen, das soll im Überseehafengebiet in Bremerhaven bereits drei Jahre früher Realität sein. Wie das erreicht werden kann durch den Einsatz von grünem Strom und Wasserstoff sowie klimaneutralem synthetischem Treibstoff, das wurde bereits im Rahmen der von Bremenports in Auftrag gegebenen Studie Sharc untersucht. Sharc steht für Smart Harbor Application Renewable Integration Concept, was übersetzt ein Konzept zur Integration erneuerbarer Energien in die Energieversorgung des Hafens bedeutet. Und nach dieser Studie, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, kann das Überseehafengebiet schon 2030 CO2-frei sein – zumindest in der Theorie beziehungsweise in der Simulation lässt sich dieses Ziel erreichen.