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Lücken im Sortiment Scharfe Töne im Preiskampf bei Edeka – kein Ende in Sicht?

Die Auseinandersetzung zwischen Edeka und den Markenherstellern hält an. Jetzt trifft es auch Pampers. Ist ein Ende des Streits in Sicht?
06.05.2023, 05:00 Uhr
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Von Lisa Schröder Florian Schwiegershausen
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In der Lebensmittelbranche wird immer schon hart verhandelt. Der aktuelle Preiskampf zwischen Händlern und Herstellern hat jedoch ein neues Ausmaß angenommen – allein aufgrund der Dauer. In den Regalen bei Edeka fehlen wegen Lieferstopps und Bestellstopps weiter zahlreiche Artikel. Die Windeln von Pampers werden hier bald ebenfalls nicht mehr zu finden sein. Marktführer Edeka kann sich derzeit gleich mit mehreren Konzernen nicht über die Lieferbedingungen einigen. Die Preisvorstellungen der Hersteller sind aus Sicht der Supermarktkette unangemessen – auch weil Rohstoffpreise mittlerweile wieder günstiger geworden seien. Vorstandschef Markus Mosa sprach unlängst von der „Gier“ internationaler Markenartikler.

Was sagen die Konzerne zu den Vorwürfen?

Der Lebensmittelriese Mondelez produziert den Frischkäse Philadelphia – der gerade ebenfalls nicht bei Edeka zu bekommen ist. Die Auseinandersetzung will man hier nicht kommentieren. Grundsätzlich äußere man sich nicht öffentlich zu laufenden Gesprächen mit den Handelspartnern, teilt Sprecherin Jenny Linnemann mit. Melitta hält sich zu Details ebenfalls bedeckt. "Wir setzen auf vertrauensvolle und konstruktive Gespräche mit unseren Handelspartnern", sagt Sprecherin Tanja Wucherpfennig. Eine Sache möchte sie dennoch klarstellen: "Es gibt von unserer Seite keinen Lieferstopp." Das Familienunternehmen produziert in Minden unter anderem seine Kaffeefilter. In den Märkten von Edeka fehlen sie derzeit.

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Was macht den Edeka-Streit so ungewöhnlich?

Auslistungen über längere Zeit gab es Christian Feddersen zufolge auch in der Vergangenheit. „Dass es aber so lange dauert, ist schon ungewöhnlich", sagt der Professor für Marketing und Marktforschung an der Hochschule Bremen. Bei Edeka seien derzeit viele Marken und Artikel betroffen. Das könne am derzeit veränderten Intervall bei den Preisverhandlungen liegen: „Die finden häufiger unterjährig statt und anscheinend enger getaktet.“

Warum es zu höheren Lebensmittelpreisen kommt?

Feddersen hat dafür eine weitere Erklärung: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern seien die Preise in den vergangenen Jahren hier niedriger gewesen. Das gleiche sich jetzt etwas an, weil sich die Preisverhandlungen inzwischen internationalisierten. „Die Händler finden sich dafür inzwischen in Allianzen zusammen." Preise würden gleich für mehrere Länder verhandelt werden.

Drohen Engpässe in der Lebensmittelversorgung?

Laut Sonja Pannenbecker von der Bremer Verbraucherzentrale sind Sorgen um die Lebensmittelversorgung angesichts der Auseinandersetzung unbegründet: "Die Auswahl ist doch sehr groß. Da wird von den Supermärkten nachgesteuert." Es gehe nur um bestimmte Marken. Aus ihrer Sicht kann im Konflikt auch eine Chance liegen, um Geld zu sparen: So mancher steige vielleicht jetzt vom Markenartikel auf eine günstigere Alternative um.

Sind die Forderungen der Lebensmittelhersteller gerechtfertigt?

Grundsätzlich sei eine Bewertung des Preisstreits für Außenstehende schwer. "Das ist leider sehr intransparent", so die Referentin für Lebensmittel und Ernährung. Aktuelle Studien zeigten zumindest, dass teils versucht werde, noch höhere Gewinne mit den Aufschlägen zu erzielen. "Die stark gestiegenen Lebensmittelpreise belasten die Verbraucher immens", sagt Pannenbecker. Aus ihrer Sicht müsste die Politik eingreifen, um möglicherweise Preistreiberei einzudämmen.

Wie lange wird der Streit noch dauern?

Edeka rechnet mit Monaten. "Die Entwicklung verläuft hier sehr dynamisch", heißt es von einer Sprecherin zu den Lieferstopps. Edeka bleibe dabei der wichtigste Anbieter von Markenartikeln in Deutschland. Und weiter: "Sofern Preiserhöhungen in tatsächlichen, nicht vermeidbaren Kostensteigerungen in der Produktion begründet sind, sind wir auch immer bereit, diese mitzutragen." Insgesamt gehören zu Edeka Minden-Hannover in Bremen 32 Märkte und in Niedersachsen 662. Auch Aldi Nord und Rewe betonen, dass man bei den Preisforderungen der Industrie genau hinschaue, welche gerechtfertigt seien und welche nicht.

„Händler brauchen starke Herstellermarken und umgekehrt.
Christian Feddersen, Bremer Marketingprofessor 

Der Bremer Marketingprofessor hält es für möglich, dass Edeka die Auslistungen noch länger durchhalten kann: „Es kann also durchaus sein, dass das noch länger so bleibt.“ Doch beide Seiten seien auch aufeinander angewiesen: „Händler brauchen starke Herstellermarken und umgekehrt. Von daher gehe ich davon aus, dass sie sich irgendwann wieder einigen werden.“

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Der Konzern Mars Wrigley hofft auf eine baldige Rückkehr seiner Produkte in die Regale von Edeka. Der Fokus bleibe, sagt die Sprecherin, dafür eine Lösung zu finden. Im Moment gebe es einen hohen Kostendruck – ob bei den Rohstoffen, der Energie oder Logistik. Die dadurch entstehenden Mehrkosten habe man im vergangenen Jahr bei Weitem nicht vollständig weitergegeben, "aber angesichts der aktuellen Marktbedingungen war ein gewisses Maß an Preisanpassung notwendig".

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