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Inflation Lebensmittel bleiben teuer

Butter kostet weniger als vor einem Jahr. Es gibt also auch mal wieder gute Nachrichten von der Preisfront bei Lebensmitteln. Bleibt die Frage, ob die Inflation damit bereits besiegt ist.
25.05.2023, 05:00 Uhr
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Lebensmittel bleiben teuer
Von Christoph Barth

Aldi wirbt mit billiger Butter, Lidl senkt die Preise für Nudeln: Haben die Verbraucher beim Einkauf im Supermarkt also das Schlimmste überstanden? Nach einem Jahr, in dem die Preise an den Ladenkassen sprunghaft angestiegen sind, scheint sich die Lage wieder zu beruhigen. Aber vom Preisniveau aus der Zeit vor der Inflation sind die meisten Lebensmittel noch weit entfernt.

Wie haben sich die Lebensmittelpreise zuletzt entwickelt?

Im April sind die Lebensmittelpreise im Vergleich zum Vormonat leicht gesunken: um 0,8 Prozent – der erste Rückgang seit Längerem. Allerdings waren Lebensmittel damit im Schnitt immer noch 17,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, stellt das Statistische Bundesamt fest. Sie gehören also weiter zu den Inflationstreibern – insgesamt nämlich stiegen die Preise "nur" um 7,2 Prozent.

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Gibt es Unterschiede bei einzelnen Lebensmitteln?

Durchaus. Obst ist im Vergleich zum Vorjahr gut sechs Prozent teurer, die Preise sind also weniger stark gestiegen als bei anderen Lebensmitteln. Einige Obstsorten wie etwa Äpfel und Birnen sind in der amtlichen Statistik sogar billiger als vor einem Jahr. Das gilt auch für Butter, um die das Preisgerangel in den Supermärkten oft besonders intensiv ist: "Da Butter immer in 250-Gramm-Packungen verkauft wird, lässt sich das gut vergleichen – Preisänderungen fallen dort also auf", erklärt Sonja Pannenbecker, Lebensmittel-Expertin bei der Verbraucherzentrale Bremen. Raps- und Sonnenblumenöl sind im April zwar gegenüber dem Vormonat um gut acht Prozent billiger geworden, liegen aber nach der Preisexplosion zu Beginn des Ukraine-Krieges immer noch gut 28 Prozent über den Vorjahrespreisen.

Wie sind die Preisunterschiede zu erklären?

"Lebensmittelpreise schwanken immer", gibt Pannenbecker zu bedenken, "die sind nie übers Jahr fix." Als zum Beispiel Anfang März der "Gurkenpreis-Wahnsinn" Schlagzeilen machte, hatte die Saison noch gar nicht begonnen. "Jetzt ist Saison und die Preise sind wieder runtergegangen", stellt die Lebensmittel-Expertin fest. Zu saisonalen Schwankungen kommen besondere Wetterereignisse und schlechte Ernten, schwankende Nachfrage, Veränderungen auf dem Weltmarkt oder Transportprobleme – und seit mehr als einem Jahr ein Krieg in Europa, der die Energiepreise in die Höhe trieb und manche Produkte wie Getreide oder Speiseöl knapp und teuer machte.

Handel und Hersteller geben sich gegenseitig die Schuld an den hohen Preisen – wer hat recht?

"Gierflation", so lautet der Vorwurf gegenüber den Profiteuren der Krise – eine Inflation, angefeuert durch die Profitgier, nach dem Motto: Wenn sowieso alles teurer wird, fällt die nächste Preiserhöhung gar nicht mehr auf. "Wir sehen Mitnahmeeffekte auf beiden Seiten, bei Herstellern und Handel", stellt Pannenbecker fest. Das "Handelsblatt" hat deren Bilanzen unter die Lupe nehmen lassen. Ergebnis: Tiefe Spuren haben die vielfach beklagten Kostensteigerungen dort nicht hinterlassen – im Gegenteil. Die großen Konsumgüterkonzerne konnten ihre Gewinne deutlich steigern, die Handelsketten ihre Margen zumindest behaupten. Lediglich die kleineren Hersteller mussten zum Teil sinkende Renditen hinnehmen. Mit anderen Worten: Die gestiegenen Kosten landeten bei den Supermarktkunden. "Im Moment darf vor allem einer klagen, und das ist der Verbraucher", sagte Kai Hudetz, Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts IFH, dem "Handelsblatt". 

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Was können Verbraucher tun?

Anders als auf Modeartikel ist jeder Mensch auf Nahrung angewiesen – Verzichten hilft hier also nur bedingt. Aber Vergleichen: "Das ist immer sinnvoll", rät Pannenbecker. Und zwar vor allem das Kleingedruckte auf dem Preisschild: Unter dem Preis für die Packung steht der Kilo- oder Literpreis, und der lässt sich trotz unterschiedlicher Packungsgrößen direkt mit dem Produkt daneben vergleichen. So kann man entscheiden, ob man mit der Eigenmarke des Supermarktes ("Gut und günstig", "Ja") günstiger fährt als mit dem Markenprodukt – obwohl auch die Handelsmarken preislich zugelegt haben.

Wie entwickeln sich die Preise weiter?

Viele Experten misstrauen noch den zarten Anzeichen für ein Nachlassen der Inflation. "Den Höhepunkt der Preisentwicklung haben wir möglicherweise überschritten, aber wir werden nicht wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehren", prognostiziert Pannenbecker. "Lebensmittel bleiben teuer."

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