Bankkunden in Deutschland können auf ein Ende der Negativzinsen auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto hoffen. Deutschlands größte Direktbank, die ING Deutschland, schafft nach eigenen Angaben die Minuszinsen für die meisten Kunden ab. Ab Juli erhöht die Bank die Freibeträge für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten von derzeit 50.000 auf 500.000 Euro pro Konto. Künftig will das Geldinstitut also erst ab einer halben Million Euro ein "Verwahrentgelt" kassieren, wie die Branche die Gebühr bezeichnet.
Weitere Schritte könnten folgen und andere Geldhäuser könnten nachziehen, auch weil eine erste Zinserhöhung im Euroraum im Sommer immer wahrscheinlicher wird. Nach Einschätzung von Oliver Maier von der Vergleichsplattform Verivox erhöht die Entscheidung der ING den Druck auf die Wettbewerber, ebenfalls aktiv zu werden: „Darum ist es gut möglich, dass in den nächsten Tagen und Wochen weitere Banken nachziehen und ebenfalls die Freibeträge anheben.“ Die ING Deutschland begründete ihren Schritt unter anderem mit der bereits positiven Zinsentwicklung an den Kapitalmärkten.
Angesichts der Rekordinflation nehmen Europas Währungshüter Kurs auf ein Ende der ultralockeren Geldpolitik. Dabei gilt eine erste Zinserhöhung im Juli als zunehmend wahrscheinlich. Derzeit müssen Banken 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Zahlreiche Geldhäuser geben diese Zinsen ab bestimmten Summen auf dem Konto an Privatkunden weiter.
Pläne von Banken in Bremen
Der WESER-KURIER fragte bei der Bremischen Volksbank, der PSD Bank Nord sowie der Sparda-Bank nach ihren Plänen bezüglich der Minuszinsen. Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt wollten sie sich nicht äußern, die Anfrage blieb unbeantwortet. Vor knapp drei Wochen setzte die Oldenburgische Landesbank (OLB) als eines der ersten Geldinstitute bundesweit für ihre Kunden die Freibeträge hoch.
Die Deutsche Bank, die von Privatkunden seit Mitte Mai 2020 Minuszinsen verlangt, sagte: „Wenn die EZB den Satz der Einlagenfazilität ändert, werden wir im Privatkundengeschäft das Entgelt kurzfristig anpassen.“ Derzeit erhebt Deutschlands größtes Geldhaus Negativzinsen ab 50.000 Euro auf Giro- und Anlagekonten und ab 25.000 Euro für Tagesgeld. Die Commerzbank wolle reagieren, wenn sich die steigenden Zinsen als nachhaltig erweisen.
Nach Angaben des Finanzportals Biallo.de verlangen aktuell 582 Banken und Sparkassen der insgesamt rund 1300 Geldinstitute Minuszinsen von Privatkunden.