Das wird teuer! In diesen Monaten scheint der Ausspruch, der Handwerkern gerne nachgesagt wird, auf nahezu alles zu passen. Sprit und Strom, Gas und Heizöl – und Lebensmittel. Die Inflationsrate in Deutschland betrug im finsteren November nach erster Schätzung des Statistischen Bundesamts 5,2 Prozent. Das sind unbekannte Höhen – zumindest in den vergangenen drei Jahrzehnten.
Ein Teil der Geschichte erklärt sich mit der Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr. Auch andere Preise sanken aufgrund der Pandemie 2020. Jetzt zeigt sich eine Art Nachholeffekt. Die Wirtschaft hat sich zügiger erholt als gedacht. Das treibt die Nachfrage nach Rohstoffen und Energie an. Vor allem die Energiepreise entfachten den deutlichen Preisanstieg im November. Um 22 Prozent soll Energie im Vergleich zum Vorjahr teurer geworden sein, was politisch gewollt ist. Der CO2-Preis steigt aus guten Gründen – es geht ums Klima. Teuerungen bei Gas und Strom aber treffen Verbraucher doppelt, weil Unternehmen die höheren Kosten weiterreichen.
In Bremen dürften derzeit viele Verbraucher gebannt auf Signale der SWB warten. Bald gibt es Gewissheit, wie sich im nächsten Jahr die Strom- und Gaskosten des Versorgers entwickeln. Selbst die schönen Dinge des Lebens wird eine hässliche Teuerung treffen. Verschiedene Hersteller kündigten schon an, dass ihre Produkte teurer werden: Schokolade, Kekse, Wein und Sekt. Auch die Logistik, Verpackungen und Rohstoffe sind für die Unternehmen kostspieliger.
Inflation - das Wort war lange nicht so präsent wie derzeit. Heftige Preissprünge hat es viele Jahre nicht gegeben – vielleicht abgesehen von den stetig steigenden Immobilienkosten. Das dürfte aber nur ein Grund sein, weshalb viele sorgenvoll darauf schauen, wie es weitergeht: Handelt es sich bei der Inflation letztlich doch um etwas Vorübergehendes? Was passiert im nächsten Jahr?
Unsicherheit dürfte auch deshalb vorherrschen, weil die Pandemie in der Weltwirtschaft zu Erschütterungen führte, die bis heute nachwirken. Corona hat uns drastisch vor Augen geführt, dass auf wenig Verlass ist – nicht nur in Bezug auf unsere Gesundheit, sondern auch in Bezug auf die Globalisierung. Wer hätte sich vorstellen können, dass ein Mangel an Halbleitern mächtige Industrien wie die Autohersteller zumindest zeitweise in die Knie zwingt?
Wegen der Erschütterungen sind diverse Preiseffekte erst entstanden. Es gibt in vielen Branchen mehr Nachfrage als Angebot. Das ganze Jahr über waren Mangelerscheinungen zu sehen – selbst bei simpelsten Bauteilen. Viel hängt davon ab, wie es mit den Energiepreisen weitergeht. Die Wirtschaftsweisen gehen mit Blick auf Marktdaten der europäischen Energiebörse vom Frühjahr an von einer Entspannung beim Erdgas aus. Noch aber stehen vielleicht kalte, ganz sicher aber teure Wintermonate bevor.
Während einige Verbraucher den Anstieg nicht sonderlich spüren, trifft er andere hart. Die Sorgen sind berechtigt, wenn es um Menschen mit geringem Einkommen geht. Reicht das Geld für sie aus? Die Ampel-Koalition muss für rasche Entlastung sorgen. Angesichts der Preisentwicklung wirkte die jüngste Erhöhung von Hartz IV um drei Euro wie ein schlechter Scherz – ein Scherz auf Kosten von Menschen, denen die Teilhabe an der Gesellschaft schwerfällt. Es reicht natürlich nicht, ein neues Etikett namens Bürgergeld dafür zu erfinden.
Zudem stehen die Währungshüter wegen ihrer lockeren Geldpolitik in der Kritik. Die hohen Inflationsraten befeuern das weiter. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, bekräftigte gerade in einem Interview die Einschätzung, der Anstieg der Inflation werde nicht von Dauer sein. Selbst wenn es einen Kurswechsel geben sollte: Das dürfte kurzfristig wenig gegen die Teuerungen bringen.
Wenn auch unklar sein sollte, auf welches Niveau sich die Inflation einpendelt: Glasklar dürfte jedem sein, dass die Politik vor allem denen helfen muss, die wegen ihres niedrigen Einkommens besonders unter den Preisen leiden.